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Die Abenteuer des Röde Orm

Die Abenteuer des Röde Orm

Titel: Die Abenteuer des Röde Orm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Bengtsson
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Willst du, daß der heilige Mann, der dir bloß Gutes getan hat, dir Wasser über den Kopf gießt? Oder hättest du’s lieber, daß man deinen Kopf in einen Sack steckt und ihn zu König Sven bringt? Ich verspreche dir, daß er sorgfältig verpackt, in gutem Zustand anlangen wird, so daß König Sven gleich wird sehen können, wem er einst gehört hat. Ja, es wäre vielleicht am besten, ihn einzusalzen, denn an Salz ist jetzt bei mir kein Mangel.«
    »Keiner meines Stammes ist je getauft worden«, sagte Östen. »Christen gibt es nur unter Knechten.«
    »So wisse«, sagte Orm, »daß Christus selbst gesagt hat, es sollen alle getauft werden; sogar die Smaländer. Vater Willibald kennt den Wortlaut.«
    »So hat er gesagt«, stimmte Vater Willibald zu. »Geht hinaus in alle Welt, heißt es, und lehret alle Völker und taufet sie. Und er hat ferner auch dies gesagt: Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig werden, aber wer nicht glaubt, der kommt in die Hölle.«
    »Da hörst du’s«, sagte Orm. »Es ist so, wie ich dir sage:
    >Kopflos fährst du
zur Hölle,
netzt dich nich t heiliges Wasser.<«
    »Deine Sünde ist groß und deine Bosheit ist schwarz«, sagte Vater Willibald. »Aber es steht um die meisten in diesem Lande nicht besser. Wirst du aber getauft, so kannst du dennoch dank der Gnade Christi zu den Guten zählen, wenn Er aus den Wolken herabkommt, um alle Menschen zu richten. Und bis dahin dauert es nun nicht mehr lange.«
    »Und du sollst wissen«, sagte Orm, »daß Gottes Hand mit dir sein wird, sobald du getauft bist. Und seine Hand ist stark, das hast du selber bei deinem Anschlag gegen mich spüren können. Erst seit ich begann, mich zu Christus zu halten, ist mir alles richtig geglückt. Du brauchst bloß den alten Göttern abzusagen und statt dessen diese Worte im Munde zu führen: Es ist kein anderer Gott als Gott, und Christus ist sein Prophet.«
    »Nein doch: nicht sein Prophet, sondern sein Sohn«, sagte Vater Willibald streng.
    »Sein Sohn«, verbesserte Orm sich schnell. »So heißt es, das weiß ich ja. Aber ich sprach schnell, so daß die Zunge mir nicht gehorchte. Denn als ich im Lande der Andalusier meinem Herrn Almanzur von Cordova diente, hielt ich mich an eine falsche Lehre. Das ist aber schon lange her, und nun sind es schon vier Jahre, daß ich von einem heiligen Bischof in England getauft wurde; und seither hat Christus mir gut beigestanden. Er gibt mir meine Feinde in die Hand, so daß nicht bloß solche wie du vor mir machtlos sind, sondern sogar König Sven. Und noch viel anderes ist mir zuteil geworden. Gewiß: Glück zu haben, ist mir von Geburt her bestimmt, aber dennoch habe ich einen großen Unterschied merken können.«
    »Daß du mehr Glück hast als ich, muß ich zugeben«, sagte Östen.
    »Aber ich habe erst wirklich Glück, seit ich getauft worden bin«, sagte Orm. »Denn früher, als ich bloß von der alten Lehre wußte, kam ich oft in schwere Not, und zwei Jahre lang bin ich als Sklave auf einem Schiff Almanzurs mit Eisen an die Ruderbank gefesselt gewesen. Allerdings: dieses Schwert, das du hier siehst, habe ich dort gewonnen, und eine bessere Waffe als diese gibt es nicht. Denn sogar Styrbjörn, er, der besser als alle anderen sich auf Schwerter verstand, sagte, als er es bei König Harald in der Hand hielt, daß er noch nie eine bessere Klinge gesehen habe; und doch schien sie mir eine nur kärgliche Entschädigung für alles, was ich ertragen mußte. – Dann hielt ich mich, wie Almanzur, mein Herr, es befahl, an die Lehre der Andalusier; und da gewann ich eine Halskette, die ein sehr großer Schatz ist. Aber um dieser Kette willen bin ich bei König Harald im Zweikampf auf den Tod verwundet worden, trotzdem ich eine gute andalusische Brünne trug; und ohne die Hilfe dieses heilkundigen Priesters wäre ich an meinen Wunden gestorben. Dann endlich wurde ich getauft und kam zur Gefolgschaft Christi; und da gewann ich König Haralds Tochter, die ich für den größten meiner Schätze halte. Und du selbst hast ja sehen können, wie Christus mir zu allem verholfen hat, was du hier heraufgeschleppt hast. Wenn du nur ein wenig Vernunft besitzest, so begreifst du ja wohl selbst, daß du durch die Taufe nicht verlieren wirst; im Gegenteil, du gewinnst dabei, auch wenn du das Behalten deines Kopfes nicht sonderlich hoch anschlägst.«
    Das war die längste Predigt, die Orm je gehalten hatte, und Vater Willibald sagte ihm nachher, daß er – als Neuling, der er war

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