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Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
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Theorie des Felddienstes und legte hauptsächlich Gewicht auf die Minenwerfer.
    Er redete alles mögliche Zeug durcheinander, sprach von der Front, wie sie noch vor zwei Monaten im Süden und im Osten verlaufen sei, von der Wichtigkeit einer genauen Verbindung zwischen den einzelnen Truppenteilen, von Giftgasen, von der Beschießung feindlicher Aeroplane, von der Versorgung der Mannschaft im Felde mit Nahrungsmitteln, worauf er auf die inneren Verhältnisse in der Armee überging.
    Er fing an, von dem Verhältnis der Offiziere zur Mannschaft und dem Verhältnis der Mannschaft zu den Chargen zu sprechen, vom Überlaufen an den Fronten zum Feind, von politischen Ereignissen und davon, daß fünfzig Prozent der tschechischen Soldaten »politisch verdächtig« seien.
    »Jawohl, meine Herren, der Kramař, Scheiner und Klófac.« Die Mehrzahl der Offiziere dachte dabei, wann das alte Ekel wohl endlich aufhören werde zu quasseln, aber Oberst Schröder quatschte weiter von den neuen Aufgaben der neuen Marschbataillone, von den gefallenen Offizieren des Regiments, von Zeppelinen, spanischen Reitern, vom Eid.
    Bei dem letzteren erinnerte sich Oberleutnant Lukasch daran, daß der brave Soldat Schwejk, als das ganze Marschbataillon den Eid ablegte, nicht daran teilgenommen hatte, weil er zu dieser Zeit gerade im Divisionsgericht saß.
    Und plötzlich mußte er darüber lachen. Es war gleichsam ein hysterisches Lachen, das die Offiziere ansteckte, zwischen |447| denen er saß, wodurch er die Aufmerksamkeit des Obersten erregte, der gerade zu den beim Rückzug der deutschen Truppen in den Ardennen erworbenen Erfahrungen gelangt war. Er warf alles durcheinander und schloß: »Meine Herren, das ist nicht zum Lachen.«
    Dann begaben sich alle ins Offizierskasino, weil Oberst Schröder vom Brigadestab ans Telefon gerufen wurde.
    Schwejk setzte seinen Schlaf beim Telefon fort, als ihn ein Läuten weckte.
    »Haloo«, hörte er, »hier Regimentskanzlei.«
    »Haloo«, antwortete er, »hier Kanzlei der 11. Marschkompanie.«
    »Halt nicht auf«, hörte er eine Stimme, »nimm einen Bleistift und schreib. Nimm ein Telefonogramm auf.«
    »11. Marschkompanie …«
    Jetzt folgten nacheinander irgendwelche Sätze in einem merkwürdigen Chaos, weil die 12. und 13. Marschkompanie gleichzeitig dazwischensprachen und das Telefonogramm in dieser Panik von Tönen vollständig verlorenging. Schwejk verstand kein Wort. Zu guter Letzt beruhigte sich der Lärm, und Schwejk verstand: »Haloo, haloo, also jetzt lies es vor und halt mich nicht auf.«
    »Was soll ich vorlesen?«
    »Was du vorlesen sollst, du Ochs? Das Telefonogramm.«
    »Was für ein Telefonogramm?«
    »Krutzihimmel, bist du denn taub? Das Telefonogramm, das ich dir diktiert hab, Blödian.«
    »Ich hab nichts gehört; jemand hat hier hineingesprochen.«
    »Du Aff, du, denkst du denn, daß ich mich mit dir nur unterhalten werde? Also nimmst du das Telefonogramm auf oder nicht? Hast du Bleistift und Papier? Daß du keins hast, du Rindvieh, daß ich warten soll, bis dus findest? Das sind Soldaten. Also was, wirds? Daß du schon vorbereitet bist? Na, daß du dich endlich aufgerafft hast! Am Ende hast du dich nicht dazu umgekleidet, Menschenskind, also hör zu: 11. Marschkompanie. Wiederhols!«
    »11. Marschkompanie …«
    |448| »Kompaniekommandant, hast du das? Wiederhols.«
    »Kompaniekommandant …«
    »Zur Besprechung morgen … Bist du fertig? Wiederhols.«
    »Zur Besprechung morgen …«
    »Um neun Uhr … Unterschrift. Weißt du, was das ist, Unterschrift, du Aff? Das ist der Name. Wiederhols!«
    »Um neun Uhr … Unterschrift. Weißt du – was – das ist Unterschrift, du Aff? – Das ist – der Name.«
    »Du Idiot, du. Also die Unterschrift: Oberst Schröder. Rindvieh. Hast du das?«
    »Oberst Schröder, Rindvieh.«
    »Gut, du Ochs. Wer hat das Telefonogramm aufgenommen?«
    »Ich.«
    »Himmelherrgott, wer ist das, dieser Ich?«
    »Schwejk. Noch was?«
    »Gott sei Dank, schon nichts. Aber du solltest Kuh heißen. – Was gibts bei euch Neues?«
    »Nichts, alles beim alten.«
    »Da bist du froh, was? Bei euch hat man heut herich jemanden angebunden?«
    »Nur den Putzfleck vom Herrn Oberlajtnant, er hat ihm die Menage aufgefressen. Weißt du nicht, wann man geht?«
    »Menschenskind, das is eine Frage, das weiß nicht mal der Alte. Gute Nacht. Habt ihr dort Flöh?«
    Schwejk legte den Hörer hin und fing an, den Rechnungsfeldwebel zu wecken, der sich zornig wehrte; und als Schwejk ihn zu

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