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Die 6. Geisel - Thriller

Titel: Die 6. Geisel - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Department 21. Sie passierten den Metalldetektor, traten durch die erste Doppeltür in den kleinen Vorraum und dann durch die zweite Tür in den Verhandlungssaal selbst.
    Ein vernehmliches Raunen ging durch die Zuschauerreihen, als Red Dog mit seinen eins neunzig im marineblauen Nadelstreifenanzug in die Arena einmarschierte, begleitet von der fünfundvierzig Kilo leichten Yuki, die es mit hohen Absätzen gerade einmal auf eins sechzig brachte. Sie schritten zusammen den Mittelgang entlang, und Leonard zog schwungvoll die Schranke auf, die den Zuschauerraum vom vorderen Teil des Gerichtssaals trennte, um Yuki den Vortritt zu lassen. Er folgte ihr zum Tisch der Anklage und begann sofort seine Unterlagen auszubreiten.
    Unter Yukis gespannte Erwartung mischte sich auch eine gehörige Portion Lampenfieber. Sie konnte nichts mehr tun, die Vorbereitung war abgeschlossen, und das Warten war ihr eine Qual. Sie strich ihr Revers glatt, ordnete ihre Papiere, sah auf die Uhr. Die Verhandlung sollte in exakt fünf Minuten beginnen, und der Platz der Verteidigung war leer.
    Da breitete sich erneut Unruhe im Zuschauerraum aus. Yuki blickte auf, und ihr blieb fast das Herz stehen. Sie stieß Leonard an, und er drehte sich um.
    Alfred Brinkley kam den Mittelgang herauf. Sein Bart war verschwunden, die langen Haare waren einem ordentlichen Kurzhaarschnitt gewichen, er trug einen blauen Polyesteranzug mit Krawatte - und er sah ungefähr so gefährlich aus wie eine Schüssel Milchreis.
    Aber es war nicht Brinkley, bei dessen Anblick ihr Magen sich verkrampfte und ihr der Mund offen stehen blieb.

    Barbara Blanco war nicht an Brinkleys Seite . An ihrer Stelle erblickte sie einen Mann von Anfang vierzig, vorzeitig ergraut, in einem anthrazitfarbenen Brioni-Anzug mit gelb bedruckter Armani-Krawatte. Sie kannte Brinkleys neuen Anwalt.
    Jeder im Saal kannte ihn.
    »O Scheiße«, stieß Parisi hervor. »Mickey Sherman. Sie kennen ihn doch, nicht wahr, Yuki?«
    »Allerdings. Wir haben erst vor ein paar Monaten zusammen eine Freundin von mir verteidigt.«
    »Ja, ich erinnere mich. Die Polizistin vom Morddezernat, die wegen widerrechtlicher Tötung angeklagt war.« Parisi nahm seine Brille ab, putzte sie mit seinem Taschentuch und fügte hinzu: »Was habe ich gestern gesagt?«
    »›Seien Sie auf alles vorbereitet.‹«
    »Manchmal hasse ich es, wenn ich recht behalte. Was können Sie mir erzählen, abgesehen von der Tatsache, dass Sherman ein geradezu erotisches Verhältnis zu Kameras zu haben scheint?«
    »Er ist der Typ für die dicken Bretter«, antwortete Yuki. »Die Feinarbeit überlässt er lieber anderen. Da fällt schon mal was durch die Ritzen.«
    Yuki fiel ein, dass sie gelesen hatte, Mickey habe seinen Job als stellvertretender Rechtsbeistand der Stadt San Francisco aufgegeben und eine kleine Privatkanzlei eröffnet. Er würde Brinkley unentgeltlich verteidigen, aber das Medieninteresse an dem Fall würde daraus ein ideales Sprungbrett für Sherman und Partner machen - falls er gewänne .
    »Nun ja, er hat keinen großen Mitarbeiterstab mehr«, sagte Parisi. »Wir müssen diese Ritzen finden und sie mit einem Brecheisen aufstemmen. Aber ich sehe jetzt schon sein erstes großes Problem.«
    »Ich auch.« Yuki nickte. »Alfred Brinkley sieht nicht aus wie ein Verrückter. Aber Len, das weiß Mickey Sherman genauso gut wie wir.«

63
    Yuki stand auf, als Richter Norman Moore seinen Platz einnahm, mit dem Sternenbanner auf der einen und der Flagge des Staates Kalifornien auf der anderen Seite, vor sich eine Thermosflasche mit Kaffee und einen Laptop.
    Die zweihundert Menschen im Gerichtssaal setzten sich wieder hin; die Verhandlung war eröffnet.
    Richter Moore galt als fair, allerdings mit der Neigung, die Anwälte ein wenig zu weit vorpreschen zu lassen, ehe er mit seinem Hammer auf den Tisch schlug.
    Moore nahm sich zunächst fünfzehn Minuten Zeit, um die Geschworenen zu belehren. Dann richtete er seine bebrillten blauen Augen auf Leonard Parisi. »Ist die Staatsanwaltschaft bereit?«
    »Jawohl, Euer Ehren.«
    Leonard Parisi stand auf, knöpfte sein Sakko zu, trat auf die Geschworenenbank zu und begrüßte die Jury. Red Dog war ein wahrer Hüne, mit breiten Hüften und massigen Schultern. Sein rotes Haar war kraus, seine Haut pockennarbig und rau.
    Parisi war keine Schönheit, aber wenn er sprach, hatte er die Bühnenpräsenz eines großen Charakterdarstellers vom Typ Rod Steiger oder Gene Hackman.
    Man konnte einfach den Blick nicht

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