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Die 6. Geisel - Thriller

Titel: Die 6. Geisel - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Haut unnatürlich blass - irgendetwas ängstigte sie fast zu Tode.
    »Ich heiße Portia Fox«, sagte sie mit zitternder Stimme. »Sergeant, kann ich Sie unter vier Augen sprechen?«

102
    Ich ging mit Portia Fox vor die Tür des Blakely Arms.
    »Ich glaube, ich kenne den Mann, den Mr. Durbridge beschrieben hat«, vertraute Ms. Fox mir an. »Es klang ganz nach dem Typ, der tagsüber in meiner Wohnung wohnt.«
    »Ihr Mitbewohner?«
    »Nicht offiziell«, antwortete die Frau und blickte sich nervös um. »Er hat mein Esszimmer gemietet. Ich arbeite tagsüber, er nachts. Es ist so eine Art Schichtwechsel, verstehen Sie?«
    »Es ist Ihre Wohnung, und dieser Mann ist Ihr Untermieter, verstehe ich Sie da richtig?«
    Sie nickte.
    »Wie heißt der Mann?«
    »Garry Tenning, Garry mit zwei R. So steht es jedenfalls auf seinen Schecks.«
    »Und wo ist Mr. Tenning jetzt?«, fragte ich.
    »Auf der Arbeit - er hat einen Job bei einer Baufirma.«
    »Er arbeitet auf dem Bau - in der Nacht?«, fragte ich. »Haben Sie seine Handynummer?«
    »Nein. Ich hatte ihn ungefähr ein Jahr lang jeden Tag gegenüber im Starbucks gesehen. Manchmal haben wir ein paar Worte gewechselt oder uns eine Zeitung geteilt. Er schien mir ganz nett, und als er mich fragte, ob ich eine billige Wohnung wüsste … na ja, ich brauchte das Geld.«
    Dieses Kind hatte einen Wildfremden in ihre Wohnung gelassen. Ich hätte sie am liebsten gepackt und geschüttelt und sie bei ihrer Mutter verpfiffen. Stattdessen fragte ich: »Wann erwarten Sie Mr. Tenning zurück?«
    »Gegen halb neun morgen früh. Wie gesagt, ich bin eigentlich immer schon in der Arbeit, wenn er nach Hause kommt,
und seit ich im Büro eine Kaffeemaschine habe, gehe ich auch nicht mehr ins Starbucks.«
    »Wir werden Ihre Wohnung durchsuchen müssen.«
    »Unbedingt«, erwiderte sie. Sie fischte einen Schlüssel aus ihrer Handtasche und drückte ihn mir in die Hand. »Ich bitte Sie sogar darum. Mein Gott, allein die Vorstellung, dass ich meine Wohnung mit einem Mörder teile!«

103
    »Genau wie meine«, bemerkte Cindy, als wir Portia Fox’ Wohnung betraten. Durch die Wohnungstür gelangte man in ein großes Wohnzimmer mit Fenster zur Straße - geräumig, sonnig, modern und zweckmäßig eingerichtet.
    Das Wohnzimmer ging in eine kleine Küchenzeile über, doch anders als bei Cindy war hier das Esszimmer mit einer Wand aus Gipskartonplatten abgeteilt, in die eine Tür aus Sperrholz eingelassen war.
    »Da drin wohnt er«, erklärte Ms. Fox.
    »Hat sein Zimmer Fenster?«, fragte ich.
    »Nein, er mag es so. Das war sogar ausschlaggebend für ihn.«
    Es war zu dumm, dass das Esszimmer abgeteilt war, denn nun mussten wir entweder Tennings Einverständnis einholen, um es zu betreten, oder uns einen Durchsuchungsbeschluss besorgen. Zwar hatte Tenning keinen Mietvertrag mit Fox, aber er zahlte ihr Miete, und damit war seine Wohnung durch das Gesetz geschützt.
    Ich legte die Hand auf den Türknauf von Tennings Zimmer in der Hoffnung, dass er sich vielleicht drehen ließe, war aber nicht sonderlich überrascht, als ich die Tür verschlossen fand.
    »Haben Sie eine Freundin, bei der Sie heute übernachten können?«, fragte ich Ms. Fox.
    Dann postierte ich einen Streifenpolizisten vor der Wohnungstür, während Portia ein paar Sachen einpackte.
    Ich gab Cindy meine Schlüssel und sagte ihr, sie solle in meine Wohnung gehen. Sie protestierte nicht einmal.
    Anschließend brachten Rich und ich noch einmal zwei Stunden damit zu, die Mieter im Blakely Arms zu befragen. Gegen zweiundzwanzig Uhr waren wir zurück im Präsidium.

    Schon bei Tag war der Bereitschaftsraum einigermaßen trostlos, aber nachts, wenn die Neonröhren alles in ein kaltes weißes Licht tauchten, war es noch schlimmer. Es roch nach irgendwelchem Essen, das im Lauf des Tages in den Abfalleimern entsorgt worden war.
    Ich warf einen Becher mit kaltem Kaffee in den Müll und schaltete meinen Computer an, während Rich an seinem Schreibtisch das Gleiche tat. Als ich die Datenbank aufrief, machte ich mich auf eine lange Recherche zu Garry Tennings Vergangenheit gefasst, aber schon nach wenigen Minuten hatte ich alles, was wir brauchten, auf dem Bildschirm.
    Es lag ein offener Haftbefehl gegen Tenning vor. Zwar ging es nur um Peanuts - Nichterscheinen bei Gericht in einem Verkehrsdelikt -, aber jeder Haftbefehl war gut genug, um ihn einzukassieren.
    Und es gab noch mehr.
    »Garry Tenning ist als Wachmann bei Conco Construction angestellt«, sagte Rich.

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