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Die 6. Geisel - Thriller

Titel: Die 6. Geisel - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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denen einige Zeugen der Schießerei wurden. Mr. Brinkley hat seinen Revolver nicht weggeworfen, nachdem er von der Del Norte geflüchtet war. Er hat nicht versucht, sich dieses Beweisstück vom Hals zu schaffen.
    Das ist nicht das, was man ein perfektes Verbrechen nennen würde. Nur ein Geisteskranker würde so etwas tun, würde sich in dieser Weise verhalten.
    Was passiert ist, ist also kein Geheimnis.
    Aber warum es passiert ist - darum geht es in diesem Prozess.
    Mr. Brinkley war sich nicht im Klaren über seine Handlungen, weil er, als er diese Menschen erschoss, nicht zurechnungsfähig war.
    Da die Frage der Zurechnungsfähigkeit die Basis Ihres Urteils über Mr. Brinkley und sein Handeln sein wird, ist dies ein
guter Zeitpunkt, um den Begriff zu definieren«, sagte Sherman.
    »Die Frage, um die sich alles dreht, ist diese: War Mr. Brinkley sich im Klaren über die Unrechtmäßigkeit seines Handelns, als er die Verbrechen beging? Wenn ihm nicht klar war, dass diese Handlungen unrecht waren, weil er zum Zeitpunkt der Tat an einer psychischen Störung oder einem geistigen Defekt litt, dann war er nicht zurechnungsfähig .«
    Mickey Sherman hielt inne und ordnete seine Papiere auf dem Pult. Als er weitersprach, tat er es in einem Ton, den Yuki bewunderte und fürchtete. Es war ein Ton, der dem Ohr schmeichelte, ein persönlicher Ton - als vertraue er darauf, dass er für die Geschworenen keine Show abziehen müsste, weil seine Argumentation nicht nur glaubwürdig war, sondern schlicht und einfach wahr.
    »Bei Mr. Brinkley wurde eine schizoaffektive Störung diagnostiziert«, erklärte Sherman den Geschworenen. »Er leidet an einer Krankheit, wie Krebs oder Diabetes, die ihn schwer beeinträchtigt und deren Ursachen in seinen Genen liegen, aber auch in traumatischen Erlebnissen in seiner Kindheit.
    Er hat nicht um diese Krankheit gebeten, aber er hat sie nun einmal.
    Es hätte Ihnen oder mir passieren können oder jedem anderen in diesem Saal. Und welche Krankheit könnte schlimmer sein als eine, bei der Ihr eigenes Gehirn sich gegen Sie wendet und Sie zwingt, Gedanken zu denken und Handlungen zu begehen, die Ihrem Charakter und Ihrer Natur völlig widersprechen?
    Ich will an dieser Stelle betonen, dass wir tiefstes Mitgefühl mit allen Opfern dieser Tragödie haben. Wenn es eine Möglichkeit gäbe, die Uhr zurückzudrehen, wenn Fred Brinkley eine Zauberpille schlucken oder sich eine Injektion setzen könnte, die ihn am 1. November von seiner Krankheit heilen und diese Menschen wieder zum Leben erwecken würde, er würde es tun, ohne eine Sekunde zu zögern.

    Wenn Mr. Brinkley gewusst hätte, dass er psychisch krank ist, hätte er sich in Behandlung begeben. Aber er wusste nicht, warum es ihm so ging, wie es ihm ging.
    Mr. Brinkleys Leben gibt dem Ausdruck ›die Hölle auf Erden‹ erst seine wahre Bedeutung.«

66
    Mickey Sherman war jetzt so richtig in Fahrt, und er fühlte sich gut. Kein Wunder - er wusste, wovon er redete, und er glaubte an seinen Mandanten. Brinkley, dieser arme Trottel, hatte fünfzehn Jahre lang seine stetig fortschreitende Krankheit zu ignorieren versucht, und jetzt wachte er endlich auf und sah die Welt, wie sie wirklich war.
    Und was er da sah, war ziemlich deprimierend. Bis obenhin mit Psychopharmaka vollgepumpt, stand er vor Gericht und musste fürchten, in der Todeszelle zu enden.
    Es war von vorn bis hinten eine einzige verdammte Tragödie.
    »Mr. Brinkley hörte Stimmen«, sagte Mickey Sherman, während er vor der Geschworenenbank auf und ab ging. »Und ich rede hier nicht von der ›kleinen Stimme‹, die jeder von uns in seinem eigenen Kopf hört, dem inneren Monolog, der uns hilft, Probleme zu lösen, eine Rede zu schreiben oder unsere Autoschlüssel zu finden.
    Die Stimmen in Mr. Brinkleys Kopf kommandierten ihn herum, sie waren aufdringlich, unüberhörbar und grausam .
    Diese Stimmen verhöhnten ihn unerbittlich, beschimpften ihn - und sie stachelten ihn zum Töten auf. Wenn er fernsah, glaubte er, dass die Schauspieler und die Nachrichtensprecher ihn direkt ansprächen, dass sie ihn wegen seiner Verbrechen anklagten, und auch , dass sie ihm vorschrieben, was er zu tun hatte.
    Und nachdem er sich jahrelang dagegen gewehrt hatte, gab Fred Brinkley schließlich nach und gehorchte diesen Dämonen.
    Meine Damen und Herren, zu dem Zeitpunkt, als die Schüsse fielen, hatte Fred Brinkley jeden Bezug zur Wirklichkeit verloren.

    Er wusste nicht, dass die Menschen, die er auf der

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