Die Abaddon-Mission (German Edition)
langen Überfahrt freund e ten sich weißhaarige Professoren mit ehemaligen Footballgrößen und Schlachthausbetreibern aus Ch i cago an. Man spielte Karten, trank zuviel und lachte über die abgestandensten Witze. Ein paar von ihnen übe r trieben es dabei und starben, noch bevor die »Queen of Hearts« den Marsorbit erreicht hatten, doch sie starben mit einem Lächeln auf den Lippen. Ihre Leichen wurden in Folie gepackt dem Wel t raum übergeben, während im S a lon Wunderkerzen brannten, die Kapelle »Auld Lang Syne« spielte und alle mi t sangen.
Der Garten der Persephone
Here, where the world is quiet;
Here, where all trouble seems
Dead winds’ and spent w a ves’ riot
In doubtful dreams of dr e ams...
Algernon Charles Swi n burne
Lautlos tauchte die Landefähre in das flauschige Weiß der Wolke n decke ein.
Die Männer schwiegen. Sie hatten eine Entsche i dung getroffen, und jetzt hatten sie Angst.
Sie hatten die verlassenen Städte auf den Jupite r monden und dem Mars untersucht und keinen Hi n weis auf ihre einstigen Bewohner gefunden. Sie w a ren bis in die entlegensten Winkel der verwaisten Raumstationen vorgedrungen, ohne auf eine Spur ihrer Erbauer zu stoßen. Nichts davon hatte sie übe r rascht. Die Dirac-Sender waren verstummt, als der Sonnensturm alles Leben in diesem Planetens y s tem ausg e löscht hatte.
Und doch waren die Männer heimgekehrt.
Nachdenklich starrte Marian auf den Monitor, der nach wie vor nur die milchigen Grautöne vorbeir a sender Wolkenfetzen zeigte. E i ne leichte Turbulenz ließ den Boden unter seinen Füßen vibrieren und verursachte ein nervöses Kribbeln in se i ner Mage n grube.
Marian hatte keine Erinn e rungen an die Erde.
Seine Heimat trug den stolzen Namen »Eternity«, war hunder t fünfzig Meter lang und hatte einen Durchmesser von maximal 20 Metern. Seine Eltern hatte er nie kennengelernt. Er verdankte seine Ex i stenz einem Notprogramm, das nach dem Tod des letzten weiblichen Besatzungsmitglieds in Kraft g e setzt worden war. Er war nicht besonders sensibel, denn sensible Sorphans – wie sie von den Erdgeb o renen verächtlich genannt wurden – lebten nicht lange. Er mochte die mürrischen alten Männer ebe n sowenig, wie sie ihn und seinesgleichen moc h ten. Vielleicht wäre das anders gewesen, wenn M a rians weibliche »Geschwister« überlebt hätten. Doch das war re i ne Spek u lation.
Marian hatte, wie die anderen Sorphans , gegen die Rückkehr zur Erde gestimmt, doch die Alten hatten, wie immer, letztlich ihren Willen durchg e setzt. Auch wenn Marian keine Erinnerungen an die Erde hatte, kannte er doch die Bilder aus dem H o lospeicher des Bordrechners, die ihm immer ein w e nig unwirklich erschienen waren. Einem Wunsc h traum näher als der trostlosen Realität des Wel t alls.
In den letzten Jahren hatte Marian Entfernungen zurückgelegt, die sich kein menschliches Wesen vorstellen konnte. Er hatte nie begri f fen, wie der sogenannte »Raumsprung« physikalisch funktionie r te, der die »Eternity« innerhalb von Sekundenbruc h teilen von einem Raumsektor zum anderen springen ließ. Als Kind hat er die Astronavigatoren bewu n dert, die mit einem Knopfdruck dieses Wunder b e wirken konnten. Mittlerweile war er sich allerdings sicher, daß die Alten die Funktion des Dirac-Kolchev-Antriebs ebensowenig ve r standen wie er selbst.
Sie hatten Dutzende von Planeten erkundet und stets das Gleiche gefunden: hitzeflirrende Steinw ü sten in Sonnennähe und kältestarre, düstere Eisri e sen auf den äußeren Umlaufbahnen. Keine Spur von Wasser, Leben oder gar Zivilisation. Die Bilder der Erkundungsso n den waren in ihrer Trostlosigkeit austauschbar. Vor diesem Hintergrund waren Mar i an die Geschichten, die sich die Alten über die E r de erzählten, immer unwirklicher erschienen, bis er schließlich au f gehört hatte, ihnen zu gla u ben.
Das hatte sich erst geändert, als nach dem letzten Bremsmanöver der wolkenstreifige, in einer Fülle von Blautönen leuchtende Planet auf dem Zentra l bildschirm der »Eternity« aufg e taucht war.
Erst jetzt verstand Marian ihren Entschluß und schämte sich fast ein wenig für sein Mißtrauen. Er verstand auch, daß keiner der Männer auf dem Mu t terschiff hatte zurückbleiben wollen. Abgesehen von den Sorphans natürlich, von denen sich allein Mar i an dem La n dungstrupp angeschlossen hatte. Kapitän Rohan hatte seiner Bitte überraschend bereitwillig entsprochen, wenngleich seine Antwort
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