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Die 7 Suenden

Die 7 Suenden

Titel: Die 7 Suenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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dann später irgendjemand Bedenken kriegt.«
    »Bin in fünf Minuten da«, sagte Jacobi.
    Ich stand mit Joe und Martha im Flur, während Joe mir sagte, dass ich und Martha bei ihm wohnen würden. Ich hielt seine Hand fest, aber vor meinem geistigen Auge lief eine Dia-Show mit all den ausgebrannten Häusern ab, die ich im Lauf des letzten Monats gesehen hatte, und ich empfand eine schmerzhafte Scham, als mir klar wurde, wie professionell und wie distanziert ich das alles wahrgenommen hatte. Ich hatte die Leichen gesehen. Ich hatte die Zerstörung gesehen. Aber bis jetzt hatte ich die grausame Macht des Feuers nicht gespürt.
    Unten im Erdgeschoss hörte ich Jacobi mit der Hausverwalterin reden, und dann kam Jacobi mit schweren Schritten, keuchend und schnaubend die Treppe heraufgestapft. Ich hatte Tausende von Kilometern mit Jacobi im Streifenwagen zurückgelegt. Ich war zusammen mit ihm beschossen worden, und unser beider Blut hatte sich auf einer Gasse im Tenderloin-Viertel in einer Lache vereint. Ich kannte ihn besser als sonst irgendjemand auf der Welt, und er kannte mich ganz genauso. Darum musste ich, als er endlich im obersten Stockwerk angekommen war, nichts weiter tun als auf das Buch zu zeigen.
    Jacobi streifte sich Latexhandschuhe über und klappte das Buch vorsichtig auf. Ich keuchte vor Angst, war mir sicher, dass auf dem Deckblatt wieder eine ironische Inschrift, irgendein lateinisches Sprichwort stehen würde. Doch dann war da nur ein Name zu lesen.
    Der Name lautete Chuck Hanni.

70
    Es war 1.03 Uhr, und draußen herrschten zwanzig Grad Celsius.
    Ich lag neben Joe, in sein wei ßes, ausgesprochen fein gesponnenes Laken gekuschelt, trug eines seiner T-Shirts und starrte auf die Zeit- und Temperaturanzeige, die sein Wecker an die Zimmerdecke projizierte. Vermutlich war der Wecker speziell für Menschen, die unter Schlaflosigkeit leiden, sowie ehemalige Geheimagenten entwickelt worden, die in dem Moment, wo sie die Augen aufschlugen, unbedingt auf eben diese lebenswichtigen Informationen angewiesen waren.
    Joes Hand lag auf meiner. Er hatte sich stundenlang meine Angst- und Schimpftiraden angehört, aber irgendwann war er langsam weggenickt, sein Griff hatte sich gelockert, und jetzt schnarchte er leise vor sich hin. Auch Martha schlummerte selig, und ihre zitternden Atemzüge und Traum-Kiekser lieferten die stereophone Untermalung für Joes regelmäßiges Schnarchen.
    Für mich dagegen war an Schlaf genauso wenig zu denken wie an eine Reise zum Mond.
    Immer wieder musste ich daran denken, dass das Feuer die unteren beiden Stockwerke verschont, meine Wohnung hingegen bis auf die nackten Wände niedergebrannt hatte. Es ließ sich nicht verleugnen. Ich war das Ziel eines brutalen und überlegt handelnden Killers, der mit voller Absicht bereits acht Menschen den Feuertod beschert hatte.
    War er davon ausgegangen, dass ich zu Hause war? Oder hatte er gesehen, wie ich mit Martha das Haus verlassen hatte, und wollte mir eine Warnung schicken? War es möglich, dass Chuck Hanni dieser Killer war?

    Ich hatte mit Chuck zusammen gegessen, Tatorte begutachtet, ich hatte ihm vertraut. Jetzt machte ich ihn im Geist zu einem Killer, der alles wusste, was es über Brandstiftung zu wissen gab. Und alles, was es über die Vertuschung eines Mordes zu wissen gab.
    Aber warum sollte ein Mann, der so clever war, seine verfluchte Visitenkarte in meiner Wohnung hinterlassen?
    Ein Killer, der als Täter-Signatur tatsächlich seine persönliche Unterschrift hinterließ?
    Das ergab keinen Sinn.
    Das Pochen in meinen Schläfen wuchs sich zu einem überaus alarmierenden Kopfschmerz aus. Hätte ich irgendetwas im Magen gehabt, ich hätte es prompt wieder ausgespuckt. Um 1.14 Uhr klingelte das Telefon. Ich las die Anruferkennung und hatte noch beim ersten Klingeln den Hörer in der Hand. Joe bewegte sich. Ich flüsterte »Das ist Conklin«, und Joe murmelte »Okay« und schlief weiter.
    »Gibt es was Neues?«, fragte ich meinen Partner.
    »Ja. Und es wird dir nicht gefallen.«
    »Sag’s mir einfach. Sag mir, was es ist .« Halb flüsterte, halb schrie ich. Ich stieg aus dem Bett, machte einen Schritt über Martha hinweg und ging hinaus in Joes Wohnzimmer mit seinem Ausblick auf den nächtlichen Presidio Park, dessen groß gewachsene Eukalyptusbäume schaurig im Mondlicht hin und her schwankten. Martha kam mir nach, und ihre Krallen klackten auf dem harten Holzboden. Sie trank ein bisschen Wasser aus der Schale in der Küche.
    »Es

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