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Die 6. Geisel - Thriller

Titel: Die 6. Geisel - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Hause.
    Wieder der AB.
    Ich bremste an der Ampel an der 18th Street und trommelte ungeduldig auf dem Lenkrad herum. Sobald die Ampel auf Grün sprang, trat ich aufs Gas.
    Eine alte Erinnerung kam hoch - der Tag meiner Beförderung zum Lieutenant, kurz nachdem wir den »Honeymoon-Mörder« geschnappt hatten, einen Psychopathen, der sich todsicher einen Platz unter den Top Ten der abartigsten Kriminellen aller Zeiten verdient hatte. Damals hatte ich meine Beförderung mehr oder weniger als eine politische Entscheidung betrachtet. Nie zuvor hatte eine Frau diesen Job gehabt. Ich war vorgetreten und hatte mir das goldene Dienstabzeichen ans Revers heften lassen, ohne zu wissen, ob die Macht und die Verantwortung, die der Job mit sich brachte, das waren, was ich wollte.
    Und jetzt wusste ich es offenbar immer noch nicht.
    Ich hatte darum gebeten, wieder an die Front versetzt zu werden, und deshalb war es nicht weiter verwunderlich, dass
Tracchio meine Reaktion nicht verstand. Verdammt. Ich verstand sie ja selbst nicht.
    Aber manchmal begreift man etwas erst, wenn es zu spät ist.
    Eine fachliche Unterordnung unter Tracchio war das Allerletzte.
    Ich würde im Dienstgrad heruntergestuft werden.
    Könnte ich es aushalten, Befehle von Jacobi zu bekommen?
    »Ich habe ihm gesagt, ich würde es nur machen, wenn du einverstanden wärst«, hatte er gesagt.
    Ich musste mit Joe reden.
    Ich fischte das Handy wieder vom Beifahrersitz und drückte die Wiederwahltaste. Der Klang von Joes Stimme auf seiner Bandansage beschwor so viele Erinnerungen herauf: die märchenhaften Ausflüge, die wir zusammen unternommen hatten; der leidenschaftliche Sex; die kleinen Dinge, die ich an Joe so bewunderte - und jeder Moment war kostbar, weil ich nie wusste, wann ich ihn wiedersehen würde.
    Was hätte ich nicht darum gegeben, an diesem Abend in seinen Armen zu sein, mich von seiner Liebe umfangen zu lassen, und dabei zu spüren, dass er mich so sah, wie ich wirklich war. Seine Berührung konnte alle unguten Gefühle vertreiben …
    Ich brach den Anruf ab, ohne eine Nachricht zu hinterlassen, und wählte noch einmal Joes andere beiden Nummern - mit dem gleichen Resultat.
    Ich lenkte den Wagen in eine Parklücke, zog die Handbremse und saß stumpfsinnig da, starrte ins Leere und wünschte nur, ich könnte bei Joe sein.
    Und dann kam mir eine geniale Idee.
    Hey - das kann ich doch .

26
    Ich hob mich auffallend von all den anderen Passagieren in der Flughafenlounge ab: alles Männer in grauen Anzügen und roten oder blauen Krawatten - und dazwischen ich. Ich trug einen neuen butterfarbenen Kaschmirpulli mit V-Ausschnitt, eine enge Jeans und eine taillenbetonte Tweedjacke. Mein Haar schimmerte wie ein Glorienschein. Einige Männer beäugten mich verstohlen, was meinem Ego guttat.
    Während ich darauf wartete, an Bord gehen zu können, hakte ich die Liste in meinem Kopf ab: Marthas Hundesitterin war im Einsatz; meine Waffe und meine Dienstmarke hatte ich in der Kommodenschublade eingeschlossen, mein Handy im Auto liegenlassen. Das mit dem Handy war eigentlich ein Versehen gewesen, aber ich brauchte kein Diplom in Psychologie, um zu wissen, dass ich mir mit dem ganzen Ballast kurzerhand auch den Job vom Hals geschafft hatte.
    Ich reiste mit leichtem Gepäck, aber das Wichtigste hatte ich dabei: meinen Lippenstift und mein Ticket für einen Hin-und Rückflug zum Reagan National Airport, das Joe mir zusammen mit seinen Schlüsseln und einem Zettel in die Hand gedrückt hatte. Auf dem Zettel stand: » Das ist Dein ›Kommzu-Joe‹-Gutschein, und er gilt unbegrenzt . Tausend Küsse, Joe. «
    Als ich den Flieger bestieg, kam ich mir ein bisschen verantwortungslos vor. Und das nicht nur, weil ich vor einem ungelösten Konflikt davonlief - da war noch etwas anderes, das meine Nerven flattern ließ.
    Joe hatte mich schon öfter »überfallen«, aber ich war noch nie ohne Vorwarnung bei ihm zu Hause aufgekreuzt.
    Das Glas Champagner vor dem Start beruhigte mich ein wenig, und sobald wir in der Luft waren, stellte ich meine Sitzlehne
zurück und schlief ein. Ich wachte erst wieder auf, als die Stimme des Piloten ankündigte, dass wir uns im Anflug auf DC befanden.
    Nachdem wir gelandet waren, nannte ich dem Taxifahrer Joes Adresse im Nordwesten von Washington.
    Eine halbe Stunde später kurvte das Taxi um die Pflanzenkübel und Springbrunnen vor der exklusiven, L-förmig angelegten Kennedy-Warren-Wohnanlage. Und nur Minuten später stand ich auf dem Teppich im

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