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Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
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Hand ab, in der er den Stock gehalten hat. Er hat den Stock in die andre Hand genommen, hat gebrüllt, daß er ihnen das nicht verzeiht, und Gott weiß, wie das mit ihm ausgefalln wär, wenn ihn nicht ein Schrapnell bald darauf definitiv umgebracht hätt. Möglich, daß er, wenn sie ihn zum Schluß nicht doch umgebracht hätten, auch die silberne Tapferkeitsmedaille gekriegt hätt. Weils ihm den Kopf abgerissen hat, so hat er, wie er gekollert is, noch gerufen: ›Tu immer treulich deine Pflicht, und wenn dein Aug auch dabei bricht.‹«
    »Die schreiben was zamm in den Zeitungen«, sagte einer von der Mannschaft, »aber so ein Redakteur wär in einer Stunde davon ganz blöd!«
    Der Landwehrmann spuckte aus: »Bei uns in Tschaslau war ein Redakteur aus Wien, ein Deutscher. Er hat als Fähnrich gedient. Mit uns wollt er nicht mal tschechisch sprechen, aber wie man ihn zur Marschkompanie zugeteilt hat, wo lauter Tschechen waren, hat er gleich tschechisch gekonnt.«
    In der Tür erschien der Feldwebel, schaute wütend drein und legte los: »Wenn man drei Minuten weg is, da hört man nichts anderes als: česki, česki.«
    Während er hinausging – augenscheinlich in die Restauration –, sagte er dem Landwehrkorporal, auf Schwejk weisend, er möge diesen lausigen Lumpen, sobald der Leutnant kommen würde, zu ihm führen.
    »Der Herr Lajtnant unterhält sich bestimmt wieder mit der Telegrafistin«, sagte der Korporal, als der Feldwebel gegangen war, »er lauft ihr schon seit vierzehn Tagen nach und is immer sehr fuchtig, wenn er vom Telegrafenamt zurückkommt, und sagt immer: ›Is das aber eine Hur, sie will nicht und nicht mit mir schlafen.‹«
    Auch diesmal war er in so fuchtiger Laune, denn als er etwas später eintrat, konnte man ihn mit Büchern auf dem Tisch herumwerfen hören.
    »Es nützt nichts, Junge, du mußt zu ihm«, sagte der Korporal |251| teilnahmsvoll zu Schwejk, »durch seine Hände sind schon viele Leute gegangen, alte und junge Soldaten.«
    Und schon führte er Schwejk in die Kanzlei, wo hinter einem Tisch mit zerworfenen Papieren ein junger Leutnant saß, der sich wie ein Wüterich gebärdete.
    Als er Schwejk mit dem Korporal erblickte, brachte er überaus vielversprechend hervor: »Aha!« Worauf der Korporal meldete: »Melde gehorsamst, Herr Lajtnant, dieser Mann is auf dem Bahnhof ohne Dokumente aufgefunden worden.«
    Der Leutnant nickte mit dem Kopf, als wolle er ausdrücken, daß er bereits vor Jahren vorausgesetzt habe, daß man an diesem Tag und zu dieser Stunde Schwejk ohne Dokumente auf dem Bahnhof finden werde, denn wer Schwejk in diesem Augenblick betrachtete, mußte den Eindruck gewinnen, es sei überhaupt nicht möglich, daß ein Mann mit einem solchen Gesicht und so einer Gestalt irgendwelche Dokumente bei sich haben könne. Schwejk sah in diesem Augenblick aus, als wäre er von einem Planeten gefallen und blicke jetzt naiv erstaunt auf die neue Welt, wo man von ihm eine ihm bisher unbekannte Dummheit verlangte wie Dokumente.
    Der Leutnant blickte eine Weile auf Schwejk und überlegte, was er ihm sagen sollte.
    Schließlich fragte er: »Was haben Sie auf dem Bahnhof gemacht?«
    »Melde gehorsamst, Herr Lajtnant, ich hab auf den Zug nach Budweis gewartet, damit ich zu meinem 91. Regiment komm, wo ich Bursch bin beim Herrn Oberlajtnant Lukasch, den ich zu verlassen gezwungen war, weil ich wegen einer Strafe dem Stationsvorstand vorgeführt worden bin, weil ich verdächtig war, daß ich den Schnellzug, in dem wir gefahren sind, mittels der Alarmbremse zum Stehn gebracht hab.«
    »Davon werde ich verrückt«, begann der Leutnant zu schreien, »erzählen Sie es mir zusammenhängend und kurz, und quatschen Sie keinen Blödsinn.«
    »Melde gehorsamst, Herr Lajtnant, daß wir schon von dem Moment, wo wir uns mit dem Herrn Oberlajtnant Lukasch in den Schnellzug gesetzt ham, der uns so schnell wie möglich |252| zum 91. k. k. Infanterieregiment bringen sollt, Pech gehabt ham. Zuerst is uns ein Koffer verlorengegangen, dann wieder, damit wir Abwechslung ham, hat irgendein Generalmajor mit einer Riesenglatze …«
    »Himmel Herrgott«, seufzte der Leutnant.
    »Melde gehorsamst, Herr Lajtnant, daß es aus mir heraus muß wie aus einer haarigen Decke, damit wir eine Übersicht von der ganzen Begebenheit ham, wies immer der selige Schuster Petrlik gesagt hat, wenn er seinem Jungen befohlen hat, bevor er ihn mitm Riemen zu prügeln angefangen hat, er soll sich die Hosen ausziehn.«
    Und während der

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