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Die 500 (German Edition)

Die 500 (German Edition)

Titel: Die 500 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Quirk
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gewesen.
    Ich versuchte Davies’ und Goulds Gespräch anhand ihrer Gesten zu folgen. Es ging von höflichem Geplauder zu Substanziellem über, als Davies sich ein klein wenig über den Tisch nach vorn beugte. Ich wartete auf das Angebot. Das Ja oder Nein, das mein Schicksal entscheiden würde. Ich sah, dass Davies sich noch etwas weiter vorbeugte und dann wieder zurücklehnte. Dann nichts mehr. Gould machte ein ernstes Gesicht. Keiner sagte etwas. War’s das?
    Ich beobachtete so gebannt den Tisch, dass mir erst gar nicht auffiel, dass zwei der Polizisten mich anschauten. Als ich den Blick wieder abwandte, sah ich, dass Gould gequält dreinschaute und die Hände hob. Das war eindeutig. Er sagte Nein. Damit war einfach so mein ehrbares Leben dahin.
    Was zum Teufel hatte ich noch zu verlieren?
    Drei Polizisten waren jetzt in eine intensive Diskussion vertieft, während sie mich nicht aus den Augen ließen. Ich zog mein Handy aus der Tasche und rief den Metropolitan Club an. Einen Augenblick später klingelte das Telefon am Empfang. Ich stellte mich als Assistent von Goulds Chef vor und sagte, ich hätte einen dringenden Anruf für Gould. Dann sah ich, wie der Steward über den karierten Fliesenboden ging und Davies’ und Goulds Gespräch unterbrach.
    Während Gould nach draußen ging, ging ich schnell hinein. Einer der Polizisten setzte sich in Bewegung und blieb zwischen mir und dem Ausgang stehen. Als ich an den Tisch trat, schien Davies sich seltsamerweise nicht sonderlich zu wundern, mich hier zu sehen.
    Ich beugte mich vor und flüsterte: »Gould wird geschmiert.« Dann zeigte ich ihm ein Foto, das ich mit dem Handy gemacht hatte: Die Geldbündel in der Tasche. Davies stellte keine Fragen. Sein Gesichtsausdruck blieb unverändert.
    »Gehen Sie«, flüsterte er. Das übernahm ein Polizist. Er packte meinen Arm mit einem sehr überzeugenden Wider stand-zwecklos-Griff und führte mich zurück in die Bibliothek, wo der andere Polizist und der Steward auf mich warteten.
    »Waren Sie gestern hier im Club, Junge?«, fragte mich ein Detective in Zivil, der offenbar die Operation leitete.
    »Ja.«
    »Dann bleiben Sie doch noch einen Augenblick bei uns.«
    Die Polizisten ließen sich die Nummer von Admiral Cassidy geben. Draußen fuhren weitere Streifenwagen mit Blaulicht vor. Zwei Beamten rahmten mich ein. Ich war geliefert. Mein Hirn spulte blitzschnell vor, durch jede einzelne Station – die Handschellen, der Streifenwagen, die Zelle mit der Kloschüssel und den durchgeknalltesten Pennern von ganz DC, die Verhöre, der beschissene Kaffee, der nutzlose Pflichtverteidiger, die Anklageverlesung und der Richter, der auf mich herabschaute wie der vor zehn Jahren. Nur dass er mir diesmal keine zweite Chance geben würde. Sie würden mich schließlich als das erkennen, was ich war: ein mieser Gauner in einem Anzug, den ich nicht bezahlt hatte. Ich konnte nicht mal an der Bullenwand aus blauen Kunstfaseruniformen vorbeischauen, um herauszufinden, was zwischen Davies und Gould ablief.
    »Kann ich Ihnen behilflich sein, meine Herren?« Das war Davies, der hinter mir stand. Der Steward erstarrte unter seinem Blick. Die Polizisten wichen ein paar Zentimeter zurück.
    »Kennen Sie den Mann?«, fragte einer.
    »Natürlich«, sagte Davies. »Er ist Associate in meiner Firma. Einer meiner Besten.«
    »Ist er ein Bekannter von Admiral Cassidy?«
    »Ich hatte die beiden gestern bei einem Drink miteinander bekannt machen wollen, aber ich bin im Büro aufgehalten worden. Ich hatte vor, diesen Herrn als neues Clubmitglied vorzuschlagen. Darf ich vorstellen, Anup, Michael Ford.«
    »Erfreut, Sie kennenzulernen«, sagte der Steward. Ich sah, dass es hinter seinem routinierten Lächeln brodelte.
    »Ganz meinerseits«, sagte ich.
    »Nun, worum geht’s hier?«, fragte Davies.
    »Nur ein Missverständnis, Sir«, sagte der Steward.
    »Würden Sie uns dann bitte entschuldigen?«
    »Natürlich«, sagte der Detective.
    Davies’ Auftreten war zuvorkommend, aber er kontrollierte eindeutig das Geschehen. Schließlich konnte ich doch noch einen Blick in den Speisesaal werfen. Gould saß wieder am Tisch. Er schaute in seine Kaffeetasse, als könnte er darin die Zukunft lesen. Er sah aus, als hätte ihm jemand einen unerwarteten Tiefschlag verpasst.
    »Sie verschwinden jetzt besser«, flüsterte Davies mir zu. Er schaute mich mit einem sphinxartigen Blick an, aus dem ich nicht schlau wurde. Ich war mir immer noch nicht sicher, ob meine

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