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Die Abaddon-Mission (German Edition)

Die Abaddon-Mission (German Edition)

Titel: Die Abaddon-Mission (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank W. Haubold
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diesen Worten lag, war beinahe grei f bar.
    »Wir sollten uns auf den Weg machen. Es ist b e stimmt weit.«
    »Nein, nicht sehr. Der Eingang zu einem der Hauptstollen liegt ganz in der Nähe. Aber du hast ganz recht, wir sollten uns bee i len.«
    Das fluoreszierende Netz änderte plötzlich seine Struktur und ve r wandelte sich in eine leuchtende Säule, die langsam davo n schwebte.
    Marian beeilte sich, dem Leuchten zu folgen und war nicht im mindesten überrascht, als sie schlie ß lich vor dem Eingang zu einem unterirdischen Tu n nelsystem standen. Die schwere Bleitür stand nur einen Spaltbreit offen, gab aber sofort nach, als er sich mit seiner g e sunden Schulter dag e genstemmte.
    »Du mußt deine Augen sich erst an die Dunkelheit gewöhnen la s sen, hier unten gibt es kein Licht«, flüsterte das Mädchen.
    »Warum nicht?«
    »Weil wir ihren Schlaf nicht stören dürfen. Sie sind hier.«
    »Die in das Dunkel gegangen sind?« erkundigte sich Marian fr ö s telnd.
    »Sie waren müde«, erwiderte das Mädchen mehr zu sich selbst.
    »Du, Sandra?«
    »Ja, Marian?«
    »Darf ich dich etwas fr a gen?«
    »Natürlich, warum nicht?«
    »Warst du hübsch... ich meine, warst du ein hü b sches Mädchen... bevor sie dich transfo r miert h a ben?«
    Das Mädchen lachte. »O Gott, darauf kannst du wetten, Marian Namenlos. Sogar im Vergleich mit den Schönheiten auf deinem Lieblingsh o lo.«
    Marian spürte, wie ihm das Blut ins Gesicht schoß. An den G e danken, keine Geheimnisse mehr zu haben, mußte er sich erst g e wöhnen.
    »Na los, gehen wir«, mahnte das Mädchen. »Sonst stellst du nur noch mehr dumme Fr a gen.«
    Zögernd folgte Marian der verschwimmenden G e stalt und tastete sich vorsichtig in das Innere des Schachtes. Die Stille und die gespenstische Dunke l heit wischten das Lächeln aus seinem Gesicht. Er dachte an die Seelen der Menschen, die hier, in di e sem lichtlosen Labyrinth ihre vielleicht letzte Ruhe gefunden hatten und an die Verse aus Swinburnes »Garden of Proserpine«:
     
    Then star nor sun shall w a ken,
    Nor any change of light;
    Nor sound of waters shaken,
    Nor any sound or sight...
     
    Ergriffen lauschte Marian der klaren Stimme des Mädchens, das seinen Gedanken aufnahm und for t setzte:
     
    Nor wintry leaves or vernal,
    Nor days nor things diu r nal;
    Only the sleep eternal
    In an e ternal night.
     
    Dann fiel die Tür hinter ihnen polternd ins Schloß, und das Silbe r licht der Sterne schien gleichgültig auf das kalte Metall herab, das das Reich des Lebens vom Reich der stillen, barmherzigen Nacht trennte.
    Noch bevor die Sonne aufging, kamen die V ö gel...
     
    ***
     
    Versunken Sonn’ und Sterne,
    Kein Lichtstrahl hellt die Nacht;
    Kein Rauschen in der Ferne,
    Kein Klang, kein Blick e r wacht.
     
    Kein Lenz den Winter we n det,
    Kein Tageslicht mehr ble n det;
    Nur Schlaf, der niemals e n det,
    In einer ew’gen Nacht.
     

Die Insel
     
    Everybody knows that the Plague is coming
    Everybody knows that it’s moving fast ...
                                Leonard Cohen
     
    Was war das? Hatte da nicht jemand geschrien?
    Sir Andrew fuhr auf und sah sich erschrocken um.
    Doch es war niemand da.
    Dennoch war er sich sicher, etwas gehört zu h a ben. Ein klagendes Geräusch wie das Weinen eines Ki n des.
    Möwen? Suchend glitt sein Blick hinüber zur Bucht, obwohl er wußte, daß es unter dem Regenb o gen keine Möwen gab. Helen mochte die gefräßigen Seevögel nicht.
    Lauschend beugte er sich nach vorn, vernahm aber nichts weiter als die leisen Cembaloklänge, die durch die offenen Fenster des Salons nach draußen drangen.
    Helen war also bereits wach.
    Andächtig lauschte Sir Andrew den zarten Tönen, die anschwollen und vergingen und sich schließlich zu einem getragenen Finale vereinigten. Es hatte eine Zeit gegeben, in der Helen mehr gewesen war als eine begabte Amateurpianistin, die nur im Fam i lienkreis Proben ihres Talents gab. Damals hatte sie nach Auffassung von Experten und Kritikern am Beginn einer glanzvollen Karriere gestanden, und ihr Rückzug von der Bühne war allgemein bedauert worden. Sir Andrew hatte sich oft gefragt, ob Helen sich nicht doch manchmal zurück in das Scheinwe r ferlicht öffentlicher Auftritte sehnte – eine Sorge, die mittlerweile gegenstandslos geworden war.
    Nachdenklich klappte er seinen Liegestuhl z u sammen und brachte ihn zu dem kleinen, weißg e strich e nen Pavillon, der als Gartenhaus diente. Auf dem Weg zum Haus

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