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Die 500 (German Edition)

Die 500 (German Edition)

Titel: Die 500 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Quirk
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Neunzigern vom Krieg zerrissenen Dreckslöcher nie auseinanderhalten –, der in ein anstehendes Außenhandelsgesetz ein paar Korrekturen eingearbeitet haben wollte, damit seine Exportgeschäfte billiger wurden. Es ging dabei um irgendein langweiliges kleines Schlupfloch, das niemandem auffallen würde. Der Trick war, so lange zu warten, bis das Repräsentantenhaus und der Senat ihre verschiedenen Versionen verabschiedet hatten und ein gemeinsamer Ausschuss die endgültige Fassung zusammenschusterte. Da werden Nägel mit Köpfen gemacht, das ist der Ort auf dem Capitol Hill, der den legendären rauchgeschwängerten Hinterzimmern am nächsten kommt. Walker würde wahrscheinlich als untergeordnetes Mitglied in allen anstehenden Ausschüssen über auswärtige Beziehungen sitzen, also ergab es Sinn, ihn an Bord zu haben.
    Walker war ein vollkommen normaler Fall, wie wir ihn bei Davies jede Woche erledigten. Was ich nicht herausfinden konnte, war, warum sie die Geschichte wie ein Staatsgeheimnis behandelten. Noch nie hatten sie einen Fall so abgeschottet.
    Aber ich war nur ein Fußsoldat, also würde ich den Kopf einziehen und an Walker dranbleiben. Inzwischen hatte er den angespannt konzentrierten Blick des routinierten Trinkers auf Sauftour. Mir gefiel nicht, wie der Abend sich entwickelte, und wenn ich die Wahl gehabt hätte, hätte ich mich schon aus dem Staub gemacht. Er verstieß heftig gegen die erste Regel für Washingtons Nachtleben: Amüsiere dich nie auf einer Party. Er grummelte irgendetwas, wobei sein starrer Blick nichts Spezielles im Visier hatte.
    »Was?«, fragte ich.
    »Geht das klar?«, fragte er. »Ich meine, mit Tina?«
    Ich konnte mich an keine Tina erinnern, aber auf Walkers Tanzkarte war es ziemlich eng, und ich wollte, dass er entspannt blieb. Ich hatte keine Probleme mit Tina, also nickte ich einfach. »Klar«, sagte ich und bugsierte Walker in Richtung eines leeren Wohnzimmers. Er suchte in seinen Taschen nach dem Autoschlüssel: ein schlechtes Zeichen.
    Er machte zwar keine Szene, aber ein paar Leute schauten uns doch interessiert hinterher. Auch Marcus, der sich mit zwei hohlwangigen Typen mit Spitzbart unterhielt, warf einen dezent prüfenden Blick in unsere Richtung. Ich ließ Walker eine Minute allein und ging zu Marcus. Ich hoffte, mich aus dem Job für heute Abend ausklinken zu können: Ich wollte Walker ins nächste Taxi werfen und nach Hause schicken und das Abenteuer schwänzen, das Marcus für mich ausersehen hatte.
    »Michael Ford«, sagte Marcus. »Darf ich Ihnen zwei lie be Freunde der Davies Group vorstellen.« Das war Code. »Freunde« allein hieß C-Klienten, »enge Freunde« B-Klienten und »liebe Freunde« A-Klienten. Die beiden waren demnach höchste Priorität.
    »Miroslav Guzina und Aleksandar Srebov. Die Herren sind Mitglieder der serbischen Handelsdelegation.«
    Diese Handelsberater stellten sich allmählich als ziemlich interessante Spezies heraus. Miroslav biss von einem Crostino mit blutigem Filet ab und streckte mir dann die Hand hin.
    »Ist mir ein Vergnügen«, sagte ich.
    Aleksandars Hand fühlte sich an, als schüttelte ich einen Ziegelstein.
    »Dürfte ich Ihnen Marcus für eine Minute entführen?«, fragte ich.
    Marcus entschuldigte sich, und wir entfernten uns ein paar Meter.
    »Was wird hier gespielt? Mit Walker, meine ich?«, fragte ich.
    Er bedachte mich mit seinem tumben Unschuldsblick, auf den ich nur mit einem langen Seufzer antworten konnte.
    »Halten Sie ihn bei Laune«, sagte er. »Und immer dran denken: Die Davies Group behält Sie immer im Auge.«
    Verdammt. Ich saß in der Klemme. Die beiden Balkanfiguren waren wahrscheinlich die Geldgeber für die Verführung des Abgeordneten Eric Walker. Walker winkte mir zu. Er war schon ganz zappelig, er wollte weg. Ich ging zu ihm.
    »Sie fahren doch den neuen Cadillac CTS?«
    »Ja, stimmt«, sagte er.
    »Was dagegen, wenn ich mich mal ans Steuer setze?«, fragte ich. Ich hütete mich, einen Betrunkenen mit dem Ehrgefühl des Südstaatlers um seine Autoschlüssel zu bitten, wenigstens nicht ohne guten Grund.
    »Ich weiß nicht.«
    »Na los, kommen Sie schon.«
    Er zuckte leicht mit den Achseln und ließ sich dann ohne Murren die Schlüssel aus der Hand nehmen. Das überraschte mich zuerst.
    »Also los, Mann. Scheiß auf den Kindergeburtstag hier. Ich kenne da einen Laden, da wird’s Ihnen gefallen.«
    Das gefiel mir ganz und gar nicht, was ich da hörte. Das hörte sich ein bisschen nach Bordell an. Ich

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