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Die Abaddon-Mission (German Edition)

Die Abaddon-Mission (German Edition)

Titel: Die Abaddon-Mission (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank W. Haubold
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die Antwort schuldig geblieben.«
    »Das war Ihr gutes Recht, schließlich geht es mich auch nichts an.«
    »Mag sein«, murmelte der alte Mann, bevor er fortfuhr: »Haben Sie schon einmal das Gefühl g e habt, etwas Wichtiges in Ihrem Leben versäumt zu h a ben?«
    Ein Schatten glitt über das Gesicht des Fahrers, bevor er sich zu einer Antwort zwang: »Ich denke schon, Mister. Da kommt wohl so einiges zusammen ...«
    »Nicht doch, Tom.« Das Mißverständnis war Hopkin sichtlich peinlich. »Ich habe mich vielleicht nicht präzise genug ausgedrückt. Meine Frage bezog sich eher auf ein Ereignis, eine bestimmte Gelege n heit, die Sie nur um eine Winzigkeit, ein paar Min u ten oder einen Tag verpaßt haben.«
    »Nicht, daß ich wüßte«, erwiderte der Jüngere nach einigem Nachdenken. Dann hellte sich seine Miene plötzlich auf. »Sie meinen ... eine zweite Chance?«
    »So ähnlich«, bestätigte der alte Mann. »Es heißt, daß man sich im Alter wieder der Kindheit nähert. Eine vornehme Umschreibung für Senilität, wenn Sie mich fragen, aber doch nicht ganz falsch. Es gibt eine Menge Dinge, an die sich die Leute erinnern, wenn sie meinen Namen hören: Skandale, juristische Au s einandersetzungen, Frauen, Stars, die durch die Firma groß geworden sind ... Würden Sie mir gla u ben, daß ich das meiste davon längst vergessen h a be?«
    »Warum nicht?« erwiderte Tom abwesend. Der Sa t telschlepper passierte gerade einen Anstieg, der seine volle Aufmerksamkeit beanspruchte. Gequält heulten die Turbinen auf, wenn eines der Räder auf dem gla t ten Felsuntergrund durchdrehte und das Fahrzeug aus der Spur riß. Die Maschine verlor an Geschwindi g keit und drohte seitlich wegzurutschen. Rasch schaltete Tom auf Handsteuerung um und a k tivierte den Hilfsantrieb. Knirschend fraßen sich die stählernen Raupenketten in das Gestein und schoben das schw e re Fahrzeug im Schneckentempo bergan.
    »Okay«, murmelte Tom und tupfte sich den Schweiß von der Stirn. »Ich glaube, das Gröbste h a ben wir hinter uns. – Sie wollten mir etwas über ve r paßte Gelegenheiten erzählen.«
    »Worauf ich hinauswollte«, nahm der alte Mann den Gesprächsfaden wieder auf, »war, daß die me i sten Dinge mit den Jahren an Bedeutung verlieren. Mit der Zeit verschwimmt alles in einer Art Nebel: G e sichter, Schlagzeilen, Preisverleihungen. Man weiß zwar, daß man irgendwie beteiligt war, em p findet aber nichts mehr dabei.«
    »Es gibt sicher eine Menge Leute, die gern mit Ihnen tauschen würden«, wandte Tom ein.
    »Mag sein, ich beklage mich ja auch nicht. Es ist durchaus angenehm, wohlhabend zu sein, nur kann das Geld die Jahre nicht zurückholen. Und erst recht nicht die Züge, die irgendwann ohne uns abgefahren sind.« Ein trotziges Lächeln huschte über sein G e sicht, als er fortfuhr: »Es sei denn, man schafft die perfekte Illusion.«
    »Ein ziemlich teures Vergnügen«, murmelte der Jüngere und deutete nach hinten in Richtung Lad e fläche. »Aber warum hier und nicht irgendwo auf der E r de?«
    Der alte Mann schwieg einige Sekunden, bevor er sich zu einer Antwort entschloß:
    »Weil ich allein sein möchte ... damit . Würden Sie gern ein Dutzend Reporter dabeihaben, wenn Sie etwas tun, das im Grunde ziemlich albern ist? Und einen NSC-Helikopter über sich, der alles auf Video aufnimmt? Sie vergessen, daß sich die Vereinigten Staaten im Kriegszustand befinden. Ein Projekt di e ser Größenordnung läßt sich nicht organisieren, o h ne daß die Behörden und die Presse Wind davon b e kommen.«
    »Wahrscheinlich nicht – wobei ich mir nicht s i cher bin, ob so etwas überhaupt möglich ist: die pe r fekte Illusion .«
    »Morgen werde ich es wissen – Was ist los? Wa r um halten Sie?«
    Das Fahrzeug hatte das Steilstück eben hinter sich gelassen und die ›Passage‹ erreicht – einen erstarrten Lavastrom, der wie eine breite, sanft geschwungene Straße zum Krater führte. Noch verbargen die Fel s wände das Kraterinnere, aber in einiger Entfernung konnte man bereits die Bresche erkennen, die die Lavamassen in den Ringwall gerissen hatten. Noch ein paar hundert Yards, und sie hatten ihr Ziel e r reicht ...
    »Keine Sorge, Mister Hopkin, ich bin gleich wi e der da.«
    Ein eisiger Luftschwall fegte in die Kabine, als Tom die Tür aufriß und hinauskletterte. Im Rüc k spiegel konnte Hopkin erkennen, daß die anderen Fahrer in ihren Kabinen blieben. Auch Tom entfer n te sich nur ein paar Schritte vom Fahrzeug und ve r harrte

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