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Die 6. Geisel - Thriller

Titel: Die 6. Geisel - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Blutspritzer und Schmauchspuren testen zu können.
    Ich bat Brinkley, sich von einer medizinischen Assistentin Blut abnehmen zu lassen, und ich sagte ihm auch, warum: »Ich will sichergehen, dass sie nicht unter Alkohol- oder Drogeneinfluss standen, als Sie Ihr Geständnis ablegten.«
    »Ich bin clean«, erwiderte Brinkley und krempelte den Ärmel hoch.

    Jetzt wartete Brinkley im Vernehmungsraum 2 auf uns - dem Kabuff, in dem die Videokamera an der Decke wenigstens die meiste Zeit funktionierte.
    Jacobi und ich traten zu Brinkley in den grau gekachelten Raum, zogen die Stühle unter dem zerkratzten Metalltisch heraus und nahmen gegenüber von dem Killer Platz.
    Es überlief mich immer wieder eiskalt, wenn ich in sein bleiches, ungepflegtes Gesicht blickte.
    Und mich an seine Worte erinnerte: » Ich bin es - ich habe es getan. «

22
    Brinkley war nervös und zappelig. Seine Knie schlugen von unten gegen die Tischplatte, und er kreuzte die mit Handschellen gefesselten Handgelenke, um an den Haaren an seinem Unterarm zupfen zu können.
    »Mr. Brinkley, ist Ihnen bekannt, dass Sie das Recht haben, zu schweigen?«, fragte ich ihn. Er nickte, während ich ihn noch einmal über seine Rechte belehrte. Und er antwortete mit »Ja«, als ich ihn fragte: »Haben Sie Ihre Rechte verstanden?«
    Ich legte ihm eine Verzichtserklärung vor, die er unterschrieb. Im Beobachtungsraum hinter der Glasscheibe scharrte ein Stuhlbein über den Boden, und ich hörte das leise Surren der Kamera an der Decke. Die Vernehmung war eröffnet.
    »Wissen Sie, welchen Wochentag wir heute haben?«
    »Heute ist Montag«, antwortete er.
    »Wo wohnen Sie?«
    »In U-Bahn-Stationen. Und Computerläden. Manchmal in der Bibliothek.«
    »Sie wissen, wo Sie sich im Moment befinden?«
    »Im Justizgebäude, Nr. 850 Bryant Street.«
    »Sehr gut, Mr. Brinkley. Also, können Sie mir denn auch sagen, ob Sie am Samstag, also vorgestern, mit der Fähre Del Norte gefahren sind?«
    »Ja, das ist richtig. War ein richtig schöner Tag. Ich habe das Ticket gefunden, als ich über den Farmer’s Market gegangen bin«, fügte er hinzu. »Ich glaube nicht, dass es ein Verbrechen war, dieses Ticket zu benutzen, oder?«, fragte er.
    »Haben Sie es jemandem abgenommen?«
    »Nein, ich hab’s am Boden gefunden.«
    »Na, dann wollen wir es mal gut sein lassen«, sagte Jacobi zu Brinkley.
    Brinkley wirkte jetzt ruhiger, und er sah viel jünger aus, als er
war. Es fuchste mich mehr und mehr, dass er so kindlich wirkte, je geradezu harmlos. Als ob er selbst eine Art Opfer wäre.
    Ich musste daran denken, welchen Eindruck er wohl auf die Geschworenen machen würde. Würden sie ihn sympathisch finden?
    » Nicht schuldig « aufgrund erwiesener Liebenswürdigkeit plus völliger Durchgeknalltheit?
    »Auf der Rückfahrt, Mr. Brinkley …«, begann ich.
    »Sie können Fred zu mir sagen.«
    »Okay, Fred. Als die Del Norte in San Francisco anlegte, haben Sie da eine Waffe gezogen und auf einige der Passagiere geschossen?«
    »Ich musste es tun«, antwortete er. Seine Stimme klang jetzt gepresst, drohte fast zu versagen. »Die Mutter war … Hören Sie, ich habe etwas Schlimmes getan. Ich weiß es, und ich will bestraft werden.«
    »Haben Sie auf diese Leute geschossen?«, beharrte ich.
    »Ja, ich war es! Ich habe diese Mutter und ihren Sohn erschossen. Und diese zwei Männer. Und die andere Frau, die mich so angeschaut hat, als könnte sie alles sehen, was in meinem Kopf vorgeht. Es tut mir wirklich leid. Ich war wirklich gut drauf, und dann ist plötzlich alles schiefgelaufen.«
    »Aber Sie hatten diese Tat geplant, nicht wahr?«, fragte ich mit ruhiger Stimme. Ich schenkte Brinkley sogar ein aufmunterndes Lächeln. »Ist es nicht richtig, dass Sie eine geladene Waffe bei sich hatten?«
    »Ich habe Bucky immer dabei«, antwortete Brinkley. »Aber ich wollte diese Leute nicht verletzen. Ich kannte sie ja gar nicht. Ich dachte nicht mal, dass sie überhaupt echt sind, bis ich das Video im Fernsehen gesehen habe.«
    »Tatsächlich? Und warum haben Sie dann auf sie geschossen?«, fragte Jacobi.
    Brinkley starrte über meinen Kopf hinweg auf die Scheibe des venezianischen Spiegels. »Die Stimmen haben es mir befohlen.«

    War das die Wahrheit? Oder spielte Brinkley nur den Wahnsinnigen, weil er auf Unzurechnungsfähigkeit plädieren wollte?
    Jacobi fragte ihn, was das für Stimmen seien, von denen er sprach, doch Brinkley antwortete nicht mehr. Er ließ das Kinn auf die Brust sinken und

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