Die 6. Geisel - Thriller
fertig.«
Parisi ging zur Geschworenenbank, legte die Hände auf das Geländer und sah jedem der Geschworenen in die Augen, während er sprach.
»Mr. Brinkley stand neben einer Frau, die in dieser Stadt großes Ansehen genießt. Dr. Claire Washburn, die Leiterin des Rechtsmedizinischen Instituts von San Francisco. Dr. Washburn hatte furchtbare Angst, aber sie besaß die Geistesgegenwart, zu Mr. Brinkley zu sagen: ›Okay, Junge … gib mir die Kanone.‹
Doch was Mr. Brinkley ihr stattdessen gab, war eine Kugel in die Brust . Und als Dr. Washburns Sohn Willie ihr zu Hilfe eilte, schoss Mr. Brinkley auch auf ihn.
Zum Glück stieß das Schiff in diesem Augenblick gegen den Kai, und so verfehlte Mr. Brinkleys sechster und letzter Schuss sein Ziel. Und weil dieser Schuss danebenging, überlebten zwei tapfere Menschen, Claire und Willie Washburn, und Dr. Washburn wird in diesem Prozess als Zeugin aussagen.«
Parisi hielt inne und ließ den Horror des Amoklaufs auf die Geschworenen einwirken, ehe er weitersprach.
»Es steht zweifelsfrei fest, dass alles, was ich Ihnen soeben geschildert habe, tatsächlich passiert ist.
Es steht ebenso zweifelsfrei fest, dass Alfred Brinkley ohne Rücksicht auf Geschlecht, Alter, ethnischen Hintergrund oder irgendwelche Vernunftgründe vier Menschen erschossen hat, die er nicht kannte, und zwei weitere zu töten versuchte.
Mr. Jack Rooney, der auch als Zeuge in diesem Prozess auftreten wird, hat den Amoklauf auf Video festgehalten, und wir werden Ihnen dieses Video zeigen. Und Mr. Brinkley hat diese
brutalen Bluttaten gestanden, und auch sein aufgezeichnetes Geständnis werden wir Ihnen zeigen.
In diesem Prozess gibt es keine DNS-Beweise. Keine Analyse von Blutspritzern oder partiellen Handtellerabdrücken oder sonstigen forensischen Spuren, wie sie Abend für Abend in den Fernsehkrimis vorkommen. Denn das hier ist kein ›Who-dunit‹.
Wir wissen, wer es getan hat . Er sitzt da drüben.«
Parisi deutete auf den Mann im blauen Anzug. Brinkley hatte den Kopf eingezogen und starrte mit stumpfem Blick vor sich hin. Der Mann wirkte so mit Medikamenten vollgepumpt, dass Parisi sich fragte, wie viel von seinem Plädoyer Brinkley überhaupt gehört oder verstanden hatte.
»Die Verteidigung wird versuchen, Sie davon zu überzeugen, dass Mr. Brinkley unter einer Psychose leidet und daher für seine Taten nicht verantwortlich ist«, sagte Parisi, während er zum Pult zurückging. »Die medizinischen Gutachter der Verteidigung werden vielleicht die Chuzpe haben, sich hier hinzustellen und zu behaupten, der Angeklagte gehöre ›behandelt‹ und nicht bestraft.
Kein Problem. Wir haben hervorragende Ärzte, die sich um die Gefangenen in den Todeszellen kümmern.
Dass jemand handelt wie ein Wahnsinniger, heißt nicht, dass er nicht dem Gesetz unterliegt. Und es heißt auch nicht, dass er nicht versteht, dass es falsch ist, Menschen zu töten.
Meine Damen und Herren, Alfred Brinkley hat einen geladenen Revolver auf die Fähre mitgenommen. Er hat absichtlich und mit tödlicher Zielgenauigkeit auf seine Opfer geschossen. Er hat vier von ihnen ermordet. Und dann ist er vom Schauplatz seines Verbrechens geflohen.
Weil Alfred Brinkley wusste, dass das, was er getan hatte, falsch war.
Die Staatsanwaltschaft wird Ihnen beweisen, dass Mr. Brinkley zurechnungsfähig war, als er vier Morde und zwei versuchte
Morde beging. Und wir werden Sie bitten, ihn in allen Fällen für ›schuldig‹ zu befinden.
Wir danken Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. Es tut mir leid, dass ich manche von Ihnen zum Weinen gebracht habe, aber diese Morde sind eine Tragödie.«
65
Yuki sah zu, wie Mickey Sherman vom Tisch der Verteidigung aufstand und selbstbewusst am Richtertisch vorbei zum Pult schritt.
Sherman stellte sich den Geschworenen vor. Mit seinem hemdsärmeligen Auftreten und seinem lässigen Charme gelang es ihm, sie schon vom ersten Satz an für sich einzunehmen.
»Leute, alles, was der Staatsanwalt Ihnen erzählt hat, ist wahr «, begann er. Es war ein gewagtes Eingeständnis, fand Yuki. Es war überhaupt das erste Mal, dass sie so etwas aus dem Mund eines Verteidigers gehört hatte.
»Sie alle wissen, was am 1. November auf der Del Norte passiert ist«, sagte Sherman. »Mr. Brinkley hat tatsächlich eine geladene Waffe auf die Fähre mitgenommen. Er hat auf diese Menschen geschossen, ohne Rücksicht auf die Folgen für sie - oder für sich selbst.
Er war von zweihundertfünfzig Menschen umgeben, von
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