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Die 500 (German Edition)

Die 500 (German Edition)

Titel: Die 500 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Quirk
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Spiel. Und ich glaube, Sie sind der Richtige dafür.«
    Ich fühlte mich unwohl. Vielleicht lag es an diesem merkwürdigen Widerwillen: Wenn man etwas so lange so unbedingt haben will, dann hat man Angst, es anzunehmen, wenn man es endlich bekommt. Oder ich wollte die Dinge auch einfach nur schwarz oder weiß. Ich wollte das anständige Leben ohne einen Schatten Grau. Und jetzt hatte ich herausgefunden, dass das, was ich angestrebt hatte, mit dem verstrickt war, vor dem ich davonlief.
    »Es gibt da noch etwas, was Sie wissen sollten, Sir. Ich spie le mit offenen Karten. Es geht um die Scherereien …«
    »Alles, was ich über Sie wissen muss, Mike, weiß ich. Ich habe Sie eingestellt, nun ja, nicht wegen dieser Scherereien, aber wegen des Nutzens, den Sie daraus ziehen können.«
    Er streckte die Hand aus. »Sind Sie noch an Bord?«
    Im Fenster hinter ihm konnte ich die Skyline der Hauptstadt sehen. Alle Königreiche und allen Ruhm der Welt.
    »Ja, Sir«, sagte ich. Wir gaben uns die Hand.
    »Gut«, sagte er. »Und ab jetzt Henry. So, wie Sie dauernd Sir sagen, komme ich mir vor wie ein gottverdammter Kasernenhofausbilder. Und sagen Sie dem Makler, dass Sie das Haus am Inglewood Terrace nehmen.«
    Das Haus in Mount Pleasant. »Vielleicht warte ich noch etwas, lege erst mal ein bisschen Geld zurück und suche mir etwas, was weniger Miete kostet.«
    »Miete?«, sagte Davies. »Ach was. Wenn es Ihnen gefällt, kaufen Sie es. Sie müssen eins begreifen, Mike. Über Geld brauchen Sie sich nie mehr Sorgen zu machen.«
    »Nun ja, ich habe da noch ein paar Schulden, Darlehen für die Unigebühren. Das ist jetzt vielleicht nicht die …«
    Er schob eine Mappe über den Schreibtisch. »Der Zivilprozess gegen Crenshaw Collection Services ist startklar. Mittwoch wird Strafanzeige gestellt. Wir reißen denen die Eingeweide raus.«
    Noch bevor ich merkte, wie mir geschah, führte er mich zu einer Flügeltür.
    »Marcus ist ab jetzt Ihr Mentor, aber ich dachte mir, ich mache Sie auch gleich mit dem Rest der Gang bekannt.«
    Er öffnete die Tür zu einem Konferenzraum, der die Räumlichkeiten des Met Clubs alt aussehen ließ. Die Bosse warteten auf mich – eine Galerie der Gewichtigsten unter den Schwergewichten.
    »Darf ich um Ihre Aufmerksamkeit bitten? Es ist mir ein Vergnügen, Ihnen Michael Ford vorstellen zu dürfen, unseren neuesten Senior Associate.«
    Sie klatschten, dann wurde ich unter Händeschütteln und Schulterklopfen durchgereicht. Ich hatte vier Monate bei Davies hinter mir – von Mai bis August. Jemand sagte mir später, dass in der Geschichte der Davies Group noch nie jemand nach so kurzer Zeit befördert worden sei.
    Davies hob die Hand, und die Anwesenden verstummten. »Also dann, Abmarsch«, sagte er in seinem Halbflüstern. »Wir sehen uns in einer halben Stunde in der Brasserie Beck. Wir haben das Hinterzimmer.«
    Während sie aus dem Konferenzraum schlenderten, bedachten mich die Bosse noch einmal mit ihren Glückwünschen. Davies führte mich hinunter in den ersten Stock zu einem herrlichen Büro, das so anheimelnd wie ein Bibliotheksraum in Oxford war.
    »Sie können dann am Montag hochziehen.«
    Er bemerkte meinen Blick, als ich den Abstand zwischen meiner und Annie Clarks Bürotür abschätzte – keine fünfzehn Meter. Er bedachte mich mit dem Anflug eines Lächelns, sagte aber kein Wort. Der Bursche wusste wirklich, wo er ansetzen musste.
    »Was wollen Sie, Mike? Los, raus damit.«
    Mir fiel nichts ein. Ich hatte alles, was ich hatte erreichen wollen. Ein anständiges Leben, einen guten Job, Respekt. Mehr noch, etwas, was ich nie für möglich gehalten hatte. Den Kitzel, den ich bei der Jagd auf Gould gespürt hatte und der mir seit Jahren abgegangen war, seit ich mit meinen Gaunereien aufgehört hatte. Womit Davies gut leben konnte – er hatte meine ehrbare Arbeit und meine nicht so ehrbaren Gewohnheiten, die ich nie abschütteln konnte. Ich konnte der Mann sein, der ich sein wollte, und brauchte meine Herkunft nicht zu verleugnen.
    »Ich bin zufrieden, Sir. Ehrlich. Das ist sowieso schon zu viel.«
    »Irgendwas, egal.« Er ließ nicht locker. Ich erkannte, dass er es ernst meinte, dass er keine Motivationsübung mit mir veranstaltete. Ich schwieg eine Minute, dann wagte ich es, ihn beim Wort zu nehmen.
    »Ich weiß nicht, ob das die richtige …« Ich brach ab. Wahrscheinlich glaubte er, ich würde über eine machbare Bitte nachdenken: einen Mercedes SLK 230 oder ein Extrabad im Büro. Aber das

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