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Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
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Ursache haben, uns ausführlich mit dem Zwischenfall von Királyhida zu befassen. Der von uns entsandte Berichterstatter hat festgestellt, daß die Behörden in der ganzen Affäre wirklichen Eifer bekunden und die Untersuchung mit Volldampf betreiben. Es scheint uns nur verwunderlich, daß gewisse Teilnehmer des ganzen Massakers sich noch in Freiheit befinden. Das bezieht sich hauptsächlich auf einen Herrn, der sich den Gerüchten zufolge noch immer ungestraft im Militärlager befindet und immer noch die Abzeichen seines Papageien-Regiments‹ trägt und dessen Name ebenfalls vorgestern im ›Pester Lloyd‹ und ›Pesti Hirlap‹ veröffentlicht wurde. Es ist der bekannte tschechische Chauvinist Lukasch, über dessen Umtriebe von unserem Abgeordneten Géza Savanyú, der den Királyhidaer Kreis vertritt, eine Interpellation eingebracht werden wird.«
    »Ebenso liebevolle Artikel über Sie«, ließ sich Oberst Schröder |398| vernehmen, »sind in der Királyhidaer Wochenschrift und in den Preßburger Blättern erschienen. Das wird Sie aber nicht mehr interessieren, denn sie sind alle nach einem Leisten! Politisch läßt sichs begründen, weil wir Österreicher, ob wir nun Deutsche oder Tschechen sind, gegen die Magyaren doch nur recht … Sie verstehn mich, Herr Oberleutnant. Es liegt eine bestimmte Tendenz darin. Eher wird Sie vielleicht der Artikel im ›Komorner Abendblatt‹ interessieren, wo man von Ihnen behauptet, daß Sie versucht hätten, Frau Kakonyi direkt im Speisezimmer beim Mittagsmahl in Gegenwart ihres Gatten zu vergewaltigen, den Sie mit dem Säbel bedroht und gezwungen hätten, mit dem Handtuch den Mund seiner Gattin zu verstopfen, damit sie nicht schreie. Das ist die letzte Nachricht über Sie, Herr Oberleutnant.«
    Der Oberst lachte und fuhr fort: »Die Behörden haben ihre Pflicht nicht erfüllt. Die Präventivzensur der hiesigen Blätter befindet sich ebenfalls in den Händen der Magyaren. Sie machen mit uns, was sie wollen. Unser Offizier ist vor den Beleidigungen so eines magyarischen Schweineredakteurs in Zivil nicht geschützt, und erst auf Grund unseres scharfen Auftretens, respektive eines Telegramms unseres Divisionsgerichtes, hat die Staatsanwaltschaft in Pest Schritte unternommen, um diverse Verhaftungen in allen erwähnten Redaktionen durchzuführen. Am meisten wirds der Redakteur des ›Komorner Abendblatts‹ davontragen. Der wird sein Abendblatt bis in den Tod nicht vergessen. Mich hat das Divisionsgericht damit betraut, Sie als Ihr Vorgesetzter zu verhören; gleichzeitig schickt es mir die ganzen Akten ein, die Ihre Untersuchung betreffen. Alles wäre gut abgelaufen, wenn dieser unglückselige Schwejk nicht wäre. Mit ihm wurde ein Sappeur, ein gewisser Woditschka, verhaftet, bei dem man nach der Rauferei, als man ihn auf die Hauptwache brachte, den Brief gefunden hat, den Sie Frau Kakonyi geschickt haben. Ihr Schwejk hat angeblich bei der Untersuchung behauptet, daß der Brief nicht von Ihnen, sondern von ihm stamme, und wie man ihm den Brief vorlegte und er aufgefordert wurde, ihn abzuschreiben, damit seine Handschrift verglichen werde, hat er ihn aufgefressen. Aus der |399| Regimentskanzlei sind dann Ihre Rapporte zum Vergleich mit der Handschrift Schwejks zum Divisionsgericht geschickt worden, und hier haben Sie das Ergebnis.«
    Der Oberst blätterte in den Akten und verwies Oberleutnant Lukasch auf nachstehenden Passus: »Der angeklagte Schwejk weigerte sich, die diktierten Sätze zu schreiben, welche Weigerung er mit der Behauptung begleitete, er habe über Nacht das Schreiben verlernt.«
    »Ich messe dem, was Schwejk oder der Sappeur beim Divisionsgericht aussagen, überhaupt keine Bedeutung bei, Herr Oberleutnant. Schwejk und der Sappeur behaupten, daß es sich nur um einen kleinen Scherz handelt, der mißverstanden wurde, und daß sie selbst von Zivilisten überfallen wurden und sich gewehrt hätten, um ihre Soldatenehre zu retten. Durch die Untersuchung wurde festgestellt, daß Schwejk überhaupt ein feines Früchtel ist. So hat er zum Beispiel auf die Frage, warum er nicht gesteht, dem Protokoll zufolge gesagt: ›Ich bin in grad so einer Situation wie mal der Diener vom akademischen Maler Panuschka wegen einem Bild von der Jungfrau Maria. Der hat auch, wie es sich um die Bilder gehandelt hat, was er hat veruntreut haben solln, nichts anderes drauf antworten können, wie: »Soll ich Blut spucken?«‹ Selbstverständlich habe ich im Namen des Regimentskommandos dafür

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