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Die 500 (German Edition)

Die 500 (German Edition)

Titel: Die 500 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Quirk
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nicht aufhalsen.«
    »Wissen Sie eigentlich, wie bescheuert Sie sich anhören?«
    »Ich weiß, ich weiß. Ich wünschte, das wäre alles nur Paranoia. Ist es aber nicht. Der Mann, der die Information hat … ich glaube, ich habe ihn gefunden. Ich muss vor denen an ihn ran. Die würden alles tun, um das Beweismaterial in die Finger zu bekommen. Wenn die es zuerst kriegen, dann bin ich erledigt, sicher, da bin ich mir ganz sicher.«
    »Sie müssen Ihren Sicherheitsleuten Bescheid sagen. Sie könnten getötet werden …«
    »Kein Wort, verstehen Sie? Sie haben keine Ahnung, was da auf dem Spiel steht.«
    Der zweite Sprecher zögerte und sagte schließlich: »Okay.«
    Der erste Sprecher holte tief Luft. »Wenn sie mich finden … ich bin bereit.«
    Ich war so gefesselt von dem, was ich da hörte, dass mir das Klopfen an der Tür erst gar nicht auffiel. Dann klopfte es wieder, laut, dreimal, dann Marcus’ Stimme: »Sind Sie da, Mike?«
    Hastig stopfte ich den Laptop und die Kopfhörer in ein Regal und öffnete die Tür. »Na, wie läuft’s?«, sagte ich. Ein schwacher Versuch, cool zu wirken.
    »Ich wollte mich nur noch mal vergewissern, ob Sie damit einverstanden sind, was wir eben in Radomirs Haus besprochen haben?«
    »Ja, kein Problem.« Ich spürte den Pulsschlag in mei nem Hals. Ich hoffte, er würde nicht bemerken, wie aufgeregt ich war.
    »Wenn Sie Ihre Trümpfe zum richtigen Zeitpunkt ausspielen, werden Sie eines Tages Partner, mit großem Büro im zweiten Stock, gleich neben meinem und Henrys. Aber bei diesem Fall gibt es zu viele Unwägbarkeiten. Nichts für einen, der gerade erst anfängt. Einfach zu gefährlich.«
    »Ich hab’s kapiert. Liegt in meinem eigenen Interesse.«
    »Gut.« Er ließ den Blick durch mein Zimmer schweifen und sah den Laptop und die Kopfhörer. Der Mann hatte Augen wie ein Habicht. »Was hören sie gerade?«
    »Das neue Johnny-Cash-Album« sagte ich.
    »Ich dachte, der wär tot.«
    »Ja, aber die kommen jedes Jahr wieder mit ein paar alten Aufnahmen raus.«
    »Wie bei Tupac, oder?«, sagte er.
    »Ja«, sagte ich. Marcus war sonst nicht der Small-Talk-Typ. Es war unerträglich, wie er so dastand und mich musterte. Ich wusste nicht, ob er etwas Bestimmtes von mir wollte oder ob es nur seine übliche krankhafte Schnüfflernatur war, die jede Kleinigkeit sezierte und die Unterhaltung in die Länge zog, um vielleicht irgendetwas aus mir herauszukitzeln.
    »Okay«, sagte er schließlich. »Wir haben umdisponiert. Wir fliegen morgen zurück nach D C. Der Wagen steht um zehn vor der Tür. Seien Sie pünktlich.«
    »Klar.«
    Er ging. Ich schloss die Tür, schob den Riegel vor und ließ mich wie ein Sandsack aufs Bett fallen.
    Als ich mich wieder beruhigt hatte, hörte ich mir die Aufnahme ein zweites und ein drittes Mal an. Jedes Mal tauchten neue Fragen auf. Subjekt 23, wer war das? Gingen Henry und Marcus wirklich so weit, sein Telefon anzuzapfen? Natürlich. Das Ergebnis hatte ich mir ja gerade angehört.
    Was war das für Beweismaterial, das er glaubte schon bald in die Finger zu bekommen? Das Geheimnis, das so gefährlich war, dass man dafür töten würde? Es musste mit Rados Fall zu tun haben und damit, dass man mich davon abgezogen hatte, weil er ihrer Meinung nach zu gefährlich für einen Anfänger war.
    Während ich über all das nachdachte, fragte ich mich, ob Subjekt 23 sich einfach nur Sorgen machte, dass einige seiner Fehltritte aufflogen, es also nur ein weiteres von Davies’ Erpressungsopfern war. Oder war sein Leben tatsächlich in Gefahr? War es nur paranoid? Gewalttätig? Verrückt genug, jeden zu attackieren, der die Informationen haben wollte, über die es verfügte?
    Das ging über das übliche Spiel mit harten Bandagen hinaus. Ich musste herausfinden, wer dieser Mann war, was er wusste und was meine Bosse mit ihm vorhatten. Zum Teil trieb mich mein professioneller Stolz: Das war mein Fall, und ich hatte mir meinen Anteil daran auf die harte Tour verdient. Aber es spielte auch etwas Grundsätzlicheres eine Rolle. Schmutzige Tricks waren eine Sache, aber ich wollte kein Blut an den Händen haben.

11
    I ch liebe Gaunerkomödien, vor allem die alten Sachen, mit Typen in Rollkragenpullovern, Diamanten und Cary Grant. Das alles hat Klasse, ist so elegant und geht unweigerlich so aus, dass die Gauner die Beute einsacken und anschließend an der französischen Riviera ein Gläschen Champagner schlürfen und sich mit Grace Kelly im Heu wälzen.
    In der Realität sind

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