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Die 6. Geisel - Thriller

Titel: Die 6. Geisel - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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mögen wie vorher.
    Jacobi hustete ein paarmal und sagte: »Wir haben eine Entführung.«
    »Und wir sollen den Fall übernehmen?«, fragte Conklin.
    »Das Dezernat Schwerverbrechen ist seit ein paar Stunden dran, aber eine Zeugin hat sich gemeldet, und jetzt sieht es so aus, als könnten wir es mit einem Mord zu tun haben«, erklärte Jacobi. »Wir werden uns mit Lieutenant Macklin abstimmen.«

    Ein summendes Geräusch ertönte, als Jacobi den Computer hochfuhr - etwas, wovon er vor seiner Beförderung stets die Finger gelassen hatte. Er fischte eine CD aus dem Haufen Müll auf seinem Schreibtisch und schob sie unbeholfen in das CD/ DVD-Laufwerk des Rechners.
    »Ein kleines Mädchen, fünf Jahre alt«, sagte er. »War heute Morgen um neun mit seinem Kindermädchen auf dem Weg in den Park, als die beiden entführt wurden. Das Kindermädchen ist Paola Ricci aus Cremona in Italien; sie hat ein Arbeitsvisum für die Staaten. Das Kind ist Madison Tyler.«
    »Von den Chronicle -Tylers?«, fragte ich.
    »Genau. Henry Tyler ist der Vater des kleinen Mädchens.«
    »Sagtest du, dass es eine Zeugin der Entführung gibt?«
    »Stimmt, Boxer. Eine Frau, die vor der Arbeit mit ihrem Schnauzer Gassi ging, sah, wie in der Scott Street vor dem Alta Plaza Park eine Gestalt in einem grauen Mantel aus einem schwarzen Minivan stieg.«
    »Was soll das heißen, eine ›Gestalt‹?«, wollte Conklin wissen.
    »Sie konnte nur sagen, dass es sich um eine Person in einem grauen Mantel handelte. Sie weiß nicht, ob es ein Mann oder eine Frau war, weil besagte Person von ihr abgewandt war und sie nur eine Sekunde lang hingeschaut hat. Die Marke des Wagens konnte sie ebenso wenig identifizieren. Sie sagt, es ging alles zu schnell.«
    »Und was macht den Fall zu einem möglichen Mord?«, fragte ich.
    »Die Zeugin sagt, kurz nachdem der Wagen in die Divisadero eingebogen sei, habe sie einen Knall gehört. Dann sah sie, wie Blut von innen an die Heckscheibe des Vans spritzte.«

30
    Jacobi machte ein paar Mausklicks und drehte den Laptop so, dass Conklin und ich das Video sehen konnten, das auf dem Monitor lief.
    »Das ist Madison Tyler«, sagte er.
    Die Kamera war auf ein kleines blondes Mädchen gerichtet, das hinter einem Vorhang auftauchte und eine Bühne betrat. Sie trug ein schlichtes marineblaues Samtkleid mit Spitzenkragen, dazu Socken und auf Hochglanz polierte Schnallenschuhe.
    Sie war so ziemlich das hübscheste kleine Mädchen, das ich je gesehen hatte, doch ihre intelligenten Augen verrieten, dass sie weit mehr war als nur eine Vorschul-Schönheitskönigin.
    Applaus erfüllte Jacobis Büro, als das kleine Mädchen auf einen Klavierhocker kletterte, der vor einem Steinway-Konzertflügel stand.
    Der Beifall verebbte, und sie begann ein klassisches Musikstück zu spielen. Ich wusste nicht, was es war, aber es war kompliziert, und das Kind schien keine Fehler zu machen.
    Sie beendete ihren Vortrag mit einem spektakulären Lauf, bei der sie die Ärmchen ganz lang machen musste, um die obersten Tasten zu erreichen. Laute Bravorufe und stürmischer Applaus mischten sich in die letzten Klänge.
    Madison drehte sich zum Publikum um und sagte: »Ich werde noch viel besser spielen können, wenn meine Arme länger sind.«
    Freundliches Lachen plätscherte aus den Lautsprechern, und dann kam ein Junge von etwa neun Jahren aus der Kulisse und überreichte dem Mädchen einen Blumenstrauß.
    »Haben die Eltern einen Anruf bekommen?«, fragte ich, während ich mich von dem Video mit Madison Tylers Auftritt losriss.

    »Es ist noch früh, aber die Antwort ist nein. Sie haben von niemandem gehört«, antwortete Jacobi. »Kein Wort von den Entführern. Keine Lösegeldforderungen - bis jetzt.«

31
    Cindy Thomas arbeitete zu Hause in dem Büro, das sie sich in dem kleineren der zwei Schlafzimmer ihrer neuen Wohnung eingerichtet hatte. CNN lieferte die Hintergrundgeräusche, während sie tippte, ganz vertieft in ihren Artikel über den bevorstehenden Prozess gegen Alfred Brinkley. Als das Telefon klingelte, wollte sie zuerst gar nicht rangehen.
    Dann fiel ihr Blick auf die Anruferkennung - und sie riss den Hörer von der Gabel.
    » Mr. Tyler? «, meldete sie sich.
    Henry Tylers Stimme klang seltsam dumpf; Cindy hätte sie fast nicht wiedererkannt. Sie war versucht zu glauben, dass er sich einen Scherz erlaubte, aber das war eigentlich nicht seine Art.
    Cindy lauschte angestrengt, hielt erschrocken die Luft an und stammelte: » Nein … o nein … « Sie

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