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Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
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Reibfläche einer Streichholzschachtel und einige kunstfertig in der Mitte der Köpfchen entzweigeschnittene Streichhölzchen.
    Er entzündete sie, brannte sich vorsichtig eine Zigarette an, gab allen Feuer und sagte gleichmütig: »Ich bin wegen Meuterei angeklagt.«
    »Das is nichts«, ließ sich Schwejk beschwichtigend vernehmen, »das is nur ein Jux.«
    »Selbstredend«, sagte der Einjährigfreiwillige, »wenn wirs auf solche Weise, mit Hilfe verschiedener Gerichte gewinnen wolln. Wenn sie sich mit mir mit aller Gewalt prozessieren wolln, solln sie sich prozessieren. Alles in allem ändert ein Prozeß nichts an der ganzen Situation.«
    »Und wie hast du gemeutert?« fragte der alte Sappeur Woditschka, indem er den Einjährigfreiwilligen mit Sympathie anblickte.
    »Ich wollte nicht die Häusln auf der Hauptwache reinigen«, erwiderte dieser, »deshalb hat man mich zum Oberst geführt. Das ist eine feine Sau. Er hat mit mir herumgeschrien, daß ich auf Grund des Regimentsrapports eingesperrt und ein gemeiner Arrestant bin, daß er sich überhaupt wundert, daß mich die Erde noch trägt und nicht aufhört sich zu drehn wegen der Schande, daß in der Armee ein Mensch mit dem Einjährigfreiwilligenrecht aufgetaucht ist, der Anspruch auf die Offizierswürde hat, aber mit seinem Benehmen bei seinen Vorgesetzten nur Ekel und Verachtung erwecken kann. Ich hab geantwortet, daß die Rotation der Erdkugel nicht durch das Erscheinen eines Einjährigfreiwilligen, wie ich es bin, unterbrochen werden |409| kann, daß die Naturgesetze stärker sind als die Einjährigfreiwilligenstreifen und daß ich gern wissen möchte, wer mich zwingen kann, ein Häusl zu putzen, das ich nicht bemacht hab, obzwar ich drauf ein Recht hätt, nach dieser schweinischen Küche beim Regiment, nach dem verfaulten Kraut und eingeweichten Schöpsenfleisch. Dann hab ich dem Oberst noch gesagt, daß auch seine Anschauung, warum mich die Erde trägt, etwas merkwürdig ist, weil doch meinetwegen kein Erdbeben ausbrechen kann. Der Herr Oberst hat während meiner ganzen Rede nichts gemacht als mit den Zähnen geklappert wie eine Stute, wenn sie gefrorene Rüben auf der Zunge fühlt, und dann hat er mich angebrüllt: ›Also werden Sie das Häusl putzen oder nicht?‹ ›Melde gehorsamst, ich werds nicht putzen.‹ ›Sie werdens putzen, Sie Einjähriger, Sie!‹
    ›Melde gehorsamst, ich werds nicht putzen.‹ ›Kruzitürken, Sie werdens putzen, nicht eins, sondern hundert Häusln!‹ ›Melde gehorsamst, daß ich weder hundert noch ein Häusl putzen werde.‹
    Und so ist es fortwährend gegangen: ›Werden Sie putzen?‹ ›Ich werde nicht putzen.‹ Die Häusl sind hin und her geflogen, wie wenn es sich um ein Kindersprüchlein von der Schriftstellerin Paula Moudra handeln würde. Der Oberst ist in der Kanzlei herumgerannt wie verrückt, zum Schluß hat er sich gesetzt und hat gesagt: ›Überlegen Sie sichs gut, ich werde Sie dem Divisionsgericht wegen Meuterei einliefern. Glauben Sie nicht, daß Sie der erste Einjährigfreiwillige sind, der in diesem Krieg erschossen wird. In Serbien haben wir zwei Einjährigfreiwillige von der 10. Kompanie erhängt, und einen von der 9. haben wir erschossen wie ein Lamm. Und warum? Wegen ihrer Hartschädel. Die zwei, die gehängt worden sind, haben sich geweigert, bei Schabatz die Frau und den Jungen eines Komitadschi zu erstechen, und der Einjährigfreiwillige von der 9. Kompanie ist erschossen worden, weil er nicht vorwärtsgehen wollt und sich ausgeredet hat, daß er geschwollene Füße hat und einen Plattfuß. Also werden Sie das Häusl putzen oder nicht?‹ ›Melde gehorsamst, ich werds nicht putzen.‹ Der Oberst schaute mich an und sagte: ›Hören Sie, sind Sie nicht slawophil?‹
    |410| ›Melde gehorsamst, nein.‹
    Dann hat er mich abgeführt und mir gesagt, daß ich wegen Meuterei angeklagt bin.«
    »Am besten tust du«, sagte Schwejk, »wenn du dich jetzt für einen Idioten ausgeben wirst. Wie ich im Garnisonsarrest gesessen bin, war dort mit uns so ein gescheiter, gebildeter Mensch, ein Professor an der Handelsschule. Der is von der Front desertiert, und es hat mit ihm einen sehr großen Prozeß geben solln, damit er als abschreckendes Beispiel verurteilt und aufgehängt wird. Aber er hat sich sehr einfach herausgedreht. Er hat angefangen, einen erblich Belasteten zu spielen, und wie der Stabsarzt ihn untersucht hat, so hat er erklärt, daß er nicht desertiert ist, daß er schon von klein an gern reist,

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