Die Abenteuer Des Jonathan Gullible
ein ›Ladenbesitzer‹ oder ein ›Kaufmann‹. Ich
will dich nicht verletzen, Jack, aber die Art, wie ich verkauft
habe, ist schon viel älter als dein Laden.
Jedenfalls, sie sagten, ich sei eine Plage, ein häßlicher
Schandfleck, ein Gammler und jetzt ein Verbrecher! Wie kann man
sich vorstellen, daß ich mit meinen Rosen das alles sein soll?
Wenigstens habe ich doch nicht von Wohltätigkeit gelebt.«
»Aber du hast auf den Bürgersteigen verkauft«, erwiderte Jack.
»Du mußt sie für die Kunden frei halten.«
»Damit es einfacher ist, in deinen Laden zu kommen? Gehören
deine Kunden dir, Jack? Ja, klar, ich stand auf Ratseigentum. Es
wird behauptet, es gehört allen, aber das tut es nicht, nicht wahr,
Jack? Es gehört nämlich den Leuten, die sich mit dem Hohen Rat gut
stehen.«
Jonathan erinnerte sich, daß der Fischer etwas ähnliches über
den See gesagt hatte.
Jack gab zurück: »Aber du bezahlst auch nicht die gepfefferten
Steuern, die wir Ladenbesitzer bezahlen müssen!«
»Und wer ist an euren Steuern schuld? Ich doch nicht!« gab der
Blumenmann gereizt zurück.
Jonathan unterbrach sie mit einer Frage und hoffte, er könne die
Debatte damit etwas abkühlen: »Sie haben Sie also eingesperrt,
einfach so?«
»Ja, sie haben mich ein paarmal gewarnt, ich soll aufhören. Aber
ich wollte nicht nach ihrer Pfeife tanzen. Was glauben sie denn,
wer sie sind, meine Herren? Ich versuche, für mich selbst zu
arbeiten, nicht für einen blöden Boss. Na ja, Gefängnis ist in
Ordnung. Ich kann auf Kosten der Ladenbesitzer leben.«
»Vielleicht mußt du nur gemeinnützige Arbeit verrichten«,
knurrte Jack.
»Ich
habe
gemeinnützige Arbeit verrichtet«, antwortete
der Blumenverkäufer.
Der Junge begann zu wimmern: »Glaubst du, die werden mich auch
ins Gefängnis stecken?«
»Keine Angst, Kleiner«, beschwichtigte ihn der Blumenverkäufer,
»Wenn sie es tun, wirst du wenigstens ein praktisches Geschäft
lernen - nicht so eins, was der Wärter im Sinn hat.«
Jonathan drehte sich zu einer Gruppe Frauen in Arbeitsanzügen
um, die als nächste in der Reihe saßen. »Warum sind Sie hier?«
»Wir haben ein kleines Fischerboot. Ein Beamter sah mich, als
ich einige schwere Kisten am Dock abgeladen habe«, sagte eine
drahtige, robuste Frau mit durchdringenden blauen Augen. »Er sagte
mir, das wäre eine Verletzung der Sicherheitsbestimmungen.«
Sie blickte ihre Kolleginnen an und fügte hinzu: »Die
Bestimmungen sollen uns vor Mißbrauch am Arbeitsplatz schützen. Die
Behörden haben unseren Betrieb zweimal geschlossen, aber wir sind
zu den Docks zurückgeschlichen, um das Schiff für die nächste
Saison vorzubereiten. Sie haben uns wieder geschnappt und sagten,
dieses Mal würden sie uns wirklich gut schützen - hinter
Gittern.«
Sie sprach laut zu sich selbst und grübelte: »Was werden sie mit
meinem Sohn machen? Er ist erst drei! Lustig eigentlich - er ist
schwerer als diese Kisten, die ich da gehoben habe, und ich habe
ihn die ganze Zeit mit mir herumgetragen. Darüber hat sich niemand
beschwert!«
»Sie meinen, das ist lustig?« sagte ein Mann, dessen sorgfältig
geschnittener grauer Bart nicht zu seinem jungen Gesicht paßte. Er
stieß den Mann neben sich an und sagte:« George hat zwei Winter
hintereinander halbtags für mich gearbeitet, so etwas wie ein
Lehrling. Er hilft mir, meinen Friseurladen sauber zu halten und
bereitet die Kunden vor.
Jetzt sagen die Behörden, ich sei in großen Schwierigkeiten,
weil ich ihm nicht genug bezahlt habe für die Stunden, die er
gearbeitet hat. Und er hat Probleme, weil er arbeiten wollte, ohne
in die Reinigungsgewerkschaft einzutreten.« Er warf wütend seine
Hände in die Luft: »Wenn ich ihm das bezahlt hätte, was sie
wollten, hätte ich ihn gar nicht anstellen können.«
George jammerte mit einem traurigen Gesichtsausdruck: »Bei
diesen Bedingungen, und jetzt auch noch vorbestraft, werde ich
meine Friseurlizenz nie bekommen.«
»Sie glauben, Sie haben Probleme?« sagte eine hochmütige Frau,
die offensichtlich darunter litt, ihr Schicksal mit den anderen zu
teilen. Sie war den Tränen nahe und drückte ein edles weißes
Taschentuch an ihre Augen. Sie sagte: »Wenn die Presse erfährt, daß
ich, Frau Ins, verhaftet wurde, wird die Karriere meines Mannes
beendet sein. Ich hätte nie gedacht, daß ich etwas so falsches tun
würde. Was hätten Sie denn getan?«
Frau Ins umarmte ein junges Paar, daß neben ihr angekettet war,
und fuhr fort: »Vor Jahren hatte ich
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