Die 7 Suenden
geht um das Buch...«, sagte Rich.
»Hast du eine lateinische Inschrift gefunden?«
»Nein. Es gehört tatsächlich Chuck...«
»Mannomann.«
»Lass mich ausreden, Linds. Nicht er hat es in deiner Wohnung liegen lassen, sondern ich .«
71
Mühsam versuchte mein Geist zu begreifen, was Conklin mir mit diesen Worten mitteilen wollte. »Sag das noch mal«, forderte ich ihn auf. Seine Stimme klang zerknirscht.
»Ich habe das Buch in deiner Wohnung liegen lassen.«
»Du willst mich auf den Arm nehmen, oder?«
Eine andere Erklärung gab es nicht. Ich konnte mir nicht vorstellen, welche Umstände Conklin dazu veranlasst haben sollten, ein Handbuch über Brandstiftung und Explosionen in meinem vom Feuer verwüsteten Apartment zurückzulassen.
»Es war so: Ich habe mich mit Chuck getroffen, genau wie du gesagt hast«, erwiderte Rich in wohl überlegten Worten. »Ich habe ihn zu einem versöhnlichen Abendessen eingeladen, und dabei habe ich ihm gesagt, dass ich gerne mehr über Brandursachenermittlung erfahren würde. Ich meine, immerhin ist er ein Vollprofi.«
Rich unterbrach sich kurz, um Luft zu holen, und ich schrie ihn an: » Mach weiter! «
»Wir sind dann zusammen zu seinem Auto gegangen. Lindsay, er wohnt praktisch in dem Ding. Überall liegen Sandwichverpackungen rum, sein Computer, Klamotten hängen an …
»Rich, verdammt noch mal!«
»Und genau in dem Augenblick, als Chuck dieses Handbuch gefunden hat, ruft mich Jacobi an und sagt, dass deine Wohnung brennt. Ich hab’s Hanni erzählt, und er meint: ›Ich fahre‹, und als wir dann bei dir waren, hatte ich das Buch immer noch in der Hand.«
»Und dann hast du es auf das Telefontischchen gelegt.«
»Ich habe keinen Gedanken mehr daran verschwendet, bis Jacobi mich angerufen hat«, erwiderte Rich niedergeschlagen.
»Hat Jacobi schon mit Hanni geredet?«
»Nein. Er wollte erst mit mir darüber sprechen. Hanni weiß noch gar nichts davon.«
Es dauerte viele Sekunden, bis ich mich wieder sortiert hatte, Chuck Hanni wieder als Freund betrachten und erkennen konnte, dass die entscheidende Frage immer noch nicht geklärt war. Ich zitterte, aber mir war nicht kalt.
»Linds?«, hörte ich Rich sagen.
»Wir wissen noch immer nicht, wer das Feuer bei mir oder in den anderen Häusern gelegt hat«, sagte ich. »Wir haben immer noch nicht den leisesten Schimmer.«
72
Eine ganze segensreiche Woche lang war Richter Bendinger wegen seiner Knieprothese in der Reha gewesen, aber jetzt war die Pause zu Ende. Bendinger war wieder da. Und Yuki merkte, wie der Tsunami dieses ganzen verrückten Junie-Moon-Zirkus erneut über sie hereinbrach: die völlig außer Kontrolle geratenen Medien, der Druck des Gewinnen-Müssens.
Um Punkt neun Uhr wurde die Verhandlung eröffnet.
Und die Verteidigung begann, ihre Sicht des Falls darzulegen.
L. Diana Davis hob nicht einmal den Blick, als ihr erster Zeuge in den Zeugenstand trat. Sie musste den Luftzug gespürte haben, denn er ging so dicht an ihr vorbei, dass sein Fischgrät-Jackett beinahe ihren Arm gestreift hätte. Yuki sah, wie Davis sich zu ihrer Mandantin hinüberbeugte und ihr hinter vorgehaltener Hand etwas ins Ohr flüsterte, während sie gleichzeitig ihre Blicke über die Zuschauergalerie gleiten ließ. Die Fernsehkameras liefen, und die Journalisten standen dicht gedrängt im hinteren Teil des Saals.
Davis lächelte.
Yuki flüsterte Len Parisi zu: »Es gibt keinen Menschen auf der Welt, mit dem Davis jetzt tauschen wollte. Und es gibt keinen Menschen auf der Welt, den sie lieber verteidigen würde.«
Red Dog lächelte. »Auch in Ihnen schlummert so ein wildes Tier, Yuki. Lernen Sie, es zu lieben.«
Yuki sah, wie Davis ihrer Mandantin die Hand tätschelte, während Lieutenant Charles Clapper, der Leiter der kriminaltechnischen Abteilung des San Francisco Police Department,
vereidigt wurde. Dann stand Davis auf und begrüßte ihren Zeugen.
»Lieutenant Clapper, wie lange sind Sie schon Leiter der San Francisco Crime Scene Unit?«
»Seit fünfzehn Jahren.«
»Und was haben Sie davor gemacht?«
»Im Anschluss an meine Ausbildung habe ich beim San Diego Police Department angefangen, fünf Jahre im Drogendezernat, danach fünf Jahre bei der Mordkommmission. Dann bin ich nach Las Vegas in die Kriminaltechnik gewechselt und anschließend nach San Francisco gezogen, um hier die Leitung der Crime Scene Unit zu übernehmen.«
»Sie haben sogar Bücher über Indizienbeweise und Spurenmaterialien geschrieben, nicht
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