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Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
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hatten, erschlagen.
    Nach dem Tode des griechisch-katholischen Pfarrers blieb das Pfarrgebäude verwaist zurück, und man kann sagen, daß jeder etwas zum Andenken an den Herrn Pfarrer mitnahm.
    Ein polnisches Bäuerlein trug sogar das alte Klavier mit nach Hause, dessen Deckel er zum Ausbessern der Türe seines Schweinestalls benützte. Einen Teil der Möbel spalteten die Soldaten, wie dies üblich war, und nur durch einen glücklichen Zufall blieb der große Küchenofen unberührt, der eine ausgezeichnete Herdplatte hatte, denn der griechisch-katholische Pfarrer war in keiner Hinsicht anders als seine Ultra-Kollegen; er legte großen Wert aufs Essen und hatte gern viele Töpfe und Pfannen auf dem Herd und in der Röhre stehen.
    Es war zur Tradition geworden, daß von allen durchmarschierenden Truppen in dieser Küche für die Offiziere gekocht wurde. Oben, in dem großen Zimmer, richtete man eine Art Offizierskasino ein. Tische und Stühle verschaffte man sich von der Dorfbevölkerung.
    An jenem Tage veranstalteten die Offiziere des Bataillons gerade ein Festmahl; sie hatten aus gemeinsamer Kasse ein Schwein gekauft, und Koch Jurajda rüstete für die Offiziere ein Schweinefest; er war umringt von verschiedenen Günstlingen aus den Reihen der Offiziersburschen, unter denen die Hauptrolle der Rechnungsfeldwebel spielte. Er erteilte Jurajda Ratschläge, wie der Schweinskopf zu zerlegen sei, damit ein Stück vom Rüssel übrigbleibe.
    Die heißhungrigsten Augen von allen jedoch hatte Nimmersatt Baloun.
    So etwa schauen Menschenfresser lüstern und begierig zu, wenn von einem auf dem Rost gebratenen Missionär das Fett träufelt und beim Schmoren einen angenehmen Duft ausströmt. Baloun war ungefähr so zumute wie einem Hund, der einen Wagen mit Milch zieht und an dem ein Selcherlehrling |766| mit einem Korb voll frisch geräucherter Würste auf dem Kopf vorbeigeht. Aus dem Korb baumelt eine Kette von Würsten auf seinen Rücken herab, man brauchte nur nach ihnen zu springen und zu schnappen, wenn nicht der verfluchte Maulkorb und das widerwärtige Riemenzeug wäre, in das der bedauernswerte Hund eingespannt ist.
    Und die Leberwurstfülle, die die erste Epoche ihrer Geburt durchlebte, ein ungeheures Leberwurstembryo, ein großer Haufen auf dem Hackbrett, roch nach Pfeffer, Fett und Leber.
    Jurajda hantierte mit aufgestülpten Ärmeln so ernsthaft, daß er dem Bilde Gottes, wie dieser aus dem Chaos die Erdkugel schafft, hätte zum Modell dienen können.
    Baloun konnte nicht mehr an sich halten und schluchzte auf. Sein Schluchzen steigerte sich zu einem unstillbaren Weinen.
    »Was brüllst du wie ein Stier?« fragte ihn Koch Jurajda.
    »Ich hab mich so an zu Haus erinnert«, antwortete Baloun unter Schluchzen, »wie ich immer zu Haus dabei war und wie ich nie nicht mal meinem besten Nachbarn was davon schicken wollt, ich hab nur immer alles allein auffressen wolln und auch aufgefressen. Einmal hab ich mich so mit Leberwürsten, Blutwürsten und Wellfleisch angepampft, daß alle gemeint ham, daß ich zerspringen wer, und mich mit einer Peitsche im Hof im Kreise herumgejagt ham, wie wenn eine Kuh nach zuviel Klee aufgebläht is. Herr Jurajda, erlauben Sie mir einen Griff in die Fülle, soll ich dann angebunden wern, sonst überleb ich diese Martern nicht.«
    Baloun stand von der Bank auf, trat schwankend wie ein Betrunkener zum Tisch und streckte seine Pratze in der Richtung der Wurstfülle aus.
    Ein hartnäckiger Kampf entspann sich. Nur mit Mühe konnten ihn sämtliche Anwesende davon abhalten, sich auf die Fülle zu stürzen. Sie konnten jedoch nicht verhindern, daß er, als sie ihn aus der Küche hinauswarfen, in seiner Verzweiflung in den Topf mit den eingeweichten Därmen für die Leberwürste griff.
    Koch Jurajda war so aufgeregt, daß er dem fliehenden Baloun |767| ein ganzes Bündel Speile nachwarf und ihm nachbrüllte: »Friß dich an den Speilen satt, Biest!«
    Um diese Zeit waren oben schon die Offiziere des Bataillons versammelt, und während sie feierlich erwarteten, was unten in der Küche in die Welt gesetzt wurde, tranken sie in Ermangelung eines anderen Getränkes ordinären, mittels eines Zwiebelabsuds gelb gefärbten Kornbranntwein, von dem der jüdische Händler behauptete, daß es der echteste französische Kognak sei, den er von seinem Vater geerbt habe, der ihn seinerseits vom Großvater geerbt habe.
    »Du Kerl, du«, sagte ihm bei dieser Gelegenheit Hauptmann Sagner, »wenn du noch sagst, daß ihn

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