Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk
Gehn Sie ihm also nach, Schwejk, und sagen Sie ihm, er soll gleich ins Magazin gehn. Dann noch etwas. Treiben Sie Korporal Blažek auf, und sagen Sie ihm, er soll diesen Baloun sofort abbinden, und den Baloun schicken Sie zu mir. Hängen Sie den Hörer auf!«
Schwejk fing tatsächlich an, sich um das alles zu kümmern. Als er den Korporal Blažek gefunden und ihm den Befehl des Oberleutnants bezüglich des Losbindens Balouns übermittelt hatte, brummte Korporal Blažek: »Sie kriegen Angst, wenns ihnen in die Stiefel fließt.«
Schwejk schaute sich das Losbinden an und ging ein Stück |440| mit Baloun, weil dessen Weg an der Kantine vorbeiführte, wo Schwejk Rechnungsfeldwebel Wanĕk finden sollte.
Baloun blickte Schwejk an wie seinen Erlöser und versprach ihm, jede Sendung, die er von zu Hause bekommen werde, mit ihm zu teilen.
»Bei uns wird man jetzt schlachten«, sagte Baloun melancholisch, »hast du gern Speckwurst aus Blut oder ohne Blut? Ich sag dir, ich schreib heut abend nach Haus. Mein Schwein wird so beiläufig hundertfünfzig Kilo haben. Es hat einen Kopf wie eine Bulldogge, und so ein Schwein is am besten. Unter solchen Schweinen gibts keine Drückeberger. Das is eine sehr gute Rasse, die schon was aushält. Es wird gegen acht Finger Fett haben. Wie ich zu Haus war, hab ich mir die Leberwürste selbst gemacht, und immer hab ich mich so vollgestopft, daß ich zerspringen könnt. Das vorjährige Schwein hat hundertsechzig Kilo gehabt.
Aber das war ein Schwein«, sagte er begeistert, Schwejk beim Abschied fest die Hand drückend, »ich habs nur mit lauter Erdäpfeln großgezogen und hab mich selbst gewundert, wies hübsch zunimmt. Die Schinken hab ich in Salzwasser gegeben, und so ein hübsches gebratenes Stück ausn Salzwasser mit Erdäpfelknödeln, mit Grieben bestreut und mit Kraut, das is was Delikates. Dann schmeckt das Bier! Man is so zufrieden. Um das alles hat uns der Krieg gebracht!«
Der bärtige Baloun seufzte schwer und wandte sich zur Regimentskanzlei, während Schwejk durch die Alleen alter hoher Linden auf die Kantine zuschritt.
Rechnungsfeldwebel Wanĕk saß inzwischen zufrieden in der Kantine und erzählte einem bekannten Stabsfeldwebel, wieviel man vor dem Krieg an Emailfarben und Zementanstrich hatte verdienen können.
Der Stabsfeldwebel war schon unzurechnungsfähig. Am Vormittag war ein Gutsbesitzer aus Pardubitz angekommen, dessen Sohn im Lager war, und hatte ihm eine anständige Bestechung gegeben und ihn den ganzen Vormittag unten in der Stadt bewirtet.
Jetzt saß er verzweifelt da, weil ihm nichts mehr schmeckte, |441| er wußte nicht einmal, wovon er sprach, und auf das Gespräch über die Emailfarben reagierte er gar nicht.
Er beschäftigte sich mit seinen eigenen Vorstellungen und lallte irgend etwas davon, daß eine Lokalbahn von Wittingau nach Pilgram und wieder zurück führen sollte.
Als Schwejk eintrat, bemühte sich Wanĕk nochmals, dem Stabsfeldwebel in Ziffern klarzumachen, was man an einem Kilo Zementanstrich bei einem Bau verdient hatte, worauf der Stabsfeldwebel, an etwas ganz andres denkend, erwiderte: »Auf dem Rückweg is er gestorben, er hat nur Briefe hinterlassen.«
Als er Schwejk erblickte, verwechselte er ihn offenbar mit einem ihm unsympathischen Menschen und fing an, ihn Bauchredner zu schimpfen.
Schwejk näherte sich Wanĕk, der ebenfalls in Stimmung, dabei aber sehr freundlich und lieb war.
»Herr Rechnungsfeldwebel«, meldete ihm Schwejk, »Sie solln gleich zum Magazin gehn, dort wartet schon Zugführer Fuchs mit zehn Gmanen, man wird Konserven fassen. Sie solln Laufschritt nehmen. Der Herr Oberlajtnant hat schon zweimal telefoniert.«
Wanĕk brach in ein Gelächter aus. »Da war ich ein Narr, Schatzerl. Da müßt ich mich selbst ausschimpfen, mein Engerl. Alles hat Zeit genug, es brennt nicht, Kind, goldenes. Bis der Herr Oberlajtnant Lukasch so oft Marschkompanien ausgerüstet haben wird wie ich, dann kann er erst von was reden, und unnütz wird er niemanden nicht belästigen mit seinem Laufschritt. Ich hab schon in der Regimentskanzlei so einen Befehl bekommen, daß wir morgen fahren, daß man packen und gleich auf die Fahrt fassen gehn soll. Und was hab ich gemacht: Ich bin hübsch her auf ein Viertel Wein gegangen, hier sitzt sichs mir hübsch, und ich laß alles laufen. Konserven bleiben Konserven, Fassung bleibt Fassung. Ich kenn das Magazin besser als der Herr Oberlajtnant und weiß, was man bei so einer Besprechung der Herren
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