Die Abenteuer des Röde Orm
nun hierhergekommen, um eine Weile in seiner Nähe zu sein, und in Irrglauben und Finsternis kehrt ihr zurück, wenn ihr von hinnen geht, um euch in Sünde zu mästen und in allerlei Teufelskram zu schwelgen, bis eure Tage zu Ende sind und Gott euch zu denen zählt, die er nicht kennt. Aber sogar solchen, wie ihr seid, ist Christus bis zuletzt freundlich gesinnt, wenn ihr ihm auch in den meisten Dingen täglich zuwiderhandelt, und darum habt ihr eintreten dürfen in sein Haus. Denn er will wahrhaftig allen Menschen wohl, und als er noch auf Erden war, verwandelte er Wasser in einen guten Festtrank, um seinen Freunden eine Freude zu machen. Nun verhält es sich allerdings so, daß die Zeit, da er euch seine Freundschaft bietet, bald um ist für solche, die sich von ihm abwenden; und bekommen sie seinen Zorn zu fühlen, dann steht es schlimm um sie, weit schlimmer als um den Häuptling und großen Krieger, von dem die Sänger berichten und der in einer Schlangengrube sein Ende fand. Und ihr begreift gewiß, wie gut es für euch wäre, nicht zu diesen zu zählen. Noch sagt er allen, daß er sie in seine Hut nehmen und zu seinem Hausgesinde machen will, wenn sie sich taufen lassen; aber wer sich dem widersetzt, der mag sich selbst die Schuld geben.«
Die Anwesenden lauschten auf Vater Willibalds Worte und flüsterten einander zu, daß vieles von dem, was er gesagt hatte, sich recht verständig anhöre, wenn man auch aus anderem nicht recht klug werden könne. Es war zu merken, daß die älteren Leute am besten aufpaßten; denn die jüngeren, Männer wie Frauen, hielten die Blicke fast unablässig auf Ylva gerichtet. Und das brauchte sie nicht zu verwirren, denn ihre Schönheit stand nun in voller Blüte, alles ging ihr nach Wunsch, sie war zuvorkommend gegen jedermann, und überdies trug sie ein neues Kleid, dessen Mieder mit Seide und Silberfäden eingefaßt war: Dinge, die zum Köstlichsten gehörten, was sich in Ostens Packen gefunden hatte. Um ihren Hals lag die andalusische Kette. Daß man eine solche Frau und einen solchen Schmuck nicht oft zu sehen bekam, ließ sich deutlich in vielen Blicken lesen. Es trug dazu bei, Orm zufrieden zu stimmen.
Als der Priester zu Ende geredet hatte, versuchte Orm einigen der verständigeren Gäste das Geständnis abzugewinnen: wer klug sei, könne nichts Besseres tun, als sich taufen zu lassen; aber er kam damit nicht weiter, als daß einige Leute meinten, es lohne sich, die Sache zu überlegen; und auch später am Tage, als sie anfingen, betrunken zu werden, wollten sie nicht noch mehr darüber sagen.
Der folgende Tag war ein Sonntag, und Vater Willibald unterrichtete die Versammelten über die Werke Gottes und über den Ruhetag: eine Erzählung, der man mit Wohlgefallen zuhörte; als er aber von Christi Auferstehung am Sonntag sprach, fand man es schwieriger, ihm Glauben zu schenken.
Darauf wurde Harald Ormsson in der Kirche getauft; Äsa trug ihn hinein und Vater Willibald ging so feierlich wie möglich zu Werk und übertönte mit seinen lateinischen Gebeten des Kindes Geschrei, so daß die Anwesenden ihm angstvoll zuhörten. Als das überstanden war, trank man auf das Glück des Täuflings und zum Gedächtnis der großen Helden – Harald Blauzahns, Sven Rattennases und Ivars, des Weitgreifenden –, deren Blut in den Adern dieses Kindes rann.
Nun ging man aus der Kirche, um zuzuschauen, wie drunten am Fluß die Smaländer getauft wurden. Östen und seine beiden Gefolgsleute wurden aus dem Badehause geholt und mußten ein Stück ins Wasser hineinwaten. Dort standen sie barhäuptig und mit finsteren Mienen in einer Reihe, und vor ihnen, auf der Waschbrücke, stand Vater Willibald und neben ihm Rapp, der zwei Speere in der Hand hielt für den Fall, daß jene den Versuch machten zu entkommen. Vater Willibald sprach über ihnen ein Gebet, wobei ihm vor Glück und Eifer die Stimme bebte, denn für ihn war es ein großer Tag; dann befahl er den dreien, die Köpfe zu beugen, worauf er einem nach dem andern mit einem Schöpfgefäß Wasser über das Haar goß. Als er damit fertig war, segnete er sie, indem er ihnen, so wie sie dastanden, die Hände auf den Kopf legte, und schließlich beugte er sich vor und gab einem jeden den Bruderkuß auf die Stirn.
Ohne eine Miene zu verziehen, ließen sie das alles über sich ergehen, als bemerkten sie kaum Vater Willibald und sein Tun und erst recht nicht die Zuschauer am Strande.
Als sie wieder auf trockenem Boden standen, sagte Orm zu
Weitere Kostenlose Bücher