Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Abaddon-Mission (German Edition)

Die Abaddon-Mission (German Edition)

Titel: Die Abaddon-Mission (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank W. Haubold
Vom Netzwerk:
die dunkle Wolke n wand vor sich her. Minuten später erinnerten nur noch die Pfützen und ein fernes Grollen an das ger a de überstandene Unwetter. Das Lachen der Männer versiegte mit dem Regen. Die Stadt lag reglos und stumm vor ihnen, und auch das warme Licht der tiefstehenden Sonne konnte keinen Glanz in ihre erloschenen Fe n s teraugen za u bern.
    Schweigend wrangen die Männer ihre Unifor m jacken aus und kehrten fröstelnd zu ihren Fahrze u gen zurück. Der warme Luftstrom der Kabinenhe i zung trocknete zwar ihre Kleidung, doch die Atm o sphäre blieb kühl und gespannt. Das Gewitter war nur ein Aufschub gewesen, nicht mehr.
    Als der Befehl zum Aufbruch kam, waren die Männer bereit. Sie griffen nach ihren Waffen, pac k ten die Ausrüstung zusammen und machten sich auf den Weg.
    Die Stadt empfing sie mit der Gleichgültigkeit e i nes alten Mannes, der in seinem Lieblingslehnstuhl dem Vergessen entgegendämmert. Vor langer Zeit waren die Menschen gekommen, hatten Bäume g e fällt, Häuser und Straßen gebaut und die Stadt mit lärmender G e schäftigkeit erfüllt. Dann waren sie verschwunden. Die Stadt hatte geduldig auf ihre Rückkehr gewartet und schließlich aufgegeben. Die Natur war zurückgekehrt, hatte Risse in den Beton der Straßen getrieben und die Häuser mit einem Pelz aus wucherndem Grün ü berz o gen.
    Die Männer durchstreiften die Straßen in furch t samem Schweigen. Manchmal stießen sie sich wor t los an, wenn sie eines der Gebäude wiedererkannten. Mittlerweile hatten sie sich an den deprimierenden Anblick der rostbraunen Autowracks gewöhnt, die wie der Auswurf eines gigantischen Tieres die Str a ßenränder säumten. Die erblindeten Scheiben erspa r ten dem Betrachter den Anblick der aus den Sitzpo l stern quellenden Pilzstauden. Kapitän Rohan hatte nur ein einziges der verwesenden Wracks au f br e chen lassen...
    Die Männer fanden keinen Hinweis auf den Verbleib der Bewo h ner. Weder in den Häusern, die sie hastig und widerwillig durc h suchten, noch in der Tiefe der intakt gebliebenen U-Bahn-Schächte. Die Menschen waren verschwunden, ohne Spuren zu hinterlassen, oder die rachsüchtige Natur hatte ihre Spuren für immer ausgelöscht. Die Stadt war so tot wie ein seit langem aufgeg e bener Friedhof.
    Marian war sich da nicht so sicher. Er hatte etwas gesehen oder vielmehr gespürt, das seinen Begle i tern entgangen war. Verstohlene, schattengleiche Bewegungen, die sofort erstarben, wenn er seinen Blick darauf fixierte. Jemand oder etwas beobacht e te sie, dessen war sich Marian ganz sicher, hütete sich aber, seinen Verdacht laut au s zusprechen. Vielmehr richtete er seine ganze Aufmerksamkeit auf jene dunklen, kaum einsehbaren Ecken und Winkel in seinem Rücken, in denen er die gehei m nisvollen Wesen vermutete. Ein mer k würdigerweise noch intakter Seitenspiegel an einem der Aut o wracks bestätigte Marians Vermutungen schließlich. Jemand folgte ihnen. Genau genommen, kein J e mand im Sinne von Mensch oder Tier, sondern vielmehr eine Art Gespinst, lichtdurchlässig wie Gaze und ohne erkennbare Struktur, kaum mehr als ein formloser Scha t ten.
    Als die Dämmerung hereinbrach und die Sonne träge hinter den Hügeln versank, ließ Kapitän Rohan die Erkundung abbrechen. E r leichtert machten sich die Männer auf den Rückweg. Die Stadt flößte ihnen Furcht ein, nicht wegen des Schicksals ihrer Bewo h ner, so n dern weil es keine menschliche Stadt mehr war. Das düstere Zwielicht verstärkte die allgege n wärtige Aura der Fäulnis und des Ve r falls, die den Männern den Angstschweiß in den Nacken trieb und ihre Schritte automatisch schneller werden ließ. Die Spur des Scha t tenwesens hatte sich längst in der rasch einfallenden Dunkelheit ve r l o ren...
    Erst als vor ihnen die vertrauten Umrisse der be i den Transporter auftauchten, fanden die Männer ihre Sprache wieder. Marian bete i ligte sich nicht an den Spekulationen über die Ereignisse, die die Stadt zu dem gemacht hatten, was sie jetzt war. Die Erinn e rungen seiner Begleiter waren ihm ebenso fremd wie die still verwesende Hülle einer ehemals menschl i chen Ansiedlung, die sie hinter sich g e la s sen hatten.
    Was werden sie jetzt tun? fragte sich Marian mit einem besorgten Blick auf die vor ihm Marschiere n den. Zum Schiff zurückkehren oder tatsächlich hie r bleiben, wie sie es sich vorgenommen h a ben?
    Die knappen Kommandos des Kapitäns und der Eifer, mit dem sie befolgt wurden, drängten Marians Zweifel in den

Weitere Kostenlose Bücher