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Die 500 (German Edition)

Die 500 (German Edition)

Titel: Die 500 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Quirk
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Spindknacker-Nummer den Fall gerettet oder meine Karriere ruiniert hatte. Vielleicht hatte er die Polizei nur deshalb abgewimmelt, damit er mich höchstpersönlich bestrafen konnte. Kurz bevor ich ging, sagte er: »Um drei in meinem Büro.«
    Seine Suite lag am Ende des scheinbar endlosen Vorstandsflurs. Ich weiß, ich dramatisiere ein bisschen, aber ich wurde das Bild nicht los, das ich in einem Dutzend Filme gesehen hatte: der letzte Gang durch den Todestrakt. Er ließ mich in einem schmalen Durchgang vor seinem Büro bis zwanzig nach drei warten. Ich war seit etwa vierunddreißig Stunden auf den Beinen, die Müdigkeit lastete auf meinem Körper wie der Bleischurz beim Zahnarzt. Schließlich sah ich Davies den Flur heraufkommen. Er ging direkt in sein Büro und bedeutete mir mit dem Zeigefimger, ihm zu folgen. Als er neben seinem Schreibtisch stehen blieb, blieb ich auch stehen.
    Er fixierte mich einen Augenblick lang mit seinem undurchdringlichen Blick, zog dann etwas aus seiner Jackentasche und hielt es zwischen Daumen und Zeigefinger hoch. Es war eine Holzschraube, und sie kam mir verdammt bekannt vor. Ich hatte gerade so viele wieder in die Löcher gedreht, dass die Rückwand des Spinds hielt, auf die restlichen Löcher hatte ich einfach die Holzkappen gesteckt. Eine Schraube hatte ich wohl liegen lassen.
    »In letzter Zeit mal Squash gespielt, Ford?«
    Solange ich nicht wusste, worauf er hinauswollte, hielt ich den Mund. Davies drehte die Schraube langsam zwischen Daumen und Zeigefinger hin und her und warf sie dann in die Luft. Ich fing sie einen Viertelmeter vor meiner Brust auf.
    »Gould hat Ja gesagt.«
    »Und was ist mit der Polizei?«
    Davies machte eine wegwerfende Handbewegung. »Und machen Sie sich keine Sorgen wegen des Admirals. Der ist schon ein bisschen weich in der Birne, grüßt schon sein eigenes Spiegelbild.«
    »Ich möchte mich entschuldigen für …«
    »Schon vergessen. Ihre Methoden waren vielleicht ein bisschen rustikaler als die, die ich gewählt hätte, aber ent scheidend ist, dass er Ja gesagt hat. Fünfundachtzig Millionen Dollar.«
    »Fünfundachtzig?«
    Er nickte. »Ich habe diese Woche noch ein paar Parteien mit ins Boot geholt.«
    »Und was passiert mit Gould? Hängen Sie ihn beim Inspector General im Handelsministerium hin? Oder bei der Polizei?«
    Davies schüttelte den Kopf. »Neunundneunzig Prozent dieser Fälle werden sowieso unter den Tisch gekehrt. Wäre was anderes, wenn noch ein paar andere ihre Finger mit drin hätten. Aber so traurig es ist: Hundertzwanzig Riesen Schmier geld sind in dieser Stadt Peanuts. Trotzdem bin ich froh, dass Sie sie ausgegraben haben.«
    »Wie haben Sie ihn umgedreht? Haben Sie gedroht, ihn zu outen? Ich meine, haben Sie ihn …« Ich suchte nach einem freundlichen Wort dafür.
    »Erpresst?«, sagte Davies.
    »Nein, Sir, ich wollte nicht andeuten, dass …«
    »Sie haben meine Gefühle nicht verletzt«, sagte Davies und lachte leise. »Für einen Teil der Arbeit, die wir hier leisten, ist das Wort Erpressung ein klein wenig zu grob. Allerdings wäre es ein erfrischend direktes Synonym. Stellen Sie sich das vor. Sie zeigen einem Typen ein Foto von ihm, ein Motel, sein nackter Arsch, eine Nutte, und sagen, Reform der Wahlkampffinanzierung oder Ende der Vorstellung.«
    Davies dachte kurz darüber nach. »Zugegeben, das hat einen gewissen schnörkellosen Reiz. Trotzdem, nein. Gould ist ein schlauer Bursche. Da braucht man nur zu sagen, man hätte gehört, dass er sich vielleicht etwas übernommen habe, dass man ihm möglicherweise dabei behilflich sein könne, etwaige Unannehmlichkeiten zu vermeiden. Normalerweise braucht man noch nicht mal so weit zu gehen. Und plötzlich sperrt er die Ohren auf, ist die Liebenswürdigkeit selbst. Menschen kommen nicht zu Einfluss, wenn sie schwer von Begriff sind, zumindest nicht, wenn es um ihr Eigeninteresse geht.«
    »Das ist eine Win-win-Situation«, fuhr Davies fort. »Normalerweise zieht der Kerl sofort die Reißleine, egal, was er gerade am Laufen hat. Und zwar schneller und zuverlässiger, als das irgendeine Ethikkommission hinkriegen könnte. Und währenddessen fördern wir die Politik, an die wir glauben. Wir holen das Beste aus seinem schlechten Benehmen heraus.«
    Ich stand am Fenster und betrachtete die kleine Holz schraube zwischen meinen immer noch wunden Fingerspitzen.
    »Sie mussten ziemlich überstürzt mit harten Bandagen kämpfen. Darüber steht nie was in den Zeitungen. Aber so läuft das

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