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Die Abenteuer des Röde Orm

Die Abenteuer des Röde Orm

Titel: Die Abenteuer des Röde Orm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Bengtsson
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anderen, und es tut gut, ihnen entgangen zu sein. Hier habe ich nun, was mir bis jetzt stets gefehlt hat: ein Bett zum Schlafen und genug, um mich satt zu essen; darum will ich, wenn ihr mich nicht fortjagt, allezeit bei euch bleiben. Und auch vor dem Getauftwerden fürchte ich mich nicht, wenn ihr meint, daß es sein müsse.«
    Vater Willibald sagte: notwendig sei es gewiß, das stehe außer Zweifel, und er werde getauft werden, sobald man ihn ein wenig in der Lehre Christi unterwiesen habe. Ylva trug ihm auf, Oddny und Ludmilla zu überwachen, denn die trieben sich viel im Freien umher und waren zum Schrecken aller einige Male drunten am Fluß entdeckt worden. Der Knabe übte treu dieses Amt aus und begleitete die Mädchen ständig und überall; ihm schien das eine bessere Arbeit als Pferdehüter zu sein. Er verstand sich besser als jeder andere darauf, kunstvoll zu pfeifen und auch den Ruf der Vögel nachzuahmen, und die Mädchen mochten ihn von Anfang an gern leiden. Wegen seines munteren Sinnes nannte man ihn später Ulf Frohsinn.
    Östen und seine beiden Mannen hatten sich nun soweit erholt, daß sie umhergehen konnten; sie wurden jetzt im Badehaus untergebracht, wo ein Bewaffneter ständig ein Auge auf sie hatte; und nun versuchte Vater Willibald, ihnen einiges von der christlichen Lehre beizubringen. Er sagte Orm nachher: für die Aussaat der Gnade sei in diesen Männern das Erdreich des Herzens äußerst karg gewesen, aber man habe es ja nicht anders erwarten können.
    »Ich bin gewiß nicht hochmütig«, sagte er, »und auf Ehre und Ruhm nicht bedacht, aber ich würde mich für viel Mühe gut belohnt fühlen, wenn ich als erster einen Smaländer taufen dürfte. Daß je dergleichen geschehen ist, hat man noch nie gehört, und im Himmel wäre die Freude darüber groß. Doch scheint es mir sehr ungewiß, ob es mir mit diesen hier glücken wird, denn ihre Bosheit ist über die Maßen groß; daher wäre es recht angebracht, wenn du, Orm, durch ein mahnendes Wort an diesen Östen mir zu Hilfe kommen wolltest.«
    Orm schien dieser Gedanke gut, und er erklärte sich bereit.
    »Und das verspreche ich dir«, sagte er, »sie werden alle drei getauft sein, wenn man sie von Gröning entläßt.«
    »Aber vorher müssen sie sich von mir unterweisen lassen«, sagte Vater Willibald, »und da sitzt der Haken.«
    »Mir werden sie schon zuhören«, sagte Orm.
    Sie gingen miteinander ins Badehaus, und Orm und Östen sahen sich seit dem Kampf nun zum ersten Male. Östen hatte geschlafen, war aber beim Eintritt der beiden aufgewacht; der Kopf war ihm mit Binden umwickelt, die Vater Willibald täglich wechselte. Er richtete sich auf, und den Kopf zwischen den Händen haltend blickte er Orm an.
    »Für mich ist dies eine angenehme Begegnung«, sagte Orm, »denn mein Kopf ist haltbarer gewesen als der deine, und ich habe dir für reiches Gut zu danken, das du mir vor die Haustür gelegt hast. Du aber hattest dir die Sache allerdings wohl anders gedacht.«
    »Es wäre nicht so gekommen, wenn der Junge mich nicht verraten hätte«, sagte Östen.
    Orm lachte. »Wirklich gut, einen Mann wie dich von Betrug reden zu hören!« sagte er. »Aber nun handelt es sich um etwas, worüber ich deine Ansicht hören will. Du hast meinen Kopf haben wollen; und wer hat nun wohl das größte Anrecht auf deinen?«
    Östen schwieg eine Weile, dann sagte er: »In dieser Sache habe ich kein Glück gehabt; und mehr läßt sich darüber nicht sagen.«
    »Und doch hätte es dir noch schlimmer gehen können«, sagte Orm, »wenn dieser heilige Mann nicht gewesen wäre, dem du größten Dank schuldig bist. Als ich erfuhr, daß König Sven aus diesen Gegenden einen Kopf verlangte, da war mein erster Gedanke, ihm den deinen zu senden; aber dieser Priester Christi hier riet mir davon ab. Er hat dir das Leben gerettet und deine Wunde geheilt, aber das genügt ihm nicht: nun will er auch deine böse, smaländische Seele retten. Darum haben wir beschlossen, daß du Christ werden sollst und mit dir deine Mannen. Und du selbst darfst da nicht mitreden, denn dein Kopf gehört mir, und ich tu mit ihm, was ich will.«
    Östen starrte beide finster an.
    »Mein Geschlecht ist groß und mächtig«, sagte er, »und niemand, der ihm zugehört, bleibt ungerächt. Darum wird dir dieses teuer zu stehen kommen; das sollst du wissen; und am meisten wird es dich kosten, wenn du mich zu schimpflichen Dingen zwingst.«
    »Niemand zwingt dich«, sagte Orm, »du selbst hast freie Wahl.

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