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Die 6. Geisel - Thriller

Titel: Die 6. Geisel - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Fähre erschoss, Wesen aus Fleisch und Blut waren. Für ihn waren sie ein Teil der quälenden Wahnvorstellungen in seinem eigenen Kopf.
    Hinterher sah Mr. Brinkley den Bericht des Fernsehens über seinen Amoklauf auf der Fähre, und weil die Bilder im Fernsehen waren, wurde ihm bewusst, was er getan hatte. Er war so überwältigt von Gewissensbissen, Schuldgefühlen und Selbsthass, dass er sich sofort freiwillig der Polizei stellte.
    Er verzichtete auf seine sämtlichen Rechte und legte ein Geständnis ab, weil im Anschluss an die Tat der gesunde Teil seines Gehirns es ihm ermöglichte, das Entsetzliche seiner Tat zu begreifen.
    Das sollte Ihnen einen Bild vom Charakter dieses Mannes vermitteln.
    Die Staatsanwaltschaft möchte Sie glauben machen, dass die schwierigste Entscheidung, die Sie in diesem Prozess zu treffen haben, die Wahl Ihrer Sprecherin oder Ihres Sprechers ist.
    Aber Sie haben noch nicht die ganze Geschichte gehört.
    Zeugen, die Mr. Brinkley kennen, und ausgebildete Psychiater, die ihn untersucht haben, werden das Bild von Mr. Brinkleys Charakter bestätigen und zu seiner früheren und heutigen Geistesverfasung aussagen.
    Wenn Sie unsere Plädoyers und die Aussagen unserer Zeugen gehört haben, werden Sie, dessen bin ich mir sicher, Fred Brinkley für ›nicht schuldig‹ befinden, und zwar wegen Unzurechnungsfähigkeit aufgrund geistiger Störungen oder Defekte.
    Denn die Wahrheit ist, dass Fred Brinkley ein guter Mensch ist, der nur das Pech hat, unter einer schrecklichen, persönlichkeitsverändernden Krankheit zu leiden.«

67
    Um halb sieben an diesem Abend saßen Yuki und Leonard Parisi in dem geräumigen, gewölbeartigen Speisesaal des LuLu, eines populären Restaurants, das ganz in der Nähe des Justizgebäudes in einem umgebauten Lagerhaus eingerichtet worden war.
    Yuki fühlte sich großartig - sie war Teil eines Spitzenteams. Des siegreichen Spitzenteams . Sie machte sich über ihr Grillhähnchen her, während Len sich seine pikante Meeresfrüchte-Pizza schmecken ließ, und beim Essen ließen sie den Tag Revue passieren, diskutierten über mögliche Hürden und planten, wie sie diese Hürden am nächsten Tag meistern würden, wenn sie das Plädoyer der Staatsanwaltschaft im Prozess gegen Alfred Brinkley vortrugen.
    Leonard schenkte Yuki und sich aus einer teuren Flasche Merlot nach und brummte: »Grrrr - aus dem Weg, hier kommt das Team Red Dog!«
    Yuki lachte, nahm noch einen Schluck von ihrem Wein und verstaute ihre Papiere in einer großen Ledertasche, während ihre Teller abgeräumt wurden. Noch nie hatte ihr die Arbeit für die Staatsanwaltschaft so viel Spaß gemacht.
    Der große gemauerte Ofen in der anderen Ecke des Saals erfüllte die Luft mit dem Aroma von brennendem Hickoryholz, und während das Restaurant und die Bar sich nach und nach füllten, hallten die Wände und die hohe Decke wider von den Gesprächen und dem Gelächter der Gäste.
    »Kaffee?«, fragte Len Yuki.
    »Klar«, antwortete sie. »Und ich bin so begeistert, dass ich mir jetzt auch noch die Profiteroles gönnen werde.«
    »Ich schließe mich an«, meinte Leonard und hob die Hand, um die Bedienung auf sich aufmerksam zu machen. Und dann, mitten in der Bewegung, erschlafften schlagartig seine Gesichtsmuskeln.
Er fasste sich an die Brust und versuchte aufzustehen, sank gegen die Stuhllehne und kippte mit dem Stuhl hinterrücks um.
    Hinter sich hörte Yuki ein Tablett fallen. Geschirr zerbrach, und jemand schrie.
    Dann wurde ihr klar, dass der Schrei von ihr gekommen war.
    Sie sprang auf und kniete neben dem kräftigen Mann nieder, der sich stöhnend hin und her wälzte.
    » Leonard! Len, wo tut es weh? «
    Er murmelte etwas, doch in dem aufgeregten Stimmengewirr um sie herum konnte sie ihn nicht verstehen.
    »Können Sie die Arme heben, Len?«
    »Meine Brust «, ächzte er. »Rufen Sie meine Frau an.«
    »Ich kann ihn ins Krankenhaus fahren«, sagte ein Mann über Yukis Schulter. »Mein Wagen steht direkt vor dem Lokal.«
    »Danke, aber das dauert zu lange.«
    »Aber bis zum Krankenhaus sind es doch nur zehn Minuten …«
    »Bitte - ich sagte, nein danke. Wir rufen einen Rettungswagen, dann kommt das Krankenhaus zu ihm .«
    Yuki zog ihren Rucksack heran, leerte ihn auf dem Boden aus und fand ihr Handy. Sie wehrte den hilfsbereiten Typen hinter sich ab, während sie sich den Verkehrsstau vorstellte, die drei Stunden Wartezeit in der Notaufnahme - denn genau so würde es kommen, wenn sie Len nicht mit dem

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