Die 6. Geisel - Thriller
Menge kaum zu sehen war, mühte sich, den Tumult zu beruhigen.
» Einer nach dem anderen! «, rief Ms. Galperin. »Margery? Bitte fahren Sie fort mit dem, was Sie sagen wollten.«
Cindy erblickte Margery Glynn, die Frau, die sie am Tag zuvor bei den Mülltonnen getroffen hatte. Sie saß auf einem Zweiersofa, eingezwängt zwischen drei anderen Mietern.
»Die Polizei hat mir ein Formular geschickt, das ich ausfüllen soll«, entrüstete sich Margery. »Sie werden nichts unternehmen wegen Barnaby, und Barnaby gehörte zu meiner Familie. Jetzt, wo er nicht mehr da ist, habe ich noch mehr Angst um meine Sicherheit. Soll ich mir einen neuen Hund zulegen? Oder besser gleich eine Schusswaffe ?«
»Ich bin genauso krank vor Angst und Wut wie Sie«, erwiderte Galperin und drückte ihren eigenen kleinen Hund an ihre Brust. »Aber Sie denken doch hoffentlich nicht ernsthaft daran, sich eine Waffe zuzulegen! Sonst noch jemand?«
Cindy stellte ihre Computertasche ab und flüsterte einer auffallend attraktiven brünetten Frau, die an dem Tisch mit den Erfrischungen stand, zu: »Worum geht’s denn?«
»Haben Sie das mit Barnaby mitbekommen?«
»Ja, leider. Ich war unten bei den Mülltonnen, als Margery ihn gefunden hat.«
»Scheußlich, was? Barnaby war ja schon eine Nervensäge, aber dass jemand hingeht und ihn einfach totschlägt, das ist doch nur noch krank. Ich meine, wo sind wir denn hier … in New York ?«
»Können Sie mich mal über die Vorgeschichte aufklären? Ich bin neu hier.«
»Klar. Also, Barnaby war nicht der Erste. Mrs. Neelys Pudel wurde tot im Treppenhaus gefunden, und die arme Frau gab sich selbst die Schuld, weil sie vergessen hatte, ihre Tür abzuschließen.«
»Ich vermute mal, es gibt jemanden hier im Haus, der was gegen Hunde hat.«
»Ja, offenbar«, meinte die brünette Frau. »Aber das ist noch nicht alles. Mr. Franks, der hat im ersten Stock gewohnt - ein total netter Kerl übrigens -, also, der hat vor einem Monat mitten in der Nacht einen Umzugswagen kommen lassen. Er hat Fern einen Packen Drohbriefe dagelassen, die ihm in den letzten Monaten unter der Tür durchgeschoben wurden.«
»Was waren das für Drohungen?«
» Morddrohungen. Können Sie sich das vorstellen?«
»Wieso hat er nicht die Polizei gerufen?«
»Das hat er, denke ich. Aber die Briefe waren anonym. Die Cops haben ein paar Fragen gestellt und dann die ganze Sache fallen lassen. Echt typisch.«
»Und ich nehme an, Mr. Frank hatte einen Hund.«
»Nein, er hatte eine Stereoanlage . Übrigens, ich bin Debbie Green.« Die Frau lächelte übers ganze Gesicht. »Nummer 2F.« Sie schüttelte Cindy die Hand.
»Und ich bin Cindy Thomas. 3B.«
»Freut mich, Sie kennenzulernen, Cindy. Willkommen bei A Nightmare at the Blakely Arms. «
Cindy lächelte unsicher. »Haben Sie denn keine Angst?«
»Schon.« Debbie seufzte. »Aber meine Wohnung ist einfach super… Ich hab seit Kurzem einen Freund, und ich glaube, ich hab ihn dazu überredet, bei mir einzuziehen.«
»Sie Glückliche.« Cindy wandte ihre Aufmerksamkeit wieder der Versammlung zu, wo die Vorsitzende gerade einem älteren Mann mit gebeugtem Rücken das Wort erteilte.
»Mr. Horn.«
»Danke. Was mir am meisten Sorgen macht, ist die feige Art von diesem Kerl«, sagte der Mann. »Die Zettel, die unter den Türen durchgeschoben werden. Die getöteten Haustiere. Ich glaube, Margery hat da einen wichtigen Punkt angesprochen. Wenn die Polizei uns nicht helfen kann, müssen wir eine Mieterpatrouille bilden …«
Ein Stimmengewirr wurde laut, und Ms. Galperin rief: »Bitte zuerst die Hand heben und dann reden, ja? Tom, haben Sie etwas zu sagen?«
Ganz hinten im Saal erhob sich ein schmächtiger Mann in den Dreißigern mit schütterem Haar.
»Eine Mieterpatrouille wäre mir absolut nicht geheuer«, sagte er. »Wer immer es ist, der das Blakely Arms terrorisiert, könnte sich selbst zu der Patrouille melden - und dann müsste er nicht mehr im Verborgenen operieren. Er könnte sich im ganzen Haus frei bewegen, ohne etwas befürchten zu müssen. Wenn das keine erschreckende Vorstellung ist …
In diesem Haus wohnen rund 385 Menschen, und mehr als die Hälfte ist heute Abend hier versammelt. Die Wahrscheinlichkeit, dass unser hauseigener Terrorist sich in diesem Moment in diesem Raum befindet, liegt bei über fünfzig Prozent.«
61
Yuki hatte Leonard Parisi noch nie so richtig wütend erlebt. »Red Dog«, wie er wegen seiner roten Haare genannt wurde, war ein großer Mann,
Weitere Kostenlose Bücher