Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die 500 (German Edition)

Die 500 (German Edition)

Titel: Die 500 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Quirk
Vom Netzwerk:
kosten würde, wenn ich es nicht tue. Genau das hat er gemeint. Er hat mich hingehängt. Alles, was die da im Fernsehen bringen, ist eine Lüge. Hinter alldem steckt er.«
    »Aber wie konnte er das alles inszenieren? Da stecken so viele Leute mit drin.«
    »Das ist seine Stadt, Annie. Bestechung, Erpressung: Er hat sich in D C einen wichtigen Kopf nach dem anderen gefügig gemacht. Und Haskins war eine große Nummer im Olymp des Landes, dem Obersten Gerichtshof.«
    Was ich da sagte, hörte sich sogar in meinen eigenen Ohren wie das durchgeknallte Geschwätz eines Verschwörungstheoretikers an. Sie trat einen Schritt zurück und verschränkte die Arme.
    »Die haben was von irgendeinem Vorfall bei Davies gesagt, im Büro. Dass man einen Polizeibeamten angegriffen hat.«
    »Ich musste da raus, Annie. Die Bullen hat Henry auch im Sack, ich hab’s selbst erlebt.«
    Ich spürte, dass sie mir nicht glaubte. Was hätte ich geglaubt, wenn sie mir so einen Irrsinn um die Ohren gehauen hätte, wenn sie auf Bullenköpfen herumgetrampelt wäre? Jetzt war ich wieder der Sohn eines Gauners, für den das alles eine Nummer zu groß war, der kleine Trickbetrüger, der langsam sein wahres Gesicht zeigte, weil er zu lange mitgespielt hatte und zu gierig geworden war.
    »Wenn du wegläufst, machst du es doch nur noch schlimmer, Mike. Was sollen die Leute denn glauben?«
    »Ich kann mich nicht stellen, Annie. Henry kriegt jeden.«
    Im Fenster zur Straße leuchteten Scheinwerfer auf. Ich ging nach vorn und schaute nach draußen. Es war Marcus’ Mercedes. Er und Davies stiegen aus.
    Henry kommt an jeden ran. Ich drehte mich um und schaute Annie an.
    »Hast du ihnen gesagt, worüber wir gestern Abend gesprochen haben, dass ich versuchen würde, sie aufzuhalten?«
    »Nein, Mike!« Sie trat zurück und schaute mich mit aufgerissenen Augen an. Sie hatte Angst.
    Die Romanze mit Annie war so einfach gewesen. Ich erkannte jetzt, dass Henry seine Hand im Spiel gehabt hatte: Er hatte mir im ersten Stock das Büro in ihrer Nähe gegeben, er hatte mir auf der Weihnachtsparty der Firma von ihr vorgeschwärmt. Weiß der Himmel, was er – mit ihrem Wissen oder ohne – sonst noch für Tricks angewandt hatte, um uns zusammenzubringen.
    Er musste einige Zeit daran gearbeitet haben, mir die Morde anzuhängen. Wahrscheinlich schon lange vor meinem Anruf heute Morgen bei Rivera. Ich hatte Annie am Abend zuvor erzählt, dass ich reden würde. Niemand wusste so viel wie sie: dass ich mich an die Behörden wenden wollte, dass ich die Wahrheit über Haskins’ Tod kannte. Sie musste es Henry und Marcus erzählt haben. War unsere ganze Beziehung ein abgekartetes Spiel? Annie nur ein weiterer Honigtopf? Alles von Anfang an eingefädelt, damit Henry mich ausspionieren konnte, damit er mich immer an der Leine hatte? Hatte er das gemeint, als er gesagt hatte, er wüsste noch vor mir, wenn ich reden würde?
    Die ganze Woche hatte ich mich im Griff gehabt, aber ich spürte, dass ich allmählich die Kontrolle über mich verlor. Wie in dem Augenblick, als ich dem Bullen in der Damentoilette gegen den Kopf getreten hatte, spürte ich jetzt den gleichen Sog, den gleichen Nervenkitzel, ohne an die Konsequenzen zu denken.
    Annie ahnte, was in mir vorging. Sie warf einen Blick auf das Messer. In diesem Augenblick wusste ich, dass ich sie verloren hatte – egal, ob sie Henry etwas erzählt hatte oder nicht, egal, ob unsere Beziehung ein Schwindel gewesen war oder nicht.
    »Hör auf wegzulaufen, Mike«, sagte sie.
    Henry und Marcus standen jetzt vor der Haustür.
    »Ich bin unschuldig. Das ist die Wahrheit.«
    »Dann stelle dich.«
    »Nein. Die Wahrheit spielt gerade keine Rolle.«
    Ich öffnete die Balkontür und sprang über das Geländer. Als ich auf dem weichen Frühlingsgras landete, platzten ein paar Nähte der Wunde an meinem Oberschenkel. Ich richtete mich auf und lief zurück in die Dunkelheit des Parks.

20
    D ass Annie mich an Marcus und Davies verraten hatte, machte mich natürlich fertig, andererseits verschaffte es mir auf gewisse Weise auch eine innere Ruhe. Davies setzte seine Intrige ins Werk, nachdem er erfahren hatte, dass ich mich an die Polizei wenden würde. Sollte er die Information von Annie bekommen haben, dann war die undichte Stelle jedenfalls nicht Rivera. Und gerade jetzt war ich darauf angewiesen, Rivera vertrauen zu können.
    Seit den Morden am letzten Samstag ging ich dem Hinweis nach, den Haskins mir vor seinem Tod anvertraut hatte. Auf dem

Weitere Kostenlose Bücher