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Die 500 (German Edition)

Die 500 (German Edition)

Titel: Die 500 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Quirk
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schauen«, sagte sie und blätterte in einem Ordner.
    Diesmal lief es zwar nicht so glatt, aber ich schaffte es doch einigermaßen elegant, das zweite Kuvert von Marcus’ Sekretärin aus dem Drahtkorb zu fischen. Peg drehte sich in dem Augenblick zu mir um, als ich ein gottverdammtes drittes Kuvert sah, das wieder exakt gleich beschriftet war. Langsam hatte ich das Gefühl, als zockte man mich beim »Three Card Monte« ab.
    Um nichts in der Welt wollte mir noch eine Frage einfallen, die Peg dazu veranlassen könnte, sich noch einmal umzudrehen. Ich stand da wie ein Vollidiot, benahm mich seltsam, fiel auf und erregte Misstrauen – alles, was ich nicht wollte. Ich spürte, dass sie allmählich die Geduld verlor. Schließlich fiel mein Blick auf den Kaffeebecher. »Oh, ist das etwa Ihre Katze?«
    »Ja, Isabelle!« Sie griff nach dem Becher, und ich griff mir das dritte Kuvert. Inzwischen umklammerte ich einen zehn Zentimeter dicken Papierstapel. Jeglicher Anschein von Raffinesse war dahin. Mein Unterarm brannte wie Feuer, als wir schließlich unsere Plauderei über Isabelles Hüftprobleme beendeten. Als ich wieder an meinem Schreibtisch saß, schaute ich den Stapel durch: drei von Caroyln identisch adressierte Umschläge. Vielleicht war sie auch für die Spesenabrechnungen anderer Angestellter verantwortlich. Eine war für einen Richard Matthews, eine andere für einen Daniel Lucas. Von beiden hatte ich noch nie gehört. Vielleicht irgendwelche Vertragspartner, dachte ich und schob sie beiseite. Ich wickelte die rote Schnur von dem dritten Umschlag und hatte endlich, wonach ich gesucht hatte: Marcus’ Spesenliste, die seine letzten beiden Wochen besser dokumentierte, als jeder Privatdetektiv es könnte. Ich suchte nach Hotels, Flügen, Namen von Personen, mit denen er gegessen hatte, nach allem, was mir verraten konnte, woran er gearbeitet hatte. Ich schaute mir seine Lunchverabredungen an. Sie waren so, wie ich es von einem raffinierten Burschen wie Marcus erwartet hatte. Kein Muster, kein Schema, obwohl er zu eleganteren Lokalen neigte, in denen man reservieren musste. Das könnte nützlich sein.
    Ich hatte ihn in den vergangenen Wochen genau beobachtet, und da waren mir ein paar verräterische Veränderungen aufgefallen. Wenn er zu seinen langen Lunchpausen aufbrach, war es unmöglich, ihm auf den Fersen zu bleiben. Manchmal stürmte er wie ein Mann, der eine Mission zu erfüllen hatte, mit gesenktem Kopf aus dem Büro. Er war auch sonst keiner von der überschäumend mitteilsamen Truppe, aber seine Verschlossenheit war mit Händen zu greifen.
    Heute war so ein Tag. Die Chancen, dass er außer Haus war, um an seinem und Davies’ streng geheimem Fall zu arbei ten, standen also gut. Obwohl er nirgendwo Stammgast war, gab es doch ein paar Restaurants, in denen er zweimal gewesen war. Aber ich würde den Teufel tun, ihm irgendwohin zu folgen. Das hätte angesichts des ungewissen Ergebnisses nicht nur zu viel Zeit und Mühen gekostet, ich hatte, ehrlich gesagt, einen Höllenschiss davor, auch nur zu versuchen, mich mit William Marcus auf seinem Spezialgebiet zu messen.
    Aber ich konnte ein paar der Restaurants anrufen und überprüfen, ob er irgendwo reserviert hatte. Also steckte ich mein privates Handy ein, machte einen kleinen Spaziergang und arbeitete die Liste ab. »Guten Morgen, ich wollte nur die Reservierung für William Marcus bestätigen. Sind Sie sicher? Das ist doch die Lebanese Taverna? Entschuldigung, da hab ich wohl die falsche Nummer erwischt.«
    Das probierte ich zwanzigmal.
    Das Ergebnis war gleich null. Als ich ins Büro zurückging, kam ich mir ein bisschen albern vor wegen des Kinderkrams, mit dem ich meine Zeit verplemperte. Ich hätte es besser wissen müssen, nichts ist jemals einfach.
    Ich ging zu meinem Schreibtisch, um die Spesenabrechnungen wieder nach unten zu Peg zu bringen, bevor jemand meine dämlichen Tricks bemerkte und ich richtigen Ärger bekam. Sie würden wahrscheinlich glauben, ich wollte die Firma bestehlen, und mich rausschmeißen. Ich war für nichts und wieder nichts ein schwachsinniges Risiko eingegangen. Doch als ich am Schreibtisch saß, musste ich die Berichte einfach noch einmal durchschauen. Sie waren alle von Marcus’ Sekretärin zusammengestellt worden. Ich war jetzt schon lange genug in der Firma und hätte die beiden anderen Burschen, wenn sie denn hier arbeiteten, sicher gekannt. Ich öffnete die beiden Umschläge.
    Ich verließ das Gebäude wieder und rief von

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