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Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
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eingesperrt sind, oder wird mans erst erfahren, bis es in der Zeitung stehn wird?«
    »Sie glauben, daß es in der Zeitung stehen wird?« fragte das Opfer des Namenstages seines Vorgesetzten naiv.
    »Das is mehr als gewiß«, lautete die unverblümte Antwort, denn Schwejk hatte nicht die Gewohnheit, etwas vor einem anderen zu verbergen. »Der Bericht über Sie wird allen Zeitungslesern sogar sehr gefalln. Ich les auch gern die Rubrik von den Besoffenen und ihren Ausschreitungen. Neulich beim ›Kelch‹ hat ein Gast nichts andres angestellt, als daß er sich selbst mit seinem Glas den Kopf zerschlagen hat. Er hats in die Höh geworfen und sich druntergestellt. Man hat ihn weggeschafft, und früh ham wirs schon zu lesen bekommen. Oder |44| ich hab im ›Bendlovka‹ einmal einem Funebrak 4 einen Watschen heruntergehaut, und er hat sie mir zurückgegeben. Damit wir uns versöhnen, hat man uns beide einsperrn müssen, und gleich wars im Mittagsblatt. Oder wie ein gewisser Herr Rat im Kaffeehaus ›Zum Leichnam‹ zwei Tassen zerbrochen hat, glauben Sie, man hat ihn geschont? Er war auch gleich am nächsten Tag in der Zeitung. Sie können höchstens aus dem Gefängnis eine Berichtigung in die Zeitung schicken, daß der Bericht, was über Sie veröffentlicht worden is, nicht Sie betrifft und daß Sie mit dem Herrn dieses Namens weder verwandt noch identisch sind, und nach Haus einen Brief, daß sie Ihnen Ihre Berichtigung ausschneiden und aufheben solln, damit Sie sichs lesen können, bis Sie sich die Strafe abgesessen ham.«
    »Is Ihnen nicht kalt?« fragte Schwejk voll Teilnahme, als er bemerkte, daß der intelligente Herr mit den Zähnen klapperte. »Wir ham heuer einen kalten Sommer.«
    »Ich bin unmöglich«, schluchzte der Kollege Schwejks, »aus ists mit meinem Avancement.«
    »Das stimmt«, bekräftigte Schwejk entgegenkommend. »Wenn man Sie, bis Sie die Strafe abgesessen ham, nicht ins Amt zurücknimmt, weiß ich nicht, ob Sie bald einen andern Posten finden wern, weil ein jeder, sogar wenn Sie beim Schinder dienen wollten, von Ihnen ein Leumundszeugnis verlangen wird. Ja, so ein Augenblick der Lust, wie Sie sich ihn vergönnt ham, zahlt sich nicht aus. Und hat Ihre Frau mit Ihren Kindern von was zu leben, während der Zeit, wo Sie sitzen wern? Oder wird sie betteln gehn und die Kinder verschiedene Laster lernen müssen?«
    Ein Schluchzen ertönte: »Meine armen Kinder, mein armes Weib!«
    Der gewissenlose Büßer stand auf und begann von seinen Kindern zu sprechen: Er hatte ihrer fünf, der Älteste war zwölf Jahre alt und war bei den Skauts. Er trank bloß Wasser und hätte seinem Vater, der so was zum erstenmal in seinem Leben angestellt hatte, zum Beispiel dienen sollen.
    |45| »Bei den Skauts?« rief Schwejk, »von den Skauts hör ich gern. Einmal in Mydlowar bei Zliw, Bezirk Hluboká, Bezirkshauptmannschaft Budweis, grad wie wir Einundneunziger dort eine Übung gehabt ham, ham die Bauern aus der Umgebung im Gemeindewald eine Treibjagd auf die Skauts gemacht, die sich ihnen dort eingenistet hatten. Drei ham sie gefangen. Der kleinste von ihnen hat gekreischt, geheult und gejammert, wie sie ihn angebunden ham, daß wir abgehärtete Soldaten es nicht mit anschaun konnten und lieber zur Seite gegangen sind. Und wie sie sie so gebunden ham, ham diese drei Skauts acht Bauern gebissen. Beim Foltern vorm Bürgermeister ham sie dann unterm Staberl gestanden, daß es keine einzige Wiese in der Umgebung gegeben hat, die sie nicht zerwälzt ham, wie sie an der Sonne gelegen sind, dann ham sie gestanden, daß der Strich Korn bei Ražitz, grad vor der Ernte, durch einen bloßen Zufall abgebrannt ist, wie sie sich im Korn auf dem Rost ein Reh gebraten ham, an das sie im Gemeindewald mit Messern herangeschlichen sind. In ihrem Versteck, im Wald, hat man über einen halben Meterzentner abgenagte Knochen von Geflügel und Wild gefunden, eine ungeheure Menge Kirschkerne, eine Masse Griebsche von unreifen Äpfeln und andre gute Dinge.«
    Der bedauernswerte Vater eines Skauts war aber nicht zu beruhigen. »Was hab ich da gemacht?« wehklagte er, »mein Ruf ist ruiniert.«
    »Das stimmt«, sagte Schwejk mit der ihm angeborenen Aufrichtigkeit, »nach dem, was geschehn is, muß Ihr Ruf fürs ganze Leben ruiniert sein, weil, bis man es in der Zeitung lesen wird, wern Ihre Bekannten noch was zugeben. Das macht man immer so, aber machen Sie sich nichts draus. Menschen, die einen ruinierten und verdorbenen Ruf ham, gibts in der Welt

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