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Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
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Feigenblatt«, sagte Bautze, »solche Feigenblätter hat es im Paradies nicht gegeben.«
    »Superarbitriert wegen Blödheit«, bemerkte der Feldwebel, der in die Akten blickte.
    »Und was fehlt Ihnen noch?« fragte Bautze.
    »Melde gehorsamst, ich bin Rheumatiker, aber dienen wer ich Seiner Majestät dem Kaiser, bis man mich in Stücke reißt«, sagte Schwejk bescheiden. »Ich hab geschwollene Knie.«
    Bautze blickte den braven Soldaten Schwejk fürchterlich an und brüllte: »Sie sind ein Simulant!«, und zum Feldwebel gewendet sagte er mit eisiger Ruhe: »Den Kerl sogleich einsperren!«
    Zwei Soldaten mit Bajonetten führten Schwejk in das Garnisonsgefängnis.
    Schwejk ging an den Krücken und bemerkte mit Entsetzen, daß sein Rheumatismus zu schwinden begann. Als Frau Müller, die oben auf der Brücke mit dem Wagerl wartete, Schwejk unter der Obhut der Bajonette erblickte, schluchzte sie laut auf und ließ das Wagerl stehen, um nie wieder dazu zurückzukehren.
    |65| Und der brave Soldat Schwejk schritt in Begleitung der bewaffneten Beschützer des Staates bescheiden dahin.
    Die Bajonette leuchteten im Glanz der Sonne, und auf der Kleinseite drehte sich Schwejk vor dem Radetzkydenkmal zu der Menge um, die ihm folgte: »Auf nach Belgrad! Auf nach Belgrad!«
    Und Feldmarschall Radetzky blickte träumerisch von seinem Denkmal dem sich entfernenden braven Soldaten Schwejk mit dem Rekrutensträußchen auf dem Rocke nach, wie er an den alten Krücken humpelte, während ein würdiger Herr den ihn umringenden Leuten erläuterte, daß man einen Deserteur abführe.

8
Schwejk als Simulant
    In jener großen Zeit wandten die Militärärzte ungewöhnliche Mühe daran, den Simulanten den Teufel der Sabotage auszutreiben und sie wieder in den Schoß der Armee zurückzuführen.
    Es gab einige Grade der Folter für Simulanten und solche, die als Simulanten verdächtig waren, als da sind: Schwindsüchtige, Rheumatiker, Bruchleidende, Nierenleidende, Typhuskranke, Zuckerkranke, Leute mit Lungenentzündung und anderen Gebrechen.
    Die Folter, der die Simulanten unterworfen wurden, war genau geregelt, und ihre Grade waren folgende:
Absolute Diät, früh und abends drei Tage lang je eine Tasse Tee, wobei allen, ohne Rücksicht darauf, worüber sie klagen, Aspirin zum Schwitzen verabreicht wird.
Um jedem den Gedanken auszutreiben, daß der Krieg ein Honiglecken sei, wird in reichlichen Portionen Chinin in Pulverform oder sogenanntes »Chinin zum Lecken« verabreicht.
Zweimal täglich Magenausspülungen mit einem Liter warmen Wassers.
|66| Ein Klistier, unter Benützung von Seifenwasser und Glyzerin.
Eine Packung in ein in kaltes Wasser getauchtes Leintuch.
    Es gab tapfere Menschen, die alle fünf Grade der Tortur überstanden und sich in einem einfachen Sarg auf den Soldatenfriedhof schaffen ließen. Aber es gab auch kleinmütige Menschen, die, wenn sie beim Klistier angelangt waren, erklärten, daß ihnen bereits gut sei und daß sie nichts anderes wünschten, als mit dem nächsten Marschbataillon in die Schützengräben abzugehen. Schwejk brachte man im Garnisonsarrest in die Krankenbaracke, just unter solche kleinmütige Simulanten.
    »Ich halts nicht mehr aus«, sagte sein Bettnachbar, den man aus dem Ordinationszimmer gebracht hatte, wo ihm bereits zum zweitenmal der Magen ausgespült worden war.
    Dieser Mann simulierte Kurzsichtigkeit.
    »Morgen fahr ich zum Regiment«, entschloß sich der Nachbar auf der linken Seite, der gerade ein Klistier bekommen hatte und simulierte, daß er taub sei wie ein Klotz.
    In dem Bett bei der Tür lag ein sterbender Schwindsüchtiger, in ein in kaltes Wasser getauchtes Leintuch gehüllt.
    »Das ist schon der dritte diese Woche«, bemerkte der Nachbar auf der rechten Seite, »und was fehlt dir?«
    »Ich hab Rheuma«, antwortete Schwejk, worauf ein aufrichtiges Gelächter aller rundherum folgte. Sogar der sterbende Schwindsüchtige, der Tuberkulose simulierte, lachte.
    »Mit Rheumatismus komm nicht erst unter uns«, sagte ein feister Mann eindringlich zu Schwejk, »Rheumatismus is hier soviel wert wie Hühneraugen; ich bin blutarm, hab den halben Magen und fünf Rippen weg und niemand glaubts mir. Hier is sogar ein Taubstummer gewesen, vierzehn Tage ham sie ihn hier jede halbe Stunde in ein in kaltes Wasser getauchtes Leintuch gewickelt, jeden Tag hat man ihm ein Klistier gegeben und ihm den Magen ausgepumpt. Alle Sanitäter ham schon geglaubt, daß ers gewonnen hat und nach Haus gehen wird, bis ihm

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