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Die Abaddon-Mission (German Edition)

Die Abaddon-Mission (German Edition)

Titel: Die Abaddon-Mission (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank W. Haubold
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noch selten Alpträume hatte, seitdem Valery bei ihnen war. In ihrer Gegenwart erhielt der Begriff »Unschuld« konkrete Bedeutung, und selbst die Kinder aus dem Dorf brachten ihr ein Maß an Rücksicht entgegen, das ihnen ansonsten fremd war.
    Valery war ein Kind des Regenbogens, und die Möglichkeit, daß ihr etwas zustoßen könnte, beu n ruhigte Sir Andrew über alle Maßen ...
    Er fand Aristide in der Werkstadt, einem flachen, weiß getünchten Gebäude zwischen dem Garten und den Gemüsefeldern. Der alte Mann stand über eine Werkbank gebeugt und beschäftigte sich mit dem Innenleben eines offenbar defekten Rasenmähers.
    Er schien so in seine Tätigkeit vertieft, daß Sir Andrew zunächst annahm, er habe sein Eindringen nicht bemerkt. Erst ein zwischen den Lippen hervo r gepreßtes »Ja, Sir?« belehrte ihn eines Besseren. Aristide Lemieux war nie besonders gesprächig g e wesen, und seit dem Tod seiner Frau hatte sich di e ser Zug seines Wesens noch verstärkt. Louise war an einer simplen Blinddarmentzündung gestorben. Als sich Sir Andrew zu einer Notoperation durchgeru n gen hatte, war es bereits zu spät gewesen. Er war kein Arzt, seine medizinischen Erfahrungen stam m ten aus seinem früheren Leben und beschränkten sich auf das Abbinden verstümmelter Gliedmaßen und die Verabreichung schmerzstillender Medik a mente ...
    Die beiden Männer kannten sich seit vielen Ja h ren, und so verstand Sir Andrew die wenig euphor i sche Begrüßung als Aufforderung, so rasch wie möglich zur Sache zu kommen.
    »Guten Tag, Mr. Lemieux. Ich fürchte, es gibt ein Problem.«
    Erst jetzt wandte sich der alte Mann seinem Bes u cher zu. Ein leichtes Lächeln spielte um seine Li p pen, aber Sir Andrew ließ sich nicht täuschen. Ar i stide wußte, daß die Angelegenheit ernst war.
    »Ein Problem, Sir?« der Blick des alten Mannes war starr und völlig ausdruckslos. Die Pupillen glänzten schwarz in den gelblich verfärbten Augä p feln.
    Er ist alt geworden, dachte Sir Andrew mit einer Spur Bedauern, irgendwann werde ich mich nach einem Nachfolger umsehen müssen.
    Im Dorf genoß Aristide allerdings nach wie vor uneingeschränkte Autorität. Nicht alle Einheim i schen verstanden Englisch, und so war er mit den Jahren zu seinem Vertrauten und Mittelsmann g e worden – eine erstaunliche Entwicklung für einen Mann, der nach eigenem Bekunden in seinem früh e ren Leben ausschließlich Küstenfischerei betrieben hatte.
    Sir Andrew hegte begründete Zweifel an dieser Au s sage, aber die beschäftigten ihn im Augenblick w e niger als die Frage, was Aristide Lemieux von ihm hielt, von ihm und dem Leben auf seiner Insel.
    Er wußte, daß der alte Mann mit Robin recht gut auskam, daß er Helen bewunderte, und daß er Val e ry buchstäblich auf Händen trug. Nur ob er selbst sich im Notfall auf Aristide verlassen konnte, wußte er nicht, und das verunsicherte ihn.
    »Ich habe am Strand etwas gefunden«, sagte er lan g sam. »Etwas, das dort nicht sein sollte.«
    Der alte Mann reagierte nicht. Er wartete darauf, daß Sir Andrew fortfuhr.
    »Das Ganze kann auch harmlos sein – irgendein Vogel, der sich in der Brandung die Flügel gebr o chen hat. Nur – für mich sieht er aus wie ein junger Seeadler ... Ich verstehe auch nicht unbedingt viel davon«, fügte er beinahe entschuldigend hinzu.
    »O doch, Sir«, jetzt lächelte Aristide wirklich. »Einen Baldhead werden Sie schon von einer Ente u n terscheiden können – und Sie meinen, er kommt von draußen ?«
    Sir Andrew zuckte mit den Achseln. Er wußte es nicht, aber er durfte kein Risiko eingehen. Seine Beklommenheit wuchs, als der alte Mann für kurze Zeit im Geräteraum verschwand und mit etwas z u rückkehrte, das entfernt an einen Feuerlöscher eri n nerte.
    Aber es war kein Feuerlöscher, das wußte Sir A n drew, die Druckflasche war silbern, nicht rot, und der Schlauch, der sie mit dem Handrohr verband, bestand aus feuerfestem Ceranit.
    »Gehen wir!« wie selbstverständlich übernahm Ar i stide das Kommando und wandte sich zur Tür. Sir Andrew blieb nichts weiter übrig, als ihm zu folgen.
    Schweigend durchquerten die beiden Männer den Garten, vorbei an Dattelpalmen, Zypressen und bl ü henden Hibiskussträuchern. Sperlinge lärmten in den Zweigen, und die Fontänen der Springbrunnen gli t zerten im Sonnenlicht.
    Vielleicht ist er nicht mehr da , dachte Sir Andrew, obwohl er wußte, daß das sein Problem nicht lösen würde. Das Gesicht des Älteren zeigte nach wie vor

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