Die 6. Geisel - Thriller
Rettungswagen ins Krankenhaus brachten.
Das war der Fehler, den sie bei ihrem Dad gemacht hatten.
Yuki hielt Lens Hand fest gepackt, während sie gebannt dem Klingelton lauschte. » Komm schon, geh ran! «, zischte sie, und als die Notrufzentrale sich meldete, sprach sie laut und deutlich und mit Nachdruck.
» Dies ist ein Notfall. Schicken Sie einen Rettungswagen zum Restaurant LuLu in der Folsom Nr. 816. Mein Bekannter hat einen Herzinfarkt.«
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Conklin und ich saßen im Bereitschaftsraum und bearbeiteten telefonische Hinweise im Fall Ricci-Tyler, als Jacobi aus seinem Büro geschossen kam und sagte: »Ihr zwei seht aus, als könntet ihr ein bisschen frische Luft vertragen.«
Fünfzehn Minuten später, kurz vor neunzehn Uhr, parkten wir vor einem Wohnblock nahe der Ecke 3rd Street und Townsend. Drei Streifenwagen, zwei Löschzüge und der Van der Rechtsmedizin waren schon vor uns eingetroffen.
»Das ist ja komisch - ich kenne das Haus«, sagte ich zu Conklin. »Meine Freundin Cindy wohnt hier.«
Ich versuchte Cindy zu erreichen, doch auf ihrem Handy bekam ich nur das Besetztzeichen. Und in ihrer Wohnung war sie auch nicht.
Vergeblich suchte ich nach Cindys Gesicht unter den Mietern, die in kleinen Grüppchen auf der Straße standen und die Fragen der uniformierten Beamten beantworteten. Ich blickte zur Backsteinfassade des Blakely Arms empor und sah die hellen Vorhänge im offenen Fenster einer Wohnung im fünften Stock flattern. Cindy wohnte im dritten. Meine Erleichterung war jedoch nur von kurzer Dauer. Irgendjemand war in Cindys Haus eines unnatürlichen Todes gestorben.
Der Pförtner, ein Mann in mittleren Jahren mit fliehender Stirn und wirren grauen Haaren, die unter seinem Stirnband hervorlugten, ging vor dem Eingang auf und ab. Er sagte uns, sein Name sei Joseph »Pinky« Boyd und er arbeite seit drei Jahren im Blakely Arms.
»Miss Portia Fox in 5K«, erklärte er. »Sie hat das Gas gerochen und vor einer halben Stunde unten am Empfang angerufen. Genau«, fügte er mit einem Blick auf seine Uhr hinzu.
»Und Sie haben die Feuerwehr angerufen?«
»Stimmt. Die waren in circa fünf Minuten hier.«
»Wo ist die Frau, die angerufen hat? Miss Fox?«
»Sie ist wahrscheinlich hier draußen. Wir haben den ganzen fünften Stock geräumt. Ich habe sie gesehen … Mrs. Wolkowski. Furchtbare Sache, wenn man so eine Leiche in echt sieht … Und auch noch jemand, den man gekannt hat.«
»Fällt Ihnen irgendjemand ein, der einen Grund gehabt hätte, Mrs. Wolkowski etwas anzutun?«, fragte Conklin den Pförtner.
»Nee. Sie war schon ein bisschen komisch. Hat sich öfter beschwert, weil sie falsche Post im Briefkasten hatte oder wegen der Schrammen auf den Fliesen, so’n Kram eben. Aber ansonsten war sie’ne völlig harmlose alte Dame.«
»Mr. Boyd, waren Sie den ganzen Tag hier?«
»Seit acht Uhr heute früh.«
»Haben Sie Überwachungskameras?«, fragte ich.
»Die Mieter haben Bildtelefone, damit sie sehen können, wer an der Tür klingelt, aber das war’s auch schon.«
»Was ist im Untergeschoss?«
»Waschküche, Mülltonnen, eine Toilette und eine Tür zum Hof.«
»Eine verschlossene Tür?«, fragte Conklin. »Ist sie alarmgesichert?«
»War sie mal«, antwortete Boyd. »Aber nach der Renovierung haben sie den Hof für alle zugänglich gemacht, und die Mieter haben Schlüssel bekommen.«
»Gut. Der Zugang durch das Untergeschoss ist also nicht wirklich gesichert«, stellte ich fest. »Haben Sie heute im Haus irgendwelche verdächtigen Dinge oder Personen bemerkt?«
Boyds Lachen hatte einen hysterischen Unterton. »Ob ich verdächtige Personen bemerkt habe? In diesem Haus? Das ist seit einem Monat der erste Tag, wo ich noch keinen gesehen hab!«
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Der uniformierte Beamte, der an der Tür von Wohnung 5J Wache hielt, war neu bei der Truppe - Officer Matt Hartnett, ein langer Kerl, sah ein bisschen aus wie Jimmy Smits. Schweißperlen glitzerten auf seiner Oberlippe, und die Wangen unter seinen dunklen Augen waren bleich.
»Das Opfer ist Mrs. Irene Wolkowski«, sagte Hartnett und hielt mir das Protokoll hin. »Zuletzt lebend gesehen heute Vormittag um elf in der Waschküche. Der Ehemann ist noch nicht von der Arbeit zurück, und wir konnten ihn bisher nicht erreichen. Mein Partner und ein weiteres Team befragen die Bewohner unten auf der Straße.«
Ich nickte und trug meinen Namen und den Conklins in das Protokoll ein. Wir schlüpften unter dem Absperrband durch, das quer über die
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