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Die Abaddon-Mission (German Edition)

Die Abaddon-Mission (German Edition)

Titel: Die Abaddon-Mission (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank W. Haubold
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verlassen, und das Schlimme war, sie hatte wahrscheinlich recht ...
    Williams rechter Fuß ertastete schließlich doch noch einen der Schuhe unter der Bank. Es war der linke, und er bückte sich, um die Schnürsenkel z u zubinden und gleichzeitig unter den Tisch zu sp ä hen. Der andere Schuh blieb verschwu n den.
    Das war wieder eine jener Situationen, die er ve r abscheute. So etwas konnte nur ihm passieren. Wah r scheinlich blieb ihm nichts anderes übrig, als ruhig sitzenzubleiben und abzuwarten, bis die and e ren z u rückkamen. Er konnte sogar noch ein Bier trinken. Seine Geldbörse war ja schließlich noch da. Aber erstens war es zu warm für ein zwe i tes Bier, und zweitens müßte er dann zur Toilette ...
    William stieß seinen Banknachbarn, einen gemü t lich aussehenden Mit t fünfziger, an und bat ihn um Hilfe: »Entschuldigen Sie, ich kann meinen Schuh nicht wiederfinden, könnten Sie vielleicht ...«
    »Klar doch, Opa!« rief der Dicke hilfsbereit und machte sich daran, den Tisch ein wenig nach vorn zu rücken. Darunter war – nichts.
    »Tut mir leid, alter Junge«, sagte der Dicke und klopfte William woh l wollend auf die Schulter. »aber  was is’n das da drüben?!«
    Und tatsächlich, rechts neben Wi l liam auf der Bank – und eigentlich kaum zu übersehen – lag das vermißte Stück und grinste ihn höhnisch an. Er spü r te, wie ihm das Blut ins Gesicht schoß und b e dankte sich verlegen.
    »Aber nicht doch, alter Junge!« krähte der Dicke vergnügt. »Das kann doch jedem passieren!« Sein spöttischer Gesichtsausdruck besagte allerdings e t was anderes, aber das konnte William ihm nicht einmal verübeln ...
    Verlegen band er seinen anderen Schuh zu und ve r abschiedete sich hastig.
    Die Trompetenstimme des Dicken und das G e lächter der Trinkenden trafen ihn wie ein Geschoß zwischen den Schulterblättern und brachten ihn be i nahe ins Straucheln.
    Wenigstens war die Chipkarte noch da, so daß der alte Mann den Bad e park ohne weitere Zwischenfälle verlassen konnte.
    Bis zur Klinik waren es nur wenige Minuten, wenn man den großen Schrägaufzug des L&S-Centers benutzte. Ärgerlich war nur, daß man in der klimatisierten Eingang s halle des Supermarktes stets mit einem halben Dutzend Verkaufsberater konfro n tiert wurde, die einen wie die Kletten mit ihren We r bebotschaften verfolgten. Natürlich taten ihm die jungen Leute leid, aber heute hatte er es eilig.  Will i am schüttelte den letzten, einen dü r ren Jüngling mit den fieberglänze n den Augen des CET-Süchtigen ab und gelangte endlich auf eine der Plattformen des Liftes, der sich sofort in Bewegung setzte.
    Tief einatmend genoß der alte Mann den Fahr t wind während des Aufstiegs der halboffenen Schweb e kapsel. Als er die Hand vom Geländer nahm, um sich die Stirn abzutupfen, setzte urplöt z lich der Bremsdruck ein und ließ ihn nach vorn sto l pern. William stieß mit der Stirn gegen das Siche r heitsglas der Kapsel und ve r spürte einen brennenden Schmerz oberhalb seiner rechten Augenbraue.
    Obwohl er sofort seine Hand gegen die Wunde preßte, füllte sich sein Auge mit Blut. William  spü r te, wie die klebrige Wärme durch seine Finger si c kerte und als feuchtes Rin n sal über sein Gesicht lief.
    Benommen taumelte er aus der Kapsel und stieß dabei gegen den Wagen e i ner Kosmetikverkäuferin, die ihn erschrocken anstarrte, bevor sie aufkreischte. Jemand rief nach dem Sicherheitsdienst und nach einem Arzt.
    William wollte kein Aufsehen. Er haßte es, im Mittelpunkt zu stehen, und so begann er zu laufen. O b wohl er sich nicht umdrehte, bildet er sich ein, von einer Horde aufgebrachter Menschen verfolgt zu we r den, und hielt verzweifelt Ausschau nach einer Tür.
    Da – endlich! Zwar stand da irgendein War n schild, aber das war ihm in diesem Augenblick vö l lig gleichgültig. Die Tür öffnete sich zwar nicht a u tomatisch, schwang jedoch nach außen auf, als Wi l liam den Riegel nach unten drückte und sich mit aller Kraft dagegenstemmte. 
    Er war frei!
    Trotzdem lief er noch ein paar Du t zend Meter weiter und vergewisserte sich, daß ihm niemand folgte.
    Schwer atmend schaute er sich um und versuchte sich zu orientieren. Offenbar befand er sich im En t so r gungsbereich des Supermarktes. Die schmale Zufahrtsstraße säumten Du t zende Abfallcontainer und riesige Leergutstapel. Es roch nach schalem Bier und verdorbenem Obst.
    William holte ein Kleenex aus der Tasche und tupfte vorsichtig die Wunde an seiner

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