Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die 500 (German Edition)

Die 500 (German Edition)

Titel: Die 500 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Quirk
Vom Netzwerk:
packte und vor meiner Brust verdrehte. Damit ich mir meine Schulter nicht auskugelte, versuchte ich mich zur Seite zu drehen, aber Marcus drückte mich gegen den kalten Stahl der Serra-Skulptur. Er schaute mir jetzt ins Gesicht und erhöhte den Druck. Ich spürte, dass etwas in meiner Schulter nachgab, während er seinen anderen Arm hochriss und mir den blauen Lichtbogen seines Tasers dicht vors Auge hielt. Mit meiner freien Hand packte ich die Hand mit dem Taser. Eine Pattsituation: Er drückte mich mit einer Hand gegen die Stahlskulptur, ich hielt mit einer Hand seinen Taser auf Abstand.
    Nach ein paar Sekunden bemerkte ich, dass Marcus die Skulptur anschaute. An meinen Körper kam er nicht ran, aber das war auch nicht nötig. Er hatte ja die zweieinhalb Meter hohe Stahlplatte, gegen die er mich drückte. Die würde das sauber für ihn erledigen. Ich hatte meine beiden Trümpfe ausgespielt und wusste nicht mehr weiter. Er drückte den Taser gegen die Skulptur, und die kurzen blauen Lichtbögen schossen gegen den Stahl.
    Er grillte mich vier Sekunden lang, und ich schrie mein gesamtes Repertoire an Obszönitäten heraus. Als ich auf dem Boden zusammensackte und er mir mit seinem Taser eine kurze Nachbehandlung verpasste, nahm ich meine Umgebung nur noch verschwommen wahr. Allerdings erinnere ich mich noch genau daran, dass ich das Gefühl hatte, als lösten sich meine krampfartig zuckenden Muskeln von den Knochen, und dass Rivera seine Dienstmarke hochhielt und rief, »Metro Police, bitte zurücktreten, lassen Sie uns durch«, während Marcus mich durch eine Hintertür aus dem Gebäude schleifte und auf den Rücksitz einer Limousine stieß.

21
    D a ich quer auf dem Rücksitz lag, sah ich durch die Fenster nur vorbeihuschende Bäume. Ich war gerade wieder richtig zu mir gekommen, als wir von der Straße abbogen und wenig später anhielten. Anscheinend standen wir vor einem Hügel. Dann hörte ich, wie ein stählernes Rolltor nach oben rumpelte. Wir verschwanden in einem Tunnel.
    Kurz danach hielt der Wagen erneut. Marcus riss mich an den Handschellen hinter meinem Rücken hoch und schob mich durch eine Tiefgarage und dann durch eine schwere Tür. Etwa drei Meter weiter blieb er vor der nächsten Tür stehen und schaute zur Decke, unter der eine schwarze kuppelförmige Überwachungskamera hing. Eine Sekunde später glitt die Tür zur Seite.
    »Ich brauche die Clark-Aufnahme«, sagte Marcus zu dem Mann, der uns hinter der Tür erwartete. Der zwei Meter große und schwabbelige, hundertachtzig Kilo schwere Kerl trank aus einer Null-Komma-sieben-Liter-Flasche einen Schluck Mountain Dew und winkte uns herein. Es dauerte einen Moment, bis ich ihn wiedererkannte. Es war Gerald, der Leiter der IT-Abteilung bei der Davies Group. Er führte uns in einen Raum, der nur von einer ganzen Wand graublau flimmernder Computerbildschirme erleuchtet wurde.
    Auf einigen Monitoren waren die üblichen Bilder aus dem Kontrollraum eines Sicherheitsdienstes zu sehen: Korridore, Büros, Ausgänge. Ich erkannte Peg in der Lohnbuchhaltung, die sich eine Wasserflasche an den Nacken drückte. Andere Bilder irritierten mich: ein Wohnraum mit auf dem Boden herumkrabbelnden Babys und einer Frau, die Wäsche zusammenlegte; die Großaufnahme eines männlichen Gesichts, das ausdruckslos rechts an der Kamera vorbeischaute.
    Gerald gab Henry eine CD. Wir gingen den Gang wieder zurück und dann drei Betontreppen hoch. Wir passierten eine graue Stahltür mit biometrischem Zugangssystem und gingen bis zu einer Tür am Ende eines Gangs. Als Marcus sie öffnete, wurde ich kurz von Sonnenlicht geblendet. Als sich meine Augen daran gewöhnt hatten, sah ich Henry. Er grinste mich breit an.
    »Willkommen zu Hause«, sagte er. Marcus und ich betraten Henrys Eckbüro durch eine Tür, die sich in der Wandvertäfelung hinter seinem Schreibtisch verbarg. Wir waren im obersten Stockwerk des Gebäudes. Was ich gerade gesehen hatte, musste ein geheimer Anbau sein, der sich in dem Hügel hinter dem Haus befand.
    »Maggie«, sagte Henry durch die offenen Türen seiner Suite. Seine Sekretärin – die Frau, der ich in Kolumbien den Rekorder gestohlen hatte – steckte den Kopf herein.
    »Möchte jemand etwas trinken?«, fragte Henry. »Kaffee? Mineralwasser? Sonst irgendwas?«
    Maggie schaute Marcus an, dann Henry, dann mich. Meine Hände waren hinter dem Rücken gefesselt. An meiner Nase baumelte das lächerliche Pflaster, und in meinem Nacken leuchtete ein roter Striemen

Weitere Kostenlose Bücher