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Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
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gesorgt, daß im Namen des Divisionsgerichtes in allen Zeitungen eine Berichtigung all dieser niederträchtigen Artikel der hiesigen Zeitungen veröffentlicht wird. Heute werden sie verschickt, und ich hoffe, daß ich alles getan habe, um gutzumachen, was durch das nichtswürdige Betragen dieser journalistischen ungarischen Zivilbestien geschehen ist.
    Ich glaube, ich habe es gut stilisiert: ›Das Divisionsgericht Nummer N. und das Kommando des Regiments Nummer N. erklären, daß der in den hiesigen Blättern über vermeintliche Exzesse der Mannschaft des Regiments N. veröffentlichte Artikel in keiner Hinsicht auf Wahrheit beruht und von der ersten bis zur letzten Zeile erdacht ist und daß die gegen jene Blätter eingeleitete Untersuchung die strenge Bestrafung der Schuldigen zur Folge haben wird.‹
    |400| Das Divisionsgericht«, fuhr der Oberst fort, »gelangt in seiner Zuschrift an das Kommando unseres Regiments zu der Anschauung, daß es sich eigentlich um nichts anderes handelt als um eine organisierte Hetze gegen diejenigen militärischen Truppenteile, die aus Zisleithanien nach Transleithanien kommen. Vergleichen Sie dabei, wieviel Militär von uns an die Front gegangen ist und wieviel von ihnen. Ich sage Ihnen, daß mir der tschechische Soldat lieber ist als dieses magyarische Gesindel. Wenn ich mich so erinner, daß bei Belgrad die Magyaren auf unser zweites Marschbataillon geschossen haben, das nicht gewußt hat, daß da die Magyaren schießen, und angefangen hat, auf die Deutschmeister auf dem rechten Flügel zu feuern, worauf sich die Deutschmeister auch geirrt haben und auf das danebenstehende bosnische Regiment gefeuert haben! Das war damals eine Situation! Ich war gerade beim Brigadestab zum Mittagessen, am Tag vorher hatten wir uns mit Schinken und Suppe aus Konserven zufriedengeben müssen, und an diesem Tag hatten wir eine ordentliche Hühnersuppe, Filet mit Reis und Buchteln mit Chaudeau; am Abend vorher hatten wir im Städtchen einen serbischen Weinhändler aufgehängt, und unsere Köche fanden in seinem Keller dreißig Jahre alten Wein. Sie können sich vorstelln, wie wir uns alle aufs Mittagmahl gefreut haben. Die Suppe war verspeist, und wir machen uns gerade an die Henne, da fängt auf einmal das Geplänkel an; dann wird geschossen, und unsere Artillerie, die keine Ahnung hatte, daß da unsere Truppenkörper aufeinander schießen, beginnt auf unsere Linie zu feuern, und eine Granate fällt dicht neben unsern Brigadestab. Die Serben dachten vielleicht, daß bei uns eine Meuterei ausgebrochen ist, und haben angefangen, von allen Seiten auf uns loszugehn und über den Fluß zu uns überzusetzen. Den Brigadegeneral hat man zum Telefon gerufen, und der Divisionär hat Krawall geschlagen, was das für eine Viecherei im Brigadeabschnitt ist. Er habe gerade vom Armeestab den Befehl bekommen, um zwei Uhr fünfunddreißig Minuten nachts einen Angriff auf den linken Flügel der serbischen Positionen zu machen. Wir seien die Reserve, und man solle das Feuer sofort einstellen. Aber woher |401| kann man denn in so einer Situation verlangen ›Feuer einstellen‹. Die Brigadetelefonzentrale meldet, daß sie nirgendshin eine Verbindung bekommen kann, daß sich nur der Stab des 75. Regiments meldet, daß sie gerade von der Division daneben den Befehl erhalten hat ›ausharren‹, daß man mit unserer Division nicht reden kann, daß die Serben Kote 212, 226 und 327 besetzt haben, daß man die Entsendung eines Bataillons zum Zweck der telefonischen Verbindung mit der Division verlangt. Wir haben die Linie auf die Division umgestellt, aber die Verbindung war schon unterbrochen, weil die Serben uns inzwischen auf beiden Flügeln in den Rücken gefallen waren und unser Zentrum zu einem Dreieck zusammengedrängt hatten, in dem dann alles blieb: Regimenter, Artillerie und Train mit der ganzen Autokolonne, das Magazin und das Feldlazarett. Zwei Tage war ich im Sattel, und der Divisionär ist samt unserem Brigadier in Gefangenschaft geraten. Und das alles haben die Magyaren verschuldet, weil sie auf unser zweites Marschbataillon geschossen haben. Es versteht sich von selbst, daß sies dann auf unser Regiment geschoben haben.«
    Der Oberst spuckte aus.
    »Sie haben sich jetzt selbst überzeugt, Herr Oberleutnant, wie ausgezeichnet man Ihr Abenteuer in Királyhida ausgenützt hat.«
    Oberleutnant Lukasch hustete verlegen.
    »Herr Oberleutnant«, wandte sich der Oberst vertraulich an ihn, »Hand aufs Herz. Wie oft

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