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Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
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auch zwei Enkel »dort« habe.
    Hierauf wiederholte sie ihm noch gründlich, durch welche Dörfer er gehen und welchen er ausweichen solle. Zum Schluß zog sie aus der Jackentasche eine Krone, damit er sich in Maltschin Schnaps auf den Weg kaufen könne, denn der Weg nach Radomyschl sei lang.
    Von Tschizowa ging Schwejk nach dem Rat der Alten östlich auf Radomyschl zu; er dachte, daß er von jeder beliebigen Weltgegend aus nach Budweis gelangen müsse.
    In Maltschin schloß sich ihm ein alter Harmonikaspieler an, den Schwejk im Wirtshaus traf, als er sich auf dem langen Weg nach Radomyschl Schnaps kaufte.
    Der Harmonikaspieler hielt Schwejk für einen Deserteur und riet ihm, mit ihm nach Horaždowitz zu gehen, er habe dort eine verheiratete Tochter, deren Mann ebenfalls ein Deserteur sei. Der Harmonikaspieler hatte in Maltschin offensichtlich zuviel getrunken.
    »Sie hat ihren Mann schon zwei Monate im Stall versteckt«, redete er auf Schwejk ein, »so wird sie dich auch dort verstecken, und ihr werdet bis zum Kriegsende dort bleiben. Zu zweit wird euch nicht so traurig sein.«
    Nach der höflichen Ablehnung Schwejks regte er sich sehr auf, wandte sich links in die Felder und drohte Schwejk, er werde zur Gendarmerie in Tschizowa gehen und ihn anzeigen.
    In Radomyschl fand Schwejk gegen Abend in der unteren Gasse hinterm Florian den Bauern Melicharek. Als er ihm den Gruß seiner Schwester aus Wraz bestellte, machte dies auf den Bauern nicht den geringsten Eindruck.
    Er wollte unaufhörlich Papiere von Schwejk haben. Er schien ein altmodischer Mensch zu sein, denn er sprach ununterbrochen etwas von Räubern, Landstreichern und Dieben, von denen sich eine Menge im Piseker Kreis herumtreibe.
    »So was lauft vom Militär fort, dienen wills dort nicht und geht in der ganzen Umgebung herum, und wos kann, stiehlts«, |258| sagte er Schwejk mit Nachdruck ins Gesicht, »jeder von ihnen schaut aus, wie wenn er nicht bis fünf zähln könnt.«
    »Freilich, freilich, wegen der Wahrheit ärgern sich die Leut am meisten«, fügte er hinzu, als Schwejk sich von der Bank erhob, »wenn so ein Mensch ein reines Gewissen hätt, so möcht er sitzenbleiben und läßt sich die Papiere nachschaun. Wenn er aber keine hat …«
    »Also mit Gott, Großvater.«
    »Aber ja, mit Gott, und nächstens findet Euch einen Dümmern.«
    Als Schwejk in die Finsternis hinaustrat, brummte der Alte noch hübsch lange: »Er geht herich aus Tabor nach Budweis zu seinem Regiment. Und da geht der Lump zuerst nach Horaždowitz und dann erst nach Pisek. Er macht ja eine Reise um die Welt.«
    Schwejk marschierte wiederum beinahe die ganze Nacht, bevor er in der Nähe von Putim auf einem Feld einen Schober fand. Als er das Stroh beiseite wälzte, vernahm er dicht in seiner Nähe eine Stimme: »Von welchem Regiment? Wohin des Wegs?«
    »Vom 91. Nach Budweis.«
    »Am End gehst du nicht wirklich hin?«
    »Ich hab dort meinen Oberlajtnant.«
    Man konnte hören, daß dicht neben ihm nicht nur einer lachte, sondern drei. Als das Lachen sich beruhigte, fragte Schwejk, von welchem Regiment sie seien. Er stellte fest, daß zwei vom 35. und einer von der Artillerie und ebenfalls aus Budweis war.
    Die Fünfunddreißiger seien vor einem Monat vor Formierung der Marschkompanie desertiert, und der Artillerist sei seit der Mobilisierung unterwegs. Er sei in Putim zu Hause, und der Schober gehöre ihm. In der Nacht schlafe er stets im Schober. Gestern habe er die zwei andern im Wald gefunden und sie zu sich in seinen Schober genommen.
    Alle hegten die Hoffnung, daß der Krieg in ein bis zwei Monaten beendet sein werde. Sie hatten die Vorstellung, daß die Russen bereits hinter Budapest und in Mähren stünden. |259| Das sei in Putim allgemein bekannt. Gegen früh, noch bevor es dämmerte, werde die Frau des Dragoners ihnen das Frühstück bringen. Die Fünfunddreißiger würden dann nach Strakonitz gehen. Dort wohne eine Tante des einen, die wiederum in den Bergen hinter Schüttenhofen einen Bekannten habe, der eine Säge besitze, und dort würden sie gut aufgehoben sein.
    »Und du vom 91., wenn du willst«, forderten sie Schwejk auf, »kannst auch mit uns gehn. Scheiß auf deinen Oberlajtnant.«
    »Das geht nicht so leicht«, antwortete Schwejk, grub sich ein und kroch tief in den Schober.
    Als er am Morgen erwachte, waren alle bereits weg; einer, augenscheinlich der Dragoner, hatte zu seinen Füßen eine Scheibe Brot als Wegzehrung niedergelegt.
    Schwejk ging durch die Wälder,

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