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Die 500 (German Edition)

Die 500 (German Edition)

Titel: Die 500 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Quirk
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Annie. Sie setzte sich auf, zog dabei die Bettdecke mit nach oben und entblößte ziemlich viel von meinen nackten Beinen. Unsere Pyjamas lagen in einem Haufen auf dem Boden.
    Annie schien sich der spannungsgeladenen Situation gar nicht bewusst zu sein. »Ist Sundance schon aufgezäumt?« ( Ich verstand, dass das irgendetwas mit einem Pferd zu tun hatte.)
    »Ja«, erwiderte er, ohne auch nur eine Sekunde davon abzulassen, mit seinen Augen Löcher in mich hineinzubohren.
    Wir hatten einen geschäftigen Nachmittag auf dem Anwesen (beim Tontaubenschießen war ich top, beim Reiten fiel ich vom Pferd, sagen wir also unentschieden). Kurz bevor wir wieder nach DC fuhren – Annie war ins Haus zurückgelaufen, um sich noch von dem Hausmädchen zu verabschieden –, waren Sir Lawrence und ich für ein paar Augenblicke allein.
    Er legte mir die Hand auf die Schulter und sagte – wohl für den Fall, dass ich zu dämlich sei, um zu begreifen, was er mir das ganze Wochenende über klarzumachen versucht hatte: »Keine Ahnung, was Sie für ein Spiel spielen, aber ich glaube nicht, dass Sie gut für Annie sind. Allerdings … im Augenblick scheint sie ja ihren Spaß mit Ihnen zu haben. Also …« Er verzog das Gesicht, als würde er etwas äußerst Unappetitliches herunterschlucken.
    »Wenn Sie ihr wehtun«, fuhr er fort, »wenn Ihnen auch nur der kleinste Fehler unterläuft, dann werde ich Sie finden und ans Kreuz nageln.«
    »Wir können!«, schrie Annie. Sir Larrys Tonfall änderte sich in der Sekunde, als sie auf der Treppe erschien.
    »Na, wie hört sich das an?«, fragte er mich und setzte für Annie ein vergnügtes Gesicht auf.
    »Na ja, ein bisschen brutal vielleicht, aber ich hab’s kapiert.«
    Während mein treuer Jeep die endlose Auffahrt hinunterrollte, schaute Annie mich an und fragte: »Worüber habt ihr gerade gesprochen?«
    Auf dem Rasen sah ich einen der Köter, der auf seinem Bauch lag und zufrieden am Kopf einer Vogelscheuche kaute.
    »Über die Jagd.«
    »Ah, schön«, sagte sie und legte mir beruhigend die Hand auf den Oberschenkel. »Manchmal treibt er’s mit seiner Fürsorge ein bisschen weit, aber ich glaube, dass er langsam anfängt, dich zu mögen.«

6
    S osehr ich mich mit der High Society gut stellen wollte, ich hatte immer noch den kleinen Punk und ein bisschen Stolz in mir. Wollen Sie wissen, wofür ich mich auf Chips Party schließlich entschied? Zum Teufel mit Sir Lawrence Clark. Er war sowieso ein hoffnungsloser Fall. Der Bursche hatte mich von Anfang an auf der Rolle gehabt, und mir gingen auch schon ein paar Ideen durch den Kopf, wie ich ihn mir vom Hals schaffen konnte. Ich zwinkerte ihm demonstrativ quer durch den Raum zu und verließ mit Walker die Party.
    Der einzige Mensch, dem ich tatsächlich etwas verdankte, war Davies. Ich verdankte ihm alles: den Neustart, den Job, das Haus, die Gelegenheit, Annie kennenzulernen. Ich würde alles tun, was die Davies Group von mir verlangte. Wenn ich vorsichtig wäre und auf mich aufpasste, dann konnte ich Walker bei seiner lasterhaften Mitternachtstour auf den Fersen bleiben, ohne Annie zu betrügen. Schließlich erledigte ich nur meine Arbeit, einen offiziellen Auftrag. Wenigstens redete ich mir das ein, während Walker mir etwas Unheilvolles über diese Tina ins Ohr flüsterte.
    »Soll ich auf dich warten?«, simste Annie.
    »Wird später, Schatz. Arbeit. Tut mir leid. Ich vermisse dich!«, simste ich zurück. Was genau genommen stimmte. Als ich losfuhr, tippte Walker etwas in das Navi seines Cadillacs ein. Schweigend fuhren wir durch die Stadt. Die einzigen Geräusche waren ein gelegentliches Knacken, wenn Walker an seinen Fingernägeln herumkaute, und die fröhliche weibliche Stimme, die uns leitete. »Folgen. Sie. Der. Wisconsin. Avenue. Dreieinhalb. Kilometer.«
    Ich glaube, wir waren schon in Maryland. Hinter ein paar Supermärkten bogen wir vom Highway in ein Neubaugebiet namens »Foxwood Chase« ein. Dabei handelte es sich um eins der planierten Waldstücke, auf denen sie die Häuser so schnell hochzogen, dass kein Baum und kein Busch mehr übrig blieb – nur Häuser rund um einen Rückhalteteich, der aus sah wie ein Baggerloch. Ich sah leere Häuser und unbebaute Grund stücke, kein ungewöhnlicher Anblick im Speckgürtel von D C. Viele Bauträger waren pleitegegangen, viele Häuser zwangsversteigert worden. Man kam sich vor wie in einer Geisterstadt.
    Die flötende Navi-Stimme dirigierte mich vor das Tor einer Einfahrt. Walker lehnte sich

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