Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk
Loyalität der unter der Ortsbevölkerung vertretenen politischen Parteien.
Eine Verordnung über die Kontrolle der Tätigkeit der Führer der in der Ortsbevölkerung vertretenen politischen Parteien.
Eine Anfrage über die in den Rayon der Gendarmeriestation gelangten Zeitungen, Zeitschriften und Broschüren.
Eine Instruktion über die Eruierung der Beziehungen gewisser der Illoyalität verdächtiger Personen und die Feststellung, worin sich ihre Illoyalität äußere.
Eine Instruktion über die Gewinnung bezahlter Denunzianten und Informanten unter der Ortsbevölkerung.
|273| Eine Instruktion für bezahlte und in den Dienst der Gendarmeriestation eingereihte Informanten aus der Ortsbevölkerung.
Jeder Tag brachte: neue Instruktionen, Anleitungen, Anfragen und Verordnungen. Überflutet von dieser Unmenge von Erfindungen des österreichischen Ministeriums des Innern, hatte Wachtmeister Flanderka eine ungeheure Anzahl von Resten und beantwortete die Anfragen stereotyp: Bei ihm sei alles in Ordnung, und die Loyalität unter der Ortsbevölkerung stehe auf Stufe Ia.
Das österreichische Ministerium des Innern erfand nämlich für Loyalität und Unerschütterlichkeit gegenüber der Monarchie folgende Stufen: Ia, Ib, Ic – IIa, IIb, IIc – IIIa, IIIb, IIIc – IVa, IVb, IVc. Dieser letzte römische Vierer bedeutet in Verbindung mit einem »a« Hochverräter und Strick, mit »b« internieren, mit »c« beobachten und einsperren.
Im Tische des Gendarmeriewachtmeisters befanden sich alle möglichen Drucksorten und Register. Die Regierung wollte von jedem Bürger wissen, was er von ihr denke.
Wachtmeister Flanderka rang oft verzweifelt die Hände ob dieser Druckschriften, die unerbittlich mit jeder Post anwuchsen. Sooft er die bekannten Umschläge mit der Stampiglie »Portofrei dienstlich« erblickte, klopfte ihm immer das Herz, und wenn er des Nachts darüber nachdachte, gelangte er zu der Überzeugung, daß er das Ende des Krieges nicht erleben werde, daß das Landesgendarmeriekommando ihn um das letzte bißchen Verstand bringen und er sich an dem Sieg der österreichischen Waffen nicht werde freuen können, weil er um ein Rädchen zuviel oder zuwenig haben werde. Und das Bezirksgendarmeriekommando bombardierte ihn täglich mit Fragen, warum der Fragebogen sub Nummer 72345 / 721ai d nicht beantwortet, warum die Instruktion sub Nummer 88972 / 822gfeb Z nicht erledigt, welches das Ergebnis der Anleitung sub Nummer 123456 / 1922btr V sei, usw.
Am meisten Sorgen machte ihm die Instruktion, wie aus der Ortsbevölkerung bezahlte Denunzianten und Informanten zu gewinnen seien. Da es ihm unmöglich schien, jemanden, der |274| für diesen Dienst geeignet war, in der Gegend von Blata 1 zu finden, wo die Menschen so harte Schädel haben, verfiel er auf den Gedanken, den Gemeindehirten, dem man zuzurufen pflegte: »Pepek, hop!« zu diesem Dienst zu dingen. Der Hirt war ein Kretin, der auf diese Aufforderung immer in die Höh sprang. Eine von jenen bedauernswerten, von Natur und Menschen vernachlässigten Gestalten, ein Krüppel, der für ein paar Gulden jährlich und für ein wenig Nahrung das Gemeindevieh hütete. Den ließ er rufen und sagte ihm:
»Weißt du, Pepek, wer der alte Prochazka ist?«
»Mee.«
»Meckre nicht und merk dir, daß man so unsern Kaiser nennt. Weißt du, wer das ist, unser Kaiser?«
»Unser Taiser.«
»Gut, Pepek! Also merk dir, wenn du jemanden sagen hörst, bis du von Haus zu Haus mittagmahln gehst, daß unser Kaiser ein Rindvieh ist oder was Ähnliches, dann kommst du gleich zu mir und zeigst mirs an. Du kriegst einen Sechser, und wenn du jemanden erzählen hörst, daß wirs nicht gewinnen wern, kommst du, verstehst du, wieder zu mir und sagst, wers gesagt hat, und kriegst wieder einen Sechser. Wenn ich aber hören sollt, daß du was verheimlichst, kannst du dich freun. Dann verhaft ich dich und bring dich nach Pisek. Und jetzt, hop!« Als Pepek gehüpft war, gab ihm der Wachtmeister zwei Sechser und schrieb zufrieden einen Rapport an das Bezirksgendarmeriekommando, daß er bereits einen Informanten gewonnen habe.
Am folgenden Tage kam der Pfarrer zu ihm und teilte ihm geheimnisvoll mit, er sei heute morgen hinter dem Dorf dem Gemeindehirten Pepek Hop begegnet, und der habe ihm erzählt: »Knädcher Herr, der Herr Wachtmajster hat gestern ksagt, unser Taiser is ein Lindvieh, und wir dewinnens nich. Mee, hop!«
Nach weiteren Aufklärungen des Herrn Pfarrers ließ Wachtmeister Flanderka den
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