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Die 500 (German Edition)

Die 500 (German Edition)

Titel: Die 500 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Quirk
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Zettel hatte er den Namen Karl Langford und dessen Adresse notiert. Langford war die einzige Person, die wusste, wie ich die Beweismittel finden konnte, die die Verbindung zwischen Henry Davies und dem Mord an dem Journalisten Hal Pearson vor vierzig Jahren herstellten. Es gab nur einen einzigen Grund, warum Langford noch lebte: Henry wusste nicht, dass Langford sich auskannte.
    Haskins hatte jahrelang mit legalen Mitteln versucht, Langford zur Zusammenarbeit zu überreden und die Beweise gegen Henry herauszurücken. Er hatte es nicht geschafft, aber ich brauchte mich um Feinheiten wie Legalität nicht mehr zu scheren. Ich hatte meine Hausaufgaben gemacht und Langford in Sarasota aufgespürt. Seinen genauen Aufenthaltsort zu ermitteln erschien mir nicht besonders schwierig, weil er nämlich – und das war das Vertrackte an der Sache – seit einem Schlaganfall 1996 tot war.
    Ich steckte in einer Sackgasse. Ich brauchte Rivera. Vielleicht könnte er mir dabei helfen, den Fall wieder aufzurollen oder zusammenzupuzzeln, was Langford gewusst hatte. Ohne fremde Hilfe und mit jedem Ostküstenbullen auf den Fersen hatte ich jedenfalls keine Chance. Ich hatte nicht mal Klamotten zum Wechseln.
    Detective Rivera hatte mir über meinen Hotmail-Account eine Nachricht zukommen lassen. Ich kaufte ein Handy mit Prepaid-Karte und rief ihn am Freitag nach den Morden an. Er erzählte mir, dass ich der Hauptverdächtige sei und mein Foto mit meinen persönlichen Daten an alle Polizeibehörden weitergeleitet worden war.
    Als Erstes wollte ich von ihm wissen, warum ein Polizist aus Washington mit einem politischen Korruptionsfall befasst war.
    »Davies ist in jede Menge kriminelle Machenschaften in DC verwickelt«, sagte Rivera. »Er hat überall seine Quellen, von bestochenen Portiers und Oberkellnern bis zu Edelpuffmüttern und Leuten, die jede Art von lasterhaften Dienstleistungen der Luxusklasse zur Verfügung stellen. Dadurch bin ich auf ihn aufmerksam geworden. Ich hätte meine Informationen schon lange an die Bundesbehörden weitergeleitet, habe aber herausgefunden, dass sich, noch mehr als irgendwelches Fußvolk, Leute aus den oberen Riegen von ihm schmieren lassen. Ich kenne ein paar vertrauenswürdige Leute, denen ich meine Informationen übergeben kann, aber erst muss ich wissen, wie stichhaltig die Beweise sind, die Sie gegen ihn in der Hand haben.«
    Rivera wollte wissen, was ich gegen Henry in der Hand hatte, und er wollte Einzelheiten über die Morde. Ich war immer noch misstrauisch. Aber wenn dich die Polizei für einen durchgeknallten Mörder mit einer Vorliebe für Damenschuhe hält, dann ist die wohltuende Wirkung von beruhigenden Worten nicht zu unterschätzen: »Hey, Mike, ich weiß, dass Sie unschuldig sind. Ich kann Ihnen helfen, aus der Sache rauszukommen. Ich hab mit ein paar Leuten vom FBI geredet, die absolut vertrauenswürdig sind. Die wollen Sie als Zeugen gegen Davies haben.«
    Ich sagte ihm, dass ich das und was er mir vorher über seinen Verdacht gegen Henry Davies erzählt hatte, aufgezeich net hätte und als Versicherung aufbewahren würde. Bei dem Rummel um Haskins’ Tod und meine Flucht wäre die Presse da sicher höllisch scharf drauf.
    Tu nie etwas, womit die andere Seite rechnen könnte. Das ist die erste Regel, wenn man auf der Flucht ist. Ich verabredete mich mit Rivera für den nächsten Tag an der Garderobe des Westgebäudes der National Gallery of Art. Das ist der klassische Teil des Museums, ein vom Pantheon inspiriertes Gebäude mit prächtigen Hallen, Säulen und Kuppeln, das vom selben Mann entworfen wurde wie das Jefferson Memorial. Genau der Ort, mit dem die andere Seite bei einem Burschen wie mir rechnet, der aufgeregt seinem ersten Date mit den Jungs in Uniformblau entgegensieht.
    Rivera und ich waren für 15 Uhr 30 verabredet, also genau jetzt, weshalb ich in diesem Augenblick nicht im West-, sondern im Ostgebäude war – scharfe Kanten, rosa Marmor, zeitgenössische Kunst. Und zwar im oberen Stockwerk, von wo ich einen Blick über das Atrium und auf alle Ausgänge hatte. Beide Gebäude verfügten über Metalldetektoren an den Eingängen, sodass alle Besucher ohne speziellen Termin – ob nun Polizisten oder Marcus – unbewaffnet sein mussten. Das hoffte ich zumindest.
    Ich zog mein Prepaid-Handy aus der Tasche und rief an der Garderobe im Westgebäude an. Nachdem sich die nette Dame meine Geschichte vom verirrten Touristen angehört hatte, fragte sie, ob ein Mister Rivera da sei.

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