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Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
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hat hängen können, der grad auf denselben Tag gefalln is, wo man ihn hängen wollt. So hat man ihn erst am nächsten Tag gehängt, bis der Geburtstag vorüber war, und der Kerl hat noch so ein Glück gehabt, daß er am dritten Tag drauf begnadigt worn is, und die Verhandlung mit ihm hat erneuert wern solln, weil alles drauf hingewiesen hat, daß eigentlich ein anderer Janetschek den Mord verübt hat. Man hat ihn also ausm Sträflingsfriedhof ausgraben müssen und hat ihn aufm Pilsner katholischen Friedhof rehabilitiert, und dann is man erst draufgekommen, daß er ein Evangelischer is, und hat ihn auf den evangelischen Friedhof überführen müssen und dann …«
    »Dann kriegst du paar Fraß«, fiel ihm der alte Sappeur Woditschka ins Wort, »was sich der Kerl nicht alles ausdenkt. Man is in einer Sorge mitm Divisionsgericht, und der Mistkerl da hat mir gestern, wie man uns zum Verhör geführt hat, lang und breit erklärt, was das is, die Rose von Jericho.«
    »Das waren aber nicht meine Worte, das hat der Mathias, der Diener vom Maler Panuschka, einem alten Weib erzählt, wie sie ihn gefragt hat, wie die Rose von Jericho aussieht. Nämlich er hat ihr gesagt: ›Nehmen Sie trockenen Kuhdreck, geben Sie ihn auf einen Teller, begießen Sie ihn mit Wasser, und er wird sich Ihnen schon grün färben, und das is die Rose von Jericho‹«, verteidigte sich Schwejk, »ich hab mir diesen Blödsinn nicht ausgedacht, und wir ham doch was reden müssen, wenn wir zum Verhör gehn. Ich hab dich nur trösten wolln, Woditschka.«
    »Du und jemand trösten«, spuckte Woditschka verächtlich aus, »man hat den Kopf voll Sorgen, damit man sich aus der Schlamastik herauswindet und freikommt, um mit diesen magyarischen Fallotten abzurechnen, und er will einen mit Kuhdreck trösten.
    |407| Wie kann ichs diesen magyarischen Fallotten heimzahln, wenn ich eingesperrt sitz und man sich noch dazu verstelln und dem Auditor erklären muß, daß man auf die Magyaren keinen Haß hat. Das is, so wahr ich leb, ein Hundeleben.
    Aber bis ich mal so einen Kerl unter die Pfoten krieg, dann erwürg ich ihn wie einen jungen Hund. Ich wer ihnen geben, ›isten almeg a magyar‹, ich wer mit ihnen abrechnen, von mir wird man noch reden.«
    »Hamr nur niemand um nichts keine Angst«, sagte Schwejk, »alles wird in Ordnung kommen. Hauptsache is immer, bei Gericht die Unwahrheit reden. Welcher Mensch sich drankriegen läßt zu gestehn, der is immer verloren. Aus dem wird nie was Rechtes wern. Wie ich mal in Mährisch-Ostrau gearbeitet hab, so is dort so ein Fall passiert: Ein Bergarbeiter hat dort unter vier Augen einen Ingenieur verprügelt, so daß es niemand gesehn hat. Und der Advokat, was ihn verteidigt hat, hat ihm immerfort gesagt, daß ihm nichts geschehen kann, er soll leugnen, aber der Vorsitzende vom Senat hat ihm immerfort ans Herz gelegt, daß ein Geständnis ein erleichternder Umstand is, aber er is fort drauf bestanden, daß er nicht gestehn kann, so is er freigesprochen worn, weil er sein Alibi nachgewiesen hat. Am selben Tag war in Brünn …«
    »Jesusmaria«, rief Woditschka, »ich halt das nicht mehr aus! Warum erzählt er das alles, ich begreif das nicht. Da war gestern mit uns beim Verhör grad so ein Mensch. Wie ihn der Auditor gefragt hat, was er in Zivil ist, hat er gesagt: ›Ich mach Rauch beim Kreuz.‹ Und es hat über eine halbe Stunde gedauert, bevor er dem Auditor erklärt hat, daß er beim Schmied Kreuz den Blasebalg zieht, und wie man ihn dann gefragt hat: ›Sie sind also in Zivil Hilfsarbeiter?‹, hat er geantwortet: ›Wo her denn Hilfsabräumer, das is ja der Franta Hibsch.‹«
    Auf dem Gang wurden Schritte und die Rufe der Wache laut: »Zuwachs.«
    »Wieder wern unser hier mehr sein«, sagte Schwejk erfreut, »vielleicht ham sich die paar Zigarrenstummel aufgehoben.«
    Die Tür wurde geöffnet, und der Einjährigfreiwillige, der mit Schwejk in Budweis im Arrest gesessen und für die Küche |408| irgendeiner Marschkompanie bestimmt worden war, wurde hereingeschoben.
    »Gelobt sei Jesus Christus«, sagte er bei seinem Eintritt, worauf Schwejk für alle antwortete: »In Ewigkeit, Amen.«
    Der Einjährigfreiwillige schaute zufrieden auf Schwejk, legte die Decke, die er mitgebracht hatte, auf die Erde und setzte sich auf die Bank zu der tschechischen Kolonie; er wickelte die Gamaschen auf, zog geschickt die zwischen den Falten versteckten Zigaretten heraus und verteilte sie; dann zog er aus einem Stiefel einen Teil der

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