Die 8 Anti-Krebs-Regeln
schützen. Welche sozialen Strukturen in der Steinzeit herrschten und wie sich die Gruppen organisierten, bietet jedoch vor allem viel Raum für Mutmaßungen. Anhand von Knochenfunden können Anthropologen aber zum Beispiel mit großer Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass etwa 30 Steinzeitmenschen in einem Stamm zusammenlebten. Ebenso wissen wir heute, dass Jäger nie allein unterwegs waren, sondern immer in einer Gruppe – zuweilen sogar gemeinsam mit anderen Stämmen und über mehrere Wochen hinweg.
Tatsächlich sind soziale Bindungen viel mehr als nur eine kulturelle Lebensform. Beziehungen sind ein wichtiger Gesundheitsfaktor; der Mensch kann erwiesenermaßen nicht auf sie verzichten, wenn er nach einem langen, gesunden Leben strebt. Da verwundert es nicht, dass es im menschlichen Gehirn sogar ein komplettes System aus Nervenzellen gibt, das nur für Beziehungsaufgaben verantwortlich ist. Es macht uns zu mitfühlenden Wesen und bildet so gesehen die Grundlage der »emotionalen Intelligenz«. Ohne diese Spiegelnervenzellen (Spiegelneuronen) wären wir nicht in der Lage, Sympathie für unsere Mitmenschen zu empfinden und zu lieben.
Doch das moderne Leben der industrialisierten Länder hat die Beziehungsgeflechte der Menschen nachhaltig verändert und bringt immer mehr Einzelgänger hervor; die Vereinsamung ist ein wachsendes Problem der westlichen Welt. Hat sie auch Auswirkungen auf die Gesundheit? Ja, antworten Julianne Holt-Lunstad und Timothy Smith von der Brigham Young University im US-Bundesstaat Utah. Sozial aktive Menschen, so das Fazit der Forscher, können sich im Schnitt über ein längeres Leben freuen als Einzelgänger. Sich vollkommen allein zu fühlen dagegen ist eines der erdrückendsten Gefühle überhaupt, kann Depressionen und andere psychische Erkrankungen auslösen.
140 Studien mit Daten von mehr als 300 000 Menschen (vorwiegend aus westlichen Ländern) haben die beiden 2010 analysiert und daraus
das statistische Sterberisiko errechnet. Das Ergebnis ist eindeutig: Wer einen guten Freundes- und Bekanntenkreis hat, dessen Überlebenswahrscheinlichkeit
erhöht sich – auch unter Berücksichtigung von Alter, Geschlecht und sozialem Status – gegenüber sozial weniger aktiven Menschen um 50 Prozent. Die
gesundheitsschädlichen Folgen eines sozial schwachen Umfelds lassen sich also durchaus mit anderen Risikofaktoren vergleichen. Holt-Lunstad und Smith
kamen zu dem Schluss, dass Einsamkeit
genauso schädlich ist wie der Konsum von 15 Zigaretten am Tag.
genauso schadet wie Alkoholmissbrauch.
schädlicher ist als keinen Sport zu treiben.
doppelt so schädlich ist wie Fettsucht.
Die beiden Wissenschaftler empfehlen daher Ärzten, bei der Diagnosestellung und Behandlung ihrer Patienten immer auch einen Blick auf das jeweilige soziale Umfeld zu werfen. Und sie behaupten: Jede Verbesserung im Hinblick auf persönliche Beziehungen wird auch die Überlebensfähigkeit und die Lebensqualität steigern. Ein Grund dafür könnte sein, dass sozial aktive Menschen ein höheres Verantwortungsbewusstsein haben. Und wer sich für andere Menschen verantwortlich fühlt, überträgt dieses Gefühl auch auf sich selbst und passt besser auf sich auf. Darüber hinaus zeigen die Studien, dass der regelmäßige Kontakt zu den Mitmenschen das Immunsystem stärkt.
Dass soziale Kontakte das Leben verlängernkönnen, bedeutet allerdings nicht automatisch, dass Singles gegenüber Familien gesundheitlich benachteiligt wären. Denn es ist weniger ausschlaggebend, ob Sie allein oder mit Partner beziehungsweise im Familienverbund leben. Wichtig ist vielmehr, dass Sie in ein beständiges soziales Netzwerk (zum Beispiel aus Freunden und Kollegen) integriert sind. Was man dabei jedoch nicht vergessen sollte: Neue Kommunikationsmöglichkeiten und Netzwerke im World Wide Web sind kein Ersatz für echte soziale Kontakte.
INFO
Emotionaler Stress
Groß angelegte Untersuchungen an der Sporthochschule Köln von 2006 konnten zeigen, wie wichtig harmonische soziale Strukturen auch im Berufsleben sind. Gerade bei Berufsgruppen, in deren Arbeitsumfeld enge zwischenmenschliche Beziehungen nötig sind, treten überproportional viele Gesundheitsstörungen auf, wenn es innerhalb der Gruppe zu Problemen und Konflikten kommt. Das betrifft zum Beispiel Krankenschwestern, die auf ein kollegiales Team aus Ärzten, Pflegern und anderen Schwestern angewiesen sind. Die Studienergebnisse zeigen recht deutlich, dass Gesundheitsstörungen
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