Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk
beginnt und mit dem merkwürdigen zoologischen Rätsel ›Sauhund‹ endet. Dabei ist er sehr liberal. Er läßt den Soldaten die Freiheit der Entscheidung. Er sagt: ›Was willst du, Elefant, ein paar in die Nase oder drei Tage Verschärften?‹ Wählt jemand ›Verschärften‹, so bekommt er dazu noch zwei Hiebe in die Nase, was Dauerling mit folgender Erklärung begleitet: ›Du Feigling, du fürchtest dich um deinen Rüssel, was wirst du tun, bis die schwere Artillerie losgeht?‹
Als er einmal einem Rekruten ein Auge zerdroschen hatte, äußerte er: ›Pah, was für Geschichten mit so einem Kerl, er muß sowieso krepieren.‹ Das hat auch Feldmarschall Conrad von Hötzendorf gesagt: ›Die Soldaten müssen sowieso krepieren.‹
Ein beliebtes und wirksames Mittel Dauerlings besteht darin, die tschechische Mannschaft zu einem Vortrag zu versammeln und von den militärischen Aufgaben Österreichs zu sprechen, wobei er die allgemeinen Grundsätze der militärischen Erziehung, angefangen von den Spangen bis zum Hängen und Erschießen, erörtert. Zu Beginn des Winters, bevor ich ins Krankenhaus kam, haben wir auf dem Exerzierplatz neben der 11. Kompanie geübt, und wie Rast war, hat Dauerling seinen tschechischen Rekruten folgende Rede gehalten: ›Ich weiß‹, legte er los, ›daß ihr Lumpen seid und daß man euch eure Verrücktheit aus dem Kopf schlagen muß. Mit eurem Tschechisch kommt ihr nicht mal bis untern Galgen. Unser allerhöchster Kriegsherr ist auch ein Deutscher. Hört ihr zu? Himmellaudon, nieder!‹
Alles macht ›Nieder‹, und wie sie so auf der Erde liegen, geht Dauerling vor ihnen auf und ab und sagt: ›»Nieder« bleibt »Nieder«, und wenn ihr euch, Bande, da in dem Kot zerschneiden möchtet. »Nieder« hat es schon im alten Rom gegeben; damals haben schon alle von siebzehn bis sechzig Jahren einrücken |313| müssen, und man hat dreißig Jahre im Feld gedient und hat sich nicht in der Kaserne wie Schweine herumgewälzt. Damals hat es auch eine einheitliche Armeesprache und ein Kommando gegeben. Das hätten sich die römischen Offiziere ausgebeten, daß die Mannschaft »etruskisch« gesprochen hätte. Ich will auch, daß ihr alle deutsch antwortet und nicht mit eurem Kauderwelsch. Seht ihr, wie hübsch sichs im Kot liegt, und jetzt denkt euch, daß jemand von euch keine Lust hätte, liegenzubleiben, und aufstehn tät. Was würde ich tun? Ich würde ihm das Maul bis zu den Ohren zerreißen, weil das eine Subordinationsverletzung ist, Meuterei, Widersetzlichkeit, Vergehen gegen die Pflichten eines ordentlichen Soldaten, Störung der Ordnung und Zucht, Mißachtung der dienstlichen Vorschriften überhaupt, woraus hervorgeht, daß auf so einen Kerl der Strick wartet und die »Verwirkung des Anspruchs auf Achtung seitens der Standesgenossen«.‹«
Der Einjährigfreiwillige verstummte und fuhr dann fort, nachdem er sich offenbar in der Pause das Thema der Schilderung der Verhältnisse in den Kasernen zurechtgelegt hatte: »Es war unter Hauptmann Adamitschka, einem vollkommen apathischen Menschen. Wenn der in der Kanzlei saß, blickte er gewöhnlich ins Leere wie ein stiller Narr und hatte einen Ausdruck, als wollte er sagen: Freßt mich nur auf, Fliegen. Weiß Gott, woran er beim Bataillonsrapport dachte. Einmal meldete sich zum Bataillonsrapport ein Soldat von der 11. Kompanie mit der Beschwerde, Fähnrich Dauerling habe ihn auf der Straße am Abend tschechisches Schwein geschimpft. In Zivil war er Buchbinder, ein selbstbewußter nationaler Arbeiter.
›Also so stehn die Dinge‹, sagte Hauptmann Adamitschka leise, denn er sprach immer sehr leise, ›das hat er Ihnen am Abend auf der Straße gesagt. Es muß festgestellt werden, ob Sie die Erlaubnis hatten, die Kaserne zu verlassen. Abtreten!‹
Einige Zeit danach ließ Hauptmann Adamitschka den Beschwerdeführer rufen.
›Es wurde festgestellt‹, sagte er wiederum so leise, ›daß Sie die Erlaubnis hatten, an diesem Tage bis zehn Uhr abend auszubleiben. |314| Deshalb werden Sie nicht bestraft werden. Abtreten!‹
Von diesem Hauptmann hieß es später, er habe Sinn für Gerechtigkeit, lieber Kamerad, deshalb schickte man ihn ins Feld, und an seine Stelle kam Major Wenzl her. Das war ein Sohn des Teufels, soweit es sich um nationale Hetzereien handelte; der hat Fähnrich Dauerling den Pips genommen. Major Wenzl hat eine Tschechin zur Frau und hat die größte Angst vor nationalen Zwistigkeiten. Wie er vor Jahren als Hauptmann in Kuttenberg
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