Die 7 Suenden
vollkommen irrelevant.«
»Stattgegeben.«
Davis machte auf dem Absatz kehrt und ging ein paar Schritte auf die Geschworenen zu, dann drehte sie sich wieder um.
»Und doch«, sagte sie dann, und ihre Stimme schallte klar und deutlich quer durch den ganzen eichengetäfelten Gerichtssaal, »hat Ms. Moon nach Angaben der Polizei ausgesagt, sie habe Sie angerufen, weil Mr. Campion einen Herzanfall hatte, und dass er, als Sie bei ihr zu Hause eingetroffen seien, bereits tot gewesen sei.«
»Das ist totaler Schwachsinn. Kein Wort davon ist wahr«, sagte Malcolm. Er hatte eindeutig seinen Spaß.
»Die Polizei hat außerdem berichtet, dass Ms. Moon ausgesagt habe, Sie hätten Mr. Campion mit einem Messer in
Stücke geschnitten. Anschließend sollen Sie beide gemeinsam Mr. Campions Überreste in Müllcontainer geworfen haben.
Ist das wahr?«
» Niemals . Völliger Schwachsinn. Zumal ich sowieso bloß mit Elektrowerkzeugen umgehen kann.«
»Okay, Mr. Malcolm. Aber warum sollte Ms. Moon Ihrer Meinung nach so etwas behaupten, wenn es gar nicht wahr ist?«
»Weil«, sagte Malcolm und richtete seine weit auseinanderstehenden, grünen Augen auf Junie Moon, »sie ziemlich einfach gestrickt ist, verstehen Sie, wie’ne Sonderschülerin. Sie verschlingt irgendwelche Liebesromane, schaut sich jede Seifenoper an...«
»Einspruch, Euer Ehren «, sagte Yuki. »Ich beantrage die Streichung dieser Passage aus dem Verhandlungsprotokoll. Sämtliche Fragen sind eine einzige Aufforderung zur Spekulation.«
»Euer Ehren, Mr. Malcolms Aussage soll uns helfen, die Glaubwürdigkeit der Zeugin zu beurteilen.«
»Ich lasse die Frage zu. Fahren Sie fort, Mr. Malcolm.«
Yuki seufzte vernehmlich und setzte sich wieder auf ihren Platz zwischen Gaines und Red Dog, während Malcolm seine Antwort fortsetzte.
»Wie gesagt, meine Meinung, ja? Als die Bullen sie gefragt haben, ob sie es mit dem berühmten Michael Campion getrieben hat, da ist bei ihr ein Film abgelaufen, auf Großbildleinwand und in 3-D, und Junie Moon, die dämliche, kleine Nutte, war darin der Star...«
»Danke, Mr. Malcolm. Sind Sie wegen Beihilfe zu diesem Verbrechen angeklagt worden?«
»Das hätten die Bullen gerne gehabt, aber die Staatsanwaltschaft hat genau gewusst, dass sie mich bloß mit Junies
wackeliger Aussage nicht drankriegen kann, schon gar nicht, wo sie - wie sagt man? - widerrufen hat.«
»Danke, Mr. Malcolm. Ihr Zeuge«, sagte Davis überheblich grinsend zu Yuki.
75
Yuki las sich Lens Notizen durch. Seine Vorschläge für das weitere Vorgehen entsprachen genau ihren eigenen Vorstellungen, aber jetzt wurde ihr noch einmal ganz deutlich bewusst, wie wichtig Malcolm für die Verteidigung war. Und wie wichtig es war, dass sie seine Aussage entkräftete.
Yuki stand auf, ging auf den Zeugen zu und sagte: »Mr. Malcolm, sind Sie aus freien Stücken hierhergekommen?«
»Nicht ganz. Der lange Arm des Gesetzes hat mich aus einem hübschen kleinen Strip-Club in Tijuana gezerrt.«
»Haben Sie Freunde in Mexiko, Mr. Malcolm?«, erkundigte sich Yuki über das Gelächter aus dem Zuschauerraum hinweg. »Oder war das eher ein Fall von ›Du kannst zwar weglaufen, aber entkommen kannst du nicht‹?«
»Ein bisschen was von beidem.« Malcolm zuckte mit den Schultern und ermöglichte den Geschworenen einen kurzen Blick auf sein gruseliges Zahnlückenlächeln.
»Vor wenigen Minuten haben Sie geschworen, die Wahrheit und nichts als die Wahrheit zu sagen, nicht wahr?«
»Gegen die Wahrheit habe ich nichts einzuwenden«, sagte Malcolm.
Yuki legte ihre Hände auf die Brüstung zwischen sich und dem Zeugen und sagte: »Was empfinden Sie für die Angeklagte? Für Ms. Moon?«
»Junie ist ein süßes Mädchen.«
»Mal sehen, vielleicht können wir diese Antwort noch ein klein wenig veredeln, okay?«
Achselzuckend meinte Malcolm: »Veredeln Sie ruhig.«
Yuki lächelte, um den Geschworenen zu signalisieren, dass sie einen kleinen Scherz durchaus abkonnte, dann sagte sie: »Wenn Sie und Junie Moon diesen Saal als freie Menschen verlassen könnten, würden Sie dann gerne die Nacht mit ihr verbringen?«
»Ja, na klar.«
»Und wenn Junie Moon eine Niere benötigen würde, würden Sie ihr eine von Ihren spenden?«
»Ich hab doch zwei, oder?«
»Ja. Es spricht vieles dafür, dass Sie zwei haben.«
»Na klar würd ich ihr’ne Niere abgeben.« Ricky Malcolm grinste ausgiebig und zeigte, was für ein großzügiger Typ er war.
»Während der drei Jahre dauernden Beziehung zur
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