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Die 500 (German Edition)

Die 500 (German Edition)

Titel: Die 500 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Quirk
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Allentown angeschnauzt hatte, als sie die Hand nach meinem Vater ausstreckte: »Kein Körperkontakt!«
    Der Bulle schaute unter der Tür zu mir hoch, lächelte und sagte: »Hübsche Pumps, Arschloch.«
    Ich trat ihm gegen die Schläfe, bevor er seine Waffe aus dem Halfter ziehen konnte. Sein Kopf knallte auf die Marmorfliesen, dann sackte sein Körper zusammen wie eine Wolldecke. Der Groll eines ganzen Lebens entlud sich. Vielleicht war ich aber auch nur etwas empfindlich wegen meiner Schuhe.
    Ich fesselte ihn mit seinen Handschellen an eine Stange der Kabinenwand und schaute in den Gang. Glücklicherweise war der bewusstlose Bulle derjenige, der die Tür zum hinteren Treppenhaus bewacht hatte. Unbehelligt rannte ich die Treppe hinunter in die Tiefgarage.
    Die Überprüfung der Damentoilette war wahrscheinlich ein allerletzter Versuch gewesen. Vor dem Haupteingang standen zwar noch ein paar Streifenwagen, und ein paar vereinzelte Polizisten schirmten immer noch das Gebäude ab, aber es waren bei Weitem nicht mehr so viele wie am Anfang.
    Wahrscheinlich fiel einigen von ihnen auf, dass der Pick-up der Putzkolonne das Grundstück verließ. Aber keiner bemerkte, dass am ersten Stoppschild ein Schatten von der Ladefläche sprang und sich Richtung Rock Creek Park aus dem Staub machte. Das war ich.
    Ich war zwar entkommen, aber jetzt würde jeder Polizist in Washington D C nach mir suchen.
    Glücklicherweise mäanderten Ausläufer des Rock Creek Parks durch den ganzen Nordwesten Washingtons und waren mit Parks verbunden, die an Georgetown und die umliegenden Viertel grenzten.
    Ich war oft in dem Park gejoggt und kannte mich gut aus. Er war doppelt so groß wie der Central Park, viel dichter bewaldet und voller versteckter Obdachlosenlager und weiß der Himmel, was sonst noch. Wenn man Chandra Levys Leiche dort ein Jahr lang nicht hatte finden können, dann würde man mich auch nicht finden können. Ich war sicher, dass sie inzwischen in meinem Haus gewesen waren, aber vielleicht noch nicht in Annies Wohnung.
    Ich schlängelte mich die Wege entlang, die zum Naval Observatory führten, und lief dann über die Wisconsin Avenue in den Glover Archbold Park. Jeder raschelnde Zweig oder aufgescheuchte Waschbär ließ mich zusammenfahren. In der Dunkelheit war mein Geist mit archaischen Urängsten beschäftigt, was mich von den realen Gefahren ablenkte, die in der Stadt auf mich lauerten.
    Ich drehte eine Runde in Annies Viertel und hielt Ausschau nach Anzeichen, ob ihre Wohnung überwacht wurde, konnte aber keine entdecken. Die Wohnung lag im ersten Stock eines umgebauten Reihenhauses. Da ich nicht das Risiko eingehen wollte, vor dem Haus gesehen zu werden, schlich ich mich hinters Haus, kletterte an den Pfosten des Holzbalkons hoch und hievte mich über das Geländer.
    Sie saß auf der Couch. Sie trug ein zu großes Sweatshirt und eine Flanellpyjamahose, trank Tee und las. Ich hätte sie stundenlang anschauen können.
    Ich wollte sie nicht erschrecken, also klopfte ich leise mit dem Fingerknöchel ans Fenster.
    Sie fuhr nicht zusammen, sondern legte ruhig das Buch auf die Armlehne, ging in die Küche und kam mit dem 35-Zen timeter-Wüsthof-Kochmesser zurück, das ich ihr zu Weihnachten geschenkt hatte. Sie hielt es wie einen Hammer und trat von der Seite an die Balkontür.
    Mann, wie ich das Mädchen liebte.
    »Mike?«, sagte sie.
    »Ja.«
    Sie zog die Tür auf. »Mein Gott, um ein Haar hätte ich dich aufgeschlitzt.«
    »Passender Tag dafür.«
    Sie legte das Messer auf den Tisch, zog mich ins Wohnzimmer und umarmte mich.
    »Was zum Teufel ist los?«, fragte sie. »Hast du die Nachrichten gesehen? Reden die über dich? Haben die dich in Verdacht?«
    Im Fernseher lief CNN. Die schmackhaften Nachrichten häppchen über die Landhausmorde waren noch pikanter geworden. Jetzt berichteten sie, dass der Grund für die Morde eine Dreiecksbeziehung gewesen sei. Der Killer war angeblich Irins eifersüchtiger Stalker, ein Doppelmörder auf der Flucht. Ich wunderte mich, dass noch kein Bild von mir über alle Kanäle flimmerte.
    »Glaub kein Wort von dem Zeug«, sagte ich.
    »Bist du okay?«
    »Ja.«
    »Was ist passiert?«
    »Ich hab dir doch erzählt, dass ich versuchen würde, die Sache wieder in Ordnung zu bringen. Dass es um Haskins ging. Tja, hinter den Morden steckt Davies. Ich wusste das und wollte die Polizei benachrichtigen. Davies hat mich gewarnt. Ich sollte mich auf sein Spiel einlassen, ich hätte keine Ahnung, was es mich

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