Die 5 Plage
fünfundvierzig Kilo, wenn’s hoch kommt, Strangulationsmarke um den Hals, in einem Ferrari abgeladen.«
»Mein Gott. Diese Monster. Diese Dreistigkeit , das ist der reine Wahnsinn. Welche Kaltschnäuzigkeit gehört dazu, so was in aller Öffentlichkeit abzuziehen? Sieh dir doch bloß die ganzen Kinder an, die hier rumlaufen!«
»Sie verarschen uns, Boxer«, sagte Jacobi. »Sie machen uns eine lange Nase und lachen sich ins Fäustchen. So seh ich das.«
Er deutete auf eine Gruppe von Cops und Kriminaltechnikern, die zwischen den Imbissständen und den europäischen Sportwagen standen. Eine mickrige Absperrung aus gelbem Polizeiband zog sich um eine zusammenklappbare Trennwand aus Spanplatten.
Als ob sechs Quadratmeter genügten, um einen Tatort zu sichern.
Ich trat hinter die Trennwand, und dort erwartete mich ein Anblick, der mir durch Mark und Bein ging. Das Opfer war eingekleidet, frisiert und wie ein Stillleben drapiert worden: Blonde Frau in schnittigem silbernem Sportwagen. Es war schwärzester Humor, ein zynischer Insiderwitz - wieder eine junge Frau, die sterben musste, damit irgendjemand sein perverses Vergnügen ausleben konnte.
»Hol mir den Geschäftsführer«, sagte ich zu Jacobi. »Ich mach den Laden hier dicht.«
Mit dem Handy rief ich den Chef an und bat ihn, sämtliche verfügbaren Beamten ins Kongresszentrum zu schicken und auch den Bürgermeister zu alarmieren. Zweifellos würden schon bald Satelliten-Übertragungswagen die Howard Street verstopfen und Hubschrauber mit Kamerateams über uns kreisen.
Charlie Clapper hielt im Fotografieren des Tatorts inne, um mir ein paar Latexhandschuhe zu geben.
»Wir tun, was wir können, Lindsay, aber ich muss dieses Auto ins Labor mitnehmen, damit wir ihm unsere Spezialbehandlung angedeihen lassen können.«
»Habt ihr bei dem Opfer einen Ausweis gefunden?«
»Keine Brieftasche, keine Handtasche, kein gar nichts.«
Ich streckte die Hand durch das offene Fahrerfenster und berührte die Wange des Mädchens mit dem Handrücken. Sie war noch warm. Die Temperatur im Saal lag um die zwanzig Grad, und die Luft war trocken.
Ich hatte eine Idee. Wenn wir uns beeilten, könnte es funktionieren.
»Charlie? Könnten wir sie nicht an Ort und Stelle mit Sekundenkleber bedampfen?«
Die Spurensicherer errichteten gerade das Schutzzelt für die Bedampfung, als ein korpulenter Mann mit hochrotem Kopf sich durch die Menge drängte und sofort wutentbrannt auf mich losging.
Sein Namensschild wies ihn als »Patrick Leroy, Ausstellungsleiter« aus. »Sie können doch die Ausstellung nicht einfach schließen! Sind Sie wahnsinnig?«
Speicheltropfen flogen durch die Luft, als er Fragen über Fragen auf mich abfeuerte, auf die es keine Antworten gab: Ob ich wüsste, was ihnen da alles an Einnahmen durch die Lappen ging? Was für eine beschissene Anti-Werbung das für die Ausstellung sei? Und ob mir klar sei, dass er mir ganz persönlich deswegen die Hölle heißmachen würde?
Es war eine einzige Flut von unflätigen Beleidigungen, aber da war er bei mir an die Falsche geraten.
»Eine Frau ist ermordet worden, Mr. Leroy, kapiert? Ich muss das, was an Spuren noch vorhanden ist, sichern und einen Mörder fangen. Während sie hier rumtoben wie ein Idiot, trampeln die Leute in Scharen die Treppen rauf und runter und verteilen DNA auf den Klos.
Je schneller Ihre Security-Leute uns helfen, den Laden zu räumen, und sich für Vernehmungen zur Verfügung stellen, desto eher sind Sie uns wieder los.«
»Und wann wird das Ihrer Meinung nach sein?«, fragte er schwer atmend.
»Wenn wir fertig sind, sind wir fertig.«
»Machen Sie mich nicht fertig! Ich muss den Leuten doch irgendwas erzählen!«
Er tat mir fast leid. Aber nur fast.
»Rechnen Sie mit mindestens zwölf Stunden«, sagte ich.
»Einen ganzen Tag? Sie wollen uns den Samstag streichen? Das sind Millionen von Dollar ins Klo geschüttet. Millionen! «, rief er, während er auf den Tasten seines Handys herumhackte. »Sie machen sich ja keine Vorstellung.«
»In diesem Ferrari sitzt eine tote Frau«, sagte ich nur.
Ich wandte ihm den Rücken zu, als Jacobi an mich herantrat und meldete, er habe die Überwachungsvideos eingesammelt, auch die, die auf die Verladezone gerichtet waren.
Wir sahen einen Moment lang den Cops zu, wie sie zahlende Kunden aus dem glitzernden Konsumtempel hinaus auf die Straße scheuchten. Die Begeisterung der Betroffenen hielt sich in Grenzen.
»Wenn wir diese Irren nicht bald schnappen«,
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