Die Abaddon-Mission (German Edition)
wegen anderer Dinge, die besser geschützt sein sollten.«
»Ich verstehe nicht!«
»Du wirst es verstehen – keine Sorge.«
»Wer bist du?!« Martin war fest entschlossen, sich nicht länger hinhalten zu lassen.
»Ronald Merriner, Wartungsingenieur bei SPACE-COM, bis vor ein paar Tagen verantwor t lich für die Instandsetzung defekter Nachrichtens a telliten.«
»Auf der Erde?« Martin wollte es nicht glauben. »Ich dachte, die wären alle zerstört worden?«
»Bis auf jene, die das Shariat für seine eigene L o gistik benötigt«, bestätigte die Stimme emotionslos. »Und i r gendwie mußte ja auch der Kontakt mit der Invasion s flotte gehalten werden ...«
Eine flüchtige Idee setzte sich in Martins Hirn fest und wurde zur Gewißheit: »Dann warst du es also, der uns gewarnt hat?!«
»Ich habe es zumindest versucht ...« Das klang wen i ger selbstbewußt als traurig.
»Donnerwetter, Ron – Ich darf dich doch Ron ne n nen?«
»Sehr gern, Martin.«
»Du hast sie mit einem ihrer eigenen Nachrichte n satelliten gelinkt, und sie haben dich nicht e r wischt?«
»Sie haben mich erwischt, Martin.« Die Stimme klang ein wenig verlegen.
»Das verstehe ich nicht, Ron. Die Fedayin haben dich erwischt und am Leben gelassen?!«
»Nein, das haben sie nicht, leider«, sagte die Stimme u n glücklich.
Einen Augenblick lang war Martin zu keinem kl a ren G e danken fähig.
»Dann bist du – sind wir – also tot? Aber wir r e den doch miteinander ...«
»Reden würde ich es nicht nennen. Wir komm u nizi e ren miteinander – das ist etwas anderes.«
»Dann weißt du auch nicht, wo wir uns hier b e finden?«
»Doch, das weiß ich. Aber du würdest mir nicht gla u ben.«
»Dann sind wir also tot«, wiederholte Martin in der Hof f nung, daß die Stimme ihm widersprechen würde.
Schweigen.
Martin fror plötzlich. Es war kein körperliches Unb e hagen, sondern Resultat einer Erinnerung, die bruc h stückhaft in kaleidoskopartigen Bildern in sein Bewuß t sein eindrang.
Er sah die Konsole seiner Raumkapsel vor sich und die gleißende Metalloberfläche des Beobac h tungssatelliten. Die Erinnerung wurde jetzt deutl i cher: Er war mit dem Auftrag gestartet, die defekte Sensoreinheit des Satelliten auszutauschen, aber irgendwie war es nicht dazu g e kommen ...
Martin war so in die Steuerung der Roboterarme ve r tieft gewesen, daß er das fremde Raumschiff nicht einmal bemerkt hatte. Als die Alarmsignale aufheu l ten, was es bereits zu spät. Der Traktorstrahl des angreifenden Kreuzers hatte seine Raumkapsel b e reits erfaßt und damit jede Flucht unmöglich g e macht hatte.
Die Anweisungen für Zwischenfälle dieser Art w a ren eindeutig, und so hatte Martin keinen Auge n blick gezögert, die Schutzfelder des Reaktors zu d e aktivieren und den Schleudersitz zu betätigen. Durch die Wucht der Beschleunigung wurde ihm sekunde n lang schwarz vor Augen, dennoch war er imstande, das grandiose Schauspiel der in einem feurigen Bl ü tenmeer explodierenden Rau m kapsel zu verfolgen. Doch seine Genugtuung war nicht von langer Dauer gewesen. Die unwiderstehliche Kraft eines gebü n delten Feldes hatte seinen Körper erfaßt und drän g te ihn in Richtung des feindlichen Rau m schiffes. Verzweifelt feuerte Martin Ladung um Ladung aus seiner Rückstoßpistole ab, ohne die verhängnisvolle Annäherung auch nur im geringsten aufhalten zu kö n nen. Wie hypnotisiert starrte er auf das sich sternförmig öffnende Maul der Ladeluke des Rau m kreuzers, das jetzt nur noch wenige Meter von ihm entfernt war. Sein Entschluß stand fest. Lebend wü r den sie ihn nicht b e kommen. Unbeholfen richtete er den Lauf seiner Waffe gegen die Panzerung seines Raumanzugs und feuerte. Etwas blitzte silbern auf, dann verlor er das Bewußtsein ...
Ich habe es also nicht geschafft , dachte Martin d e primiert und begann zu ahnen, was die Stimme ihm hatte mitteilen wollen ...
Offenbar befand er sich – ebenso wie sein g e heimnisvoller Gefährte – in der Gewalt der Angre i fer. Wie sein G e fängnis aussah und was aus seinem Körper geworden war, wagte sich Martin nicht vo r zustellen. Er wußte nur, daß die Kolonie in größter Gefahr war ...
»Jetzt weißt du also Bescheid«, meldete sich Rons Stimme erneut. Sie klang nicht besonders beunr u higt.
»Die Codes. Sie dürfen nicht an die Passivi e rungsschlü s sel herankommen«, dachte Martin in einem Anflug von Panik. »Ohne den Schutz der A u ßenforts ist die K o lonie verloren
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